Predigt im Gottesdienst am 17. So. nach Trinitatis, 26.9.2021 zu Römer 10, 9f von Pastor Horst Seivert

Mon, 27 Sep 2021 10:33:27 +0000 von Horst Seivert

Liebe Gemeinde!

Das Wort „Glauben“ hängt sprachlich mit dem Wort „Geloben“ zusammen, was soviel wie „sich hingeben“ oder „sich anvertrauen“ bedeutet.
Glauben ist in diesem Sinne  nicht wie „meinen“ zu verstehen: „Ich glaube, dass morgen schönes Wetter ist“, sondern Glauben bedeutet Vertrauen, Hingabe. Ich glaube dir heißt ich vertraue dir. Ich glaube an Gott heißt dann ich vertraue Gott.
 
Sehr häufig benutzen wir dieses Wort.
Ohne Glauben, sprich Vertrauen, funktioniert das Leben nicht. Ich will es mit einigen Beispielen verdeutlichen:
Ich setze mich ins Auto. Nach einigen Kilometern bin ich auf der Autobahn. Kein Stau, alles frei, sehr gute Straßenverhältnisse. Ich kann Gas geben. Ruhig rollt mein Wagen mit 130 Stundenkilometern dahin. Was  aber ist eigentlich, wenn sich jetzt ein Rad löst? Ich würde sehr wahrscheinlich einen schlimmen Unfall haben und womöglich noch andere Menschen mit hineinziehen.  Aber ich glaube daran,  dass die Werkstatt alle Schrauben fest angezogen hat. Ich glaube überhaupt daran, dass die Verarbeitung des Autos fehlerfrei ist. Für diesen Glauben setze ich, immer wenn ich losfahre, mein Leben aufs Spiel. Hundertprozentig prüfen kann ich das nicht, schon gar nicht vor jeder Fahrt. Aber wenn ich wieder gesund zu Hause angekommen bin,  habe ich die Gewissheit, dass mein Glaube richtig war. Jedenfalls soweit.
 
So glauben wir jeden Tag.
Wir trinken Kaffee und essen Speisen, die uns serviert werden. Wir haben sie vorher nicht auf Gift geprüft.
Wir betreten Häuser im festen Vertrauen, dass sie nicht gerade jetzt einstürzen.
Wir können nicht alles vorher absolut sicher wissen. Wir wagen  Vertrauen und erfahren, ob dieses Vertrauen gerechtfertigt ist oder nicht.
So funktioniert das Leben. Es besteht aus lauter kleinen und großen Glaubenswagnissen.
 
Glauben ist also eine Grundbewegung des Lebens. Ohne Glauben funktioniert unser Leben nicht. Jeder  Mensch glaubt dauernd. Glauben ist lebensnotwendig wie das Atmen und das Essen.
Ich glaube an Gott bedeutet, ich vertraue Gott, ich habe Vertrauen, dass Gott mich trägt und hält und die Grundlage meines Lebens ist, etwas Bergendes und Bewahrendes.
 
Und so hat  das Bekenntnis des Glaubens seinen  festen Platz in jedem Gottesdienst: so auch heute. „Ich glaube an Gott, den Vater…ich glaube an Jesus Christus…und ich glaube an den Heiligen Geist.
Das Glaubensbekenntnis ist keine leere Formel, es ist die Zusammenfassung dessen, was wichtig, ja heilsnotwendig ist im Leben und im Sterben.
So heißt es im heutigen Predigtext aus dem Römerbrief: „Wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und du in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.“
Wer bekennt und glaubt, wird gerettet. Wer glaubt, wird glücklich, dessen Leben wird einen Sinn haben.
Ich glaube nicht, dass unsere Welt zufällig entstanden ist, sondern daran, dass Gott sie geschaffen hat, dass Gott selbst dem Menschen seinen Atem eingehaucht hat.
Ich glaube, dass Gott seinen Sohn Jesus Christus zu uns geschickt hat, um uns zu erlösen. Und ich glaube fest daran, dass mit dem Tod nicht alles aus ist, dass es ein Leben bei Gott gibt, fern ab von allem Leid. Ich glaube an die Auferstehung.
 
Soweit,  so gut. Aber ist das denn immer so einfach? Fällt uns glauben immer so leicht? In guten, erfüllten Zeiten fällt es uns vermutlich leichter an Gott zu glauben, der es gut mit uns meint. Was ist aber in Zeiten der Not, der Krankheit, des Leides und Todes? Da fällt es uns dann nicht mehr so leicht. Ja, wir hadern da eher mit Gott und zweifeln an seiner Existenz, daran, dass er etwas ändern kann in unserer Welt, in unserem Leben.
Glaube und Zweifel sind Geschwister. So wie es folgende Geschichte zeigt:
/Erzählung: Gibt es ein Leben nach der Geburt?/ Da unterhalten sich Zwillinge im Bauch der Mutter:
 
„Sag’ mal, glaubst Du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?“  fragt der eine Zwilling. 

„Ja, auf jeden Fall! Hier drinnen wachsen wir und werden für das, was draußen kommen wird, vorbereitet“, antwortet der andere Zwilling. 

„Ich glaube, das ist Blödsinn!“ sagt der erste. „Es kann kein Leben nach der Geburt geben – wie sollte das denn bitteschön aussehen?“ 

„So ganz weiß ich das auch nicht. Aber es wird sicher viel heller als hier sein. Und vielleicht werden wir herumlaufen und mit dem Mund essen?“ 

„So einen Unsinn habe ich ja noch nie gehört! Mit dem Mund essen, was für eine verrückte Idee. Es gibt doch die Nabelschnur, die uns ernährt. Und wie willst du herumlaufen? Dafür ist die Nabelschnur viel zu kurz.“ 

„Doch, es geht bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders.“ 

„Du spinnst! Es ist noch nie einer zurückgekommen nach der Geburt. Mit der Geburt ist das Leben zu Ende, Punktum.“ 

„Ich gebe ja zu, dass keiner weiß, wie das Leben nach der Geburt aussehen wird. Aber ich weiß, dass wir dann unsere Mutter sehen werden, und sie wird für uns sorgen.“ 

„Mutter???? Du glaubst doch wohl nicht an eine Mutter? Wo ist sie denn bitte?“ 

„Na hier – überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein!“ 

„Quatsch! Von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt, also gibt es sie auch nicht.“ 

„Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören. Oder spüren, wenn sie unsere Welt streichelt.“   

"Denn wer mit dem Herzen glaubt, wird gerecht. UInd wer mit dem Mund bekennt, wird selig."
Amen
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