Andacht

Liebe Leserin, lieber Leser!

„Du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.“ (Psalm 63,8)
 
Eine ältere Dame erzählte mir einmal von ihrem um zehn Jahre älteren Bruder. Sie sagte: „Er war der große Baum, der mir Schatten gespendet und mich beschirmt hat von meiner Geburt an.“
Was Schatten bedeutet, wissen wir gegenwärtig sehr zu schätzen, die Sommerhitze wird in den letzten Jahren immer heftiger und ist manchmal schier unerträglich. Da ist es gut, sich im Schatten der Bäume unterstellen zu können. Doch manchmal können auch die Bäume keinen Schatten mehr spenden.  Viele verlieren nach den Jahren der Hitze und Dürre die Blätter und kämpfen selbst ums Überleben, oder haben den Kampf schon verloren. Da ist nichts mehr mit Zuflucht oder gar Frohlocken.                                               
 
Wie viel stabiler ist das Angebot Gottes, unter dem Schatten seiner Flügel Zuflucht zu finden. Die Psalmbeter greifen dieses Bild nicht nur einmal auf. Sie haben die Erfahrung gemacht: Gottes Schutz ist Leben spendend. Unter Gottes Flügel finden wir Menschen den Raum, in dem wir uns entfalten können, Leben gestalten und bewahren können. Wir schreiben unser Wohlergehen oft unseren Leistungen zu. Wenn es mal nicht rund läuft, sind die Verantwortlichen schnell gefunden. Es sind dann immer die anderen, oder die Umstände. Wir sagen: Was kann ich dafür, dass wir unter der aus den Fugen geratenen Natur oder der Welt zu leiden haben?
 
Wir brauchen Hilfe, die Gott uns geben kann: Du bist mein Helfer, Gott, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich. Du schenkst mir den Raum, in dem ich mein Leben in Verantwortung gegenüber deiner Schöpfung und deiner Geschöpfe gestalten kann.
 
In diesem Sinne grüße ich Sie und wünsche Ihnen Gottes Segen!


                                                                                
                                                                                           Ihr Pastor Seivert
Liebe Leserinnen und Leser!

"Alle guten Gaben, alles, was wir haben, kommt, oh Gott, von dir, wir danken dir dafür.“ 
Es scheint fast aus der Mode gekommen zu sein, aber auch heute sprechen mache Christinnen und Christen vor dem Essen ein Tischgebet. Lebensmittel sind im Überfluss verfügbar zumindest in unserem Teil der Welt. Aber das war nicht immer so. Schon zu biblischen Zeiten haben Dürren und Ernteausfälle das Leben der Menschen bedroht. „Unser tägliches Brot gib uns heute“, darum bitten wir seit 2000 Jahren im Vaterunser. Und auch heute noch hungern Menschen in vielen Teilen der Welt, der menschengemachte Klimawandel verschlimmert ihre Situation.
„Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle“ (1. Mose 27,28) ist ein Segen, den Isaak seinem Sohn Jakob zuspricht. Er erinnert daran, dass das, was wir zum Leben haben, von Gott kommt. Dafür danken Christinnen und Christen Gott mit Dankpsalmen, mit Tischgebeten oder mit Erntedankfesten, wie Menschen sie seit Jahrhunderten feiern. 
Dank bringt Glück und Freude zum Ausdruck darüber, dass Gott uns mit all dem versorgt, was wir zum Leben brauchen. Daher erinnert die Bibel daran, dankbar zu sein. Gegenüber Gott, wie auch gegenüber unseren Mitmenschen. Und sie fordert zugleich dazu auf, Gottes Schöpfung zu bewahren, anstatt sie auszubeuten und zu zerstören. Damit auch künftige Generationen ihrer Lebensgrundlage nicht beraubt werden und sie Gott „Danke“ sagen können.                                 
                                          
                                          Es grüßt herzlich Ihr und Euer Pastor Seivert
Liebe Leserin, lieber Leser!
 
