Erntedank 2021 zu 2.Kor.9,6-15 (in Auswahl)
In dem heutigen Predigttext geht es darum, dass Paulus um eine Spende in der Gemeinde in Korinth wirbt. Eine Kollekte für die Jerusalemer Christen. Weil die Korinther sich als reich Beschenkte betrachten dürfen, können sie abgeben von ihrem Reichtum an andere….
„Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen…einen fröhlichen Geber hat Gott lieb…so werdet ihr reich sein in allen Dingen, zu geben in aller Lauterkeit, die durch uns wirkt Danksagung an Gott.“
Liebe Gemeinde!
Liebe Gemeinde!
Schon auf den ersten Blick nehmen wir es wahr: Heute ist Erntedank. Das Fest fällt regelrecht in die Augen. Der Altarraum unserer Kirche bietet heute ein buntes Bild. Er ist mit Gaben geschmückt, die aus der Gemeinde herbeigebracht wurden. Vielen Dank an die, die unserer Bitte dazu gefolgt sind! Danke auch an den Handarbeitskreis, der den Erntekranz frisch gebunden hat.
Alle diese Gaben machen anschaulich, dass wir Gott dankbar sind für die Ernte dieses Jahres und für unser tägliches Brot. Ganz alltägliche Lebensmittel sind es, die heute um den Altar herum zu sehen sind: Äpfel, Nüsse, Gemüse, Kornähren, Kürbis, Zuchini, Blumen….
Was wir täglich in unseren Geschäften oder mittwochs und sonnabends auf dem Wochenmarkt kaufen, um uns davon zu ernähren, das sehen wir heute hier, aber eben mit anderen Augen als den Augen des Käufers, der Köchin oder der Hausfrau an. Was wir Tag für Tag zu uns nehmen, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt, dass das alles reichlich, sogar überreichlich da ist, das verliert am Erntedankfest seine alltägliche Selbstverständlichkeit: Wir leben von dem, was wir nicht machen können. Wir bleiben angewiesen auf den Segen, der uns unverdient zuwächst.
In der Bibel geht es oft um das Sattwerden. Die Psalmen loben die Fülle in der Schöpfung, dass Gott seine Menschen sättigt, so wie Psalm 104, den wir vorhin gebetet haben. Jesus, das Brot des Lebens, erinnert in seinen Worten daran, dass die Versorgung von Hungernden und Dürstenden zur Nachfolge gehört. Und dass es um mehr als Essen und Trinken geht.
Wir leben nicht vom Brot allein, also nicht nur von dem, was wir essen, sondern auch von anderen Dingen. Wir sehen auf dem Altar auch die aufgeschlagene Bibel. In ihr heißt es: Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein, sondern auch von dem Wort Gottes. Dazu gehören Liebe und Freundschaft, Zuwendung und verstanden werden, Treue, Hilfsbereitschaft...
Über dem heutigen Erntedankfest steht die Überschrift: „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“.
Dieser Satz hat es in unserer Gesellschaft als Werbeträger gewiss nicht leicht und doch ruht Segen auf dem, was einer gibt, mehr als auf dem Nehmen. Und das haben schon viele Menschen erfahren.
„Geben bringt Segen!“ Dafür wirbt Paulus in der Gemeinde Korinth. Er will die Menschen dazu bewegen, eine Kollekte zu sammeln für die Jerusalemer Urgemeinde. Er sagt: „Gott gibt alles, was wir brauchen. Wir sind reich Beschenkte. Jedes einzelne Leben von uns ist ein Geschenk, eine Gabe. Auch unsere Fähigkeiten und Begabungen, was wir können, wozu wir Talent haben, sind eine Gabe Gottes. Gott hat uns unser Leben geschenkt. Er gibt uns das, was wir zum Leben brauchen, ja noch mehr als das.
Wir haben sicher längst gemerkt: Dies sagt Paulus nicht nur den Korinthern damals vor fast 2000 Jahren, sondern auch uns heute. Weil unser Leben ein Geschenk, eine Gabe Gottes ist, darum können und sollen auch wir von dem, was uns gegeben wird, was wir in Empfang nehmen, weitergeben. Geben bringt Segen.
Das hat schon mancher erlebt: Welche Freude im Geben liegt. Zu wissen: ich bin reich beschenkt und gerade darum kann ich anderen von diesem Reichtum abgeben. Das erfüllt mich, macht mich glücklich. Darauf ruht Segen.
Ein Mann erzählte mir einmal folgendes: Nachdem unser Sohn gestorben war, stand sein Fahrrad schon eine ganze Zeit lang in der Garage. Wir konnten uns lange nicht davon trennen, weil es uns die ganze Zeit an unseren Sohn erinnerte. Nun aber wollen wir es einem Bedürftigen schenken und hoffen ihm damit eine Freude zu bereiten.
Geben bringt Segen und „einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“
Im Zusammenleben von uns Menschen braucht
es daher die Fähigkeit, die Gaben miteinander zu teilen. Das bewahrt uns vor Egoismus, es stiftet Gemeinschaft. Zu wissen: mit meiner Kollekte im Gottesdienst unterstütze ich Menschen, die bedürftig sind, denen es nicht so gut geht. Ich denke nicht nur an mich, sondern auch an andere. Das macht mein Leben reicher: Reicher an Werten, reicher an Beziehung. Und oft genug bekommen ich viel davon zurück. Viel an Freude, an Dankbarkeit. Das ist die Botschaft von Erntedank. Amen