 
Der nicht enden wollende Krieg in der Ukraine macht vielen Menschen Angst, auch mir. Wohin soll das alles noch führen? Schwere Waffen werden pausenlos an das seit einem Jahr geschundene Land geliefert. Es muss sich schließlich vor seinem Aggressor wehren. Doch die Angst, dass auch andere Länder, auch Deutschland, in den Krieg verwickelt werden, erzeugt großes Unbehagen in mir. 
Was können wir tun, damit das aufhört?
Es leben in unserem Land immer noch Menschen, die den zweiten Weltkrieg am eigenen Leib erfahren mussten.  Viele haben Verfolgung und Flucht erlitten. Wenn sie von dieser Zeit erzählen, spüren wir, wie schrecklich diese Kriegsjahre für sie waren. Sie haben Elend, Leid, Trauer und Angst über die Menschen gebracht.   
Überall auf der Welt, wo es Kriege gibt, ist das bis heute immer noch so. Können wir überhaupt etwas tun, damit es auf unserer Welt gerechter und friedlicher zugeht? Ich denke wir können eine Menge tun: 
1. Wir können Krieg und Gewalt verurteilen, wir können vor allem für den Frieden beten und wir sollten Friedensverhandlungen führen, an deren Ende ein Kompromiss gefunden werden kann, mit dem alle leben können.       
2. Wir können an Menschen erinnern, die sich für Frieden und Gerechtigkeit eingesetzt haben wie Mahatma Gandhi, wie Martin Luther King, oder wie Jesus Christus.
3. Ältere Menschen können jüngeren erzählen, wie furchtbar der Krieg war und wie sehr Menschen gelitten haben. 
 
„Selig sind die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Matthäus 5,9), sagt Jesus in seiner Bergpredigt.   
 
Ich wünsche Ihnen und uns allen, dass wir Gottes Kinder sein können, an denen ER ganz besonders Freude hat.               
 
                                                                                                      Es grüßt herzlich Ihr und Euer Pastor Horst Seivert 

Liebe Leserin, lieber Leser!

Ist es nicht so? Eine Flasche Wasser im Supermarkt ist etwa 50 Cent wert. Die gleiche Flasche in einer Bar kostet 2,50 Euro. In einem guten Restaurant oder Hotel kann sie bis zu vier Euro wert sein. An einem Flughafen oder im Flugzeug werden möglicherweise sieben Euro berechnet. Die Flasche und die Marke sind gleich, nur der Ort ändert sich. Jeder Ort gibt dem gleichen Produkt einen anderen Wert.
„Wenn du das Gefühl hast, nichts wert zu sein und alle um dich herum dich herabsetzen, wechsle den Platz, bleib nicht dort. Habe den Mut, den Ort zu wechseln und gehe in einen Ort, an dem du den Wert erhältst, den du verdienst. Umgib dich mit Menschen, die deinen Wert wirklich schätzen. Gib dich nicht mit weniger zufrieden. Du bist wertvoll, selbst dann, wenn niemand um dich herum dies zu schätzen weiß.“ (Autor unbekannt)
Ja, so ist es. Der Ortswechsel gehört zur Natur des Lebens. Schon immer war die Bibel voll von Ortswechselgeschichten. Abraham bricht in hohem Alter aus seiner Heimat auf, um in ein anderes Land zu gehen, auch das Volk Israel zieht aus Ägypten in das Land der Väter zurück. Und auch im Neuen Testament haben wir es mit Positionswechseln zu tun. Lazarus, Zachäus oder auch Bartimäus. Sie ließen sich von Jesus auf eine neue Position, in eine neue Situation hinein berufen. In alledem bleibt die Treue und Güte Gottes verlässlich: „Gedenkt nicht an das Frühere. Denn siehe, ich will Neues schaffen. Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.“ (Jesaja 43,18-19)
Positionswechsel damit Gott sich uns zeigen kann und wir sehen dürfen, wie wertvoll wir für ihn sind. Jeder Gottesdienst, den wir feiern, soll ein Positionswechsel sein oder dazu ermutigen: „Kommt mit ins Licht Gottes, verlasst eure Position und stellt euch dorthin, wo Gott und die Welt euch neu schätzen darf!“
Auch wenn das manchmal mühsam ist und uns manches Hindernis zwischen die Füße geworfen wird, wir hoffen und beten, dass sich Türen öffnen, die uns bisher als verschlossen erscheinen. Nutzen wir die kommende Zeit im Advent und Weihnachten dazu, uns neu zu positionieren.
                                                                                                             Es grüßt herzlich Ihr und Euer Pastor Horst Seivert                                      
Liebe Leserinnen und Leser!
 
Es ist Mitte Mai, ich sitze im Garten und genieße die Wärme und das frische Grün der erwachenden Natur. In Deutschland herrscht Frieden, aber nur einige Hundert Kilometer östlich tobt ein unerbittlicher Krieg mit vielen schmerzlichen Verlusten. Ausgelöschte Leben, zerstörte Städte und Dörfer, kaputte Infrastruktur, Leid, Vertreibung, Not und Elend. Gegenwärtig ist nicht abzusehen, ob dieser Krieg ein baldiges Ende haben wird, zumal er durch immer schwerere Waffen, nun auch aus Deutschland, unterstützt wird. Irgendwann wird auch dieser Krieg enden, so wie das bei jedem Krieg bisher gewesen ist, aber bis dahin….

Wie auch immer man zu den Waffenlieferungen stehen mag, verstehen kann man schon, dass sich ein Land wehren und verteidigen will, ja muss. Vielleicht ist einem Aggressor wie W. Putin tatsächlich nur durch solche Härte zu begegnen und kann ihn zum Einlenken bringen. Die Geschichte wird es uns irgendwann zeigen. 
Dennoch:  Als Christ, der ich die „Seligpreisungen“ Jesu kenne, kann und werde ich mich mit Leib und Seele immer für den Frieden einsetzen.  „Selig sind die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“  (Matthäus 5,9). Um diesen Frieden will ich daher mit den Worten nach Franz von Assisi beten: 
 
„Gott, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens, dass ich Liebe übe, wo man sich hasst, dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt, dass ich verbinde, da, wo Streit ist, dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht, dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt, dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält, dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert, dass ich Freude mache, wo der Kummer wohnt.“
                                          
                                                                                                        Es grüßt herzlich Ihr und Euer Pastor Seivert
"Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen."  (Epheser 6,18)  - Monatspruch März 2022

Liebe Leserinnen und Leser!

Seien Sie herzlich gegrüßt!
Wie schnell doch die Zeit vergeht. Für mich manches Mal viel zu schnell. Kaum zu glauben, dass wir uns inzwischen schon im dritten Coronajahr befinden. Viele haben gelernt, mit diesem Virus umzugehen und zu leben und dabei das Beste daraus zu machen. Manche aber hat es hart getroffen, sei es, dass sie selbst erkrankt sind, sei es, dass sie Nachteile finanzieller oder anderer Art in Kauf nehmen mussten, oder einen lieben Menschen verloren haben. Eines ist uns allen gemeinsam: Wir sind müde geworden und wünschen uns nichts so sehr als ein wenig mehr Normalität. Wir hoffen und beten, dass dies in der bevorstehenden wärmeren Jahreszeit der Fall sein wird. 
Der Monatsspruch für März mahnt uns, mit dem Beten nicht aufzuhören, sondern dranzubleiben und auch die Fürbitte für andere Menschen nicht zu vergessen: „Hört nicht auf, zu beten und zu flehen und bittet für alle.“
Es werden hin und wieder Witze darüber gemacht, dass jemand betet und nicht gleich Wünsche in Erfüllung gehen. Doch das Gebet ist keine Zauberformel, kein Automat, der mir sofort das Gewünschte gibt. „Gib mir nicht, was ich mir wünsche, sondern was ich brauche“, heißt es in einem Gebet von Antoine de Saint-Exupery. Das setzt allerdings Vertrauen in Gott voraus. Dieses Vertrauen wünsche ich mir, Euch und  Ihnen.


                                                                                                                                                 Ihr und Euer Pastor Seivert

Andacht

Die Jahreslosung für das neue Jahr 2022 lautet:  „Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“  (Johannes 6,37)

„Draußen vor der Tür“, heißt das Theaterstück, das Wolfgang Borchert im Herbst 1946 geschrieben hat. Ein junger Mann namens Beckmann kehrt zurück nach Deutschland. Beckmann war im zweiten Weltkrieg Soldat, dann in russischer Gefangenschaft. Von alledem schwer gezeichnet, findet Beckmann nicht mehr in sein altes Leben zurück, weil er überall abgewiesen wird. Er bleibt draußen vor der Tür, wo er stirbt ohne Wärme, ohne Antwort. 
 

Einer Mutter ist es im Beisein ihrer Freundinnen peinlich, dass ihr Sohn mit schmutzigen Händen vor ihr steht. Sie schickt ihn mit einem Tadel weg. Wie wird der sich wohl gefühlt haben? Er hatte mit seinen Freunden Fußball gespielt und wollte nur mal schnell seine Mutter begrüßen, die in der Nähe bei einem Kaffeeklatsch war. Seine schmutzigen Schuhe hatte er extra draußen vor der Tür stehen lassen.
 
Ich bin froh und gewiss, dass ich zu Gott immer kommen kann, auch mit schmutzigen Händen oder mit meinen Problemen, so wie ich bin. Jesus hat das seinen Zeitgenossen vorgelebt. So durften Mütter mit ihren Kindern zu ihm, obwohl seine übereifrigen Jünger das verhindern wollten. Mit den Worten „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid!“ (Matthäus 11,28) lädt Jesus auch heute zu sich und zu Gott ein. Ein blinder Bettler darf zu ihm und erfährt Heilung. Und ein Vater läuft seinem verloren geglaubten Sohn voll Freude entgegen.
 
Herzlich grüße ich Sie und Euch und wünsche allen frohe Weihnachten und ein gesegnetes neues Jahr!
                                                                                                                                    Ihr/ Euer Pastor Seivert

Andacht

Oft lebe ich in den Tag hinein und denke gar nicht groß über die Welt nach. Alles ist doch selbstverständlich, oder? In einer Zeit, in der überall Rechte eingefordert, Ansprüche machtvoll vertreten und Zuteilungen selbstverständlich erwartet werden, bin ich da noch zur Dankbarkeit verpflichtet? 
Wem soll ich dankbar sein und warum? Für etwas, was mir doch zusteht.  Oder noch einfacher: Wenn ich mir etwas erarbeitet oder es pünktlich bezahlt habe, dann ist doch ein Dank unnötig, oder? Ich zahle dem Staat die fälligen Steuern, nun kann ich auch verlangen, dass er mir beisteht, wenn ich Hilfe brauche. Im Notfall schlage ich auf die Trommel und fordere meine Rechte, bis ich bekomme, was mir zusteht.

Aber gibt es nicht vieles was nicht mit Geld aufgewogen werden kann?                                                            Denn nichts ist selbstverständlich, das meiste wird uns doch gegeben, ist Geschenk. Nichts steht mir von vornherein zu, ich kann auf keine Ansprüche oder Rechte pochen. Gerade darum möchte ich nicht auf das Wort „Danke“ verzichten. 
Ich weiß, wie reich ich beschenkt bin und dass ich das meiste eben nicht mir oder anderen Menschen zu verdanken habe, sondern dem Geber aller Gaben, Gott. 
Natürlich: es gibt Not in der Welt, viele Menschen leiden an der Ungerechtigkeit.  Doch das liegt nicht an den Grundbedingungen der Schöpfung, sondern vielmehr daran, dass es der menschlichen Gesellschaft nicht gelungen ist, eine Ordnung zu schaffen, die dafür Sorge trägt, die Ressourcen so zu nutzen und zu verteilen, dass alle sich beschenkt und bereichert fühlen.
 
Es grüßt herzlich Ihr und Euer Pastor Seivert

Gedanken zum Impfen

Nun nimmt auch in unserem Land das Impfen Fahrt auf. Endlich. Eine Million Impfungen pro Tag. Das lässt hoffen auch für uns Jüngere. Auch ich,   61 Jahre alt, habe mich vor ein paar Tagen dazu angemeldet. Mal sehen, wie lange es dauert, bis ich dran bin. Doch dass ich mich impfen lassen möchte, das ist klar. Ich gehöre nicht zu den 25% Impfgegnern. Dazu ist mir meine Gesundheit und die anderer viel zu wichtig.
Ich frage mich:  Würde Jesus sich impfen lassen? Schön wäre es, eine direkte Antwort zu bekommen! Allerdings haben sich vor 2000 Jahren viele unserer ethischen und medizinischen Fragen noch nicht gestellt. Und doch kann die Frage „Was würde Jesus dazu sagen?“ uns auch heute ein Kompass sein für die Richtung, in die wir als Christinnen und Christen gehen und wie wir handeln.
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“, so wird Jesus zitiert. Diese Grundregel ist sehr wichtig für unser christliches Zusammenleben. Sich selbst zu lieben ist meistens einfach. Die Nächstenliebe ist schwieriger als die Eigenliebe. Jesus hat die besonders Verletzlichen in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Unsere Nächsten, die wir lieben sollen, sind auch die Menschen, deren Leben in Gefahr ist. So wie Jesus redet und handelt, wie er Menschen heilt und auf das Reich Gottes hinweist, in dem es keine Krankheit und selbst den Tod nicht mehr geben wird, gilt der Vorrang des Lebens vor dem Tod. Für jede und jeden.
Aus christlicher Sicht tragen wir sowohl Verantwortung für das eigene Leben als auch für das Leben der anderen! Niemand ist eine Insel. Unser Zusammenleben in der Gesellschaft gelingt nur, wenn wir uns als Gemeinschaft verstehen und aufeinander Rücksicht nehmen. Das Leben der anderen ist genauso viel wert wie unser eigenes Leben.
Wenn wir uns impfen lassen, schützen wir uns und die anderen, die unsere Nächsten sind, wenn wir ihnen im Supermarkt, auf der Straße oder im Gottesdienst begegnen. Diese Menschen sind noch nicht in Lebensgefahr, aber ich kann sie durch Ansteckung dahin bringen! Je mehr Menschen sich impfen lassen, desto weniger Tote müssen wir betrauern.
Ja, es könnte Nebenwirkungen geben. Aber sich zu drücken und nur die anderen die Ärmel hochkrempeln zu lassen, ist unfair. Sich impfen zu lassen ist mehr als eine persönliche Entscheidung: Ich schütze meinen Nächsten wie mich selbst.                                                           
                                                                                                      Pastor Seivert

Andacht von Pastor Seivert

Bleib behütet!

Schon seit einem Jahr üben wir uns im Abstandhalten. Es sind neue Begrüßungs- und Abschiedsrituale entstanden.

„Wie geht es Dir? Bist Du gesund und Deine Lieben auch?“, werde ich oft als erstes gefragt, wenn ich jemanden treffe. Man berührt sich mit den Ellenbogen oder seitlich am Fuß und muss dabei lachen. „Fühl dich herzlich umarmt!“ sagen andere und lächeln besonders freundlich, als wollten sie die fehlende Berührung wettmachen. Ja, es stimmt, ich vermisse die Begrüßung per Handschlag, oder eines Freundes, den ich lange nicht gesehen habe, ihm spontan um den Hals zu fallen. Aber die Wertschätzung und Anteilnahme aneinander findet in diesen Zeiten neue Wege, und das gibt mir Hoffnung.

Besonders freue ich mich, wenn mir jemand beim Abschied ein „Bleib behütet!“ mit auf den Weg gibt. Das bedeutet viel mehr als „Alles Gute!“, was man sich ‚früher‘ – vor Coronazeiten – manchmal auch etwas gedankenlos zugerufen hat, bevor man auseinanderging.

„Bleib behütet!“, das ist ein kleiner, liebevoller Segen, und ruft uns ins Gedächtnis, wie verletzlich das Leben sein kann. Wir haben es nicht in der Hand, ob uns Gutes widerfährt, oder ob wir durch ein finsteres Tal müssen. „Bleib behütet!“ – mit diesem Wunsch vertrauen wir einander Gott und seinem guten Geleit an, werden uns unserer eigenen Grenzen bewusst, versichern andere aber auch unserer guten Gedanken und unseres Mitgefühls.

Ich höre dabei immer auch: wir alle sind angewiesen auf  Gottes segnende Hand, die er über uns hält, bis unsere Wege uns wieder zusammenführen.

Im Psalm 91 heißt es: Gott hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.

Dass wir gesund und von Gottes Engeln gut behütet bleiben, das wünsche ich uns!
Liebe Leserinnen und Leser!
Geduld wird belohnt                                       


Seit einem Jahr hält uns Corona in Atem. Zahlreiche Tote sind zu beklagen, vieles ist immer noch nicht möglich, manche Vorschriften wurden verschärft, Besuche und persönliche Kontakte sollen möglichst minimiert werden, am besten gar nicht stattfinden. Veranstaltungen bleiben abgesagt, Geschäfte und Lokale sind seit Monaten zu, die wirtschaftlichen und psychischen Schäden enorm. Auch Gottesdienste finden nur eingeschränkt statt.


Mich verunsichert und beschäftigt diese Situation. Sie macht mich traurig. Wir brauchen eine Perspektive, wir brauchen Geduld und Hoffnung. Doch woher nehmen wir sie?  


In der biblischen Geschichte vom Sämann aus dem Lukasevangelium erfahren wir, dass der Sämann seinen Samen im Überfluss aussät: Einiges fällt auf den Weg, manches auf Felsen und unter die Dornen, vieles aber auf gutes Land. Dort geht die Saat hundertfach auf.


Ein hoffnungsvolles Bild trotz Verluste. Es macht mir Mut, gerade jetzt in dieser schweren Zeit, die Hoffnung nicht zu verlieren, dass andere, bessere Zeiten kommen werden.


Bei genauerem Betrachten sind diese hoffnungsvollen Zeichen schon längst da: Die Menschen rücken näher zusammen, kümmern sich umeinander, viele gute Ideen sind entstanden, wie man sich gegenseitig Freude bereiten kann, Impfstoffe sind erfunden. Jetzt brauchen wir Verständnis, Rücksicht und Geduld.


So wie der Sämann im Gleichnis auch Geduld braucht. Nicht überall geht die Saat auf. Der Same wird zertreten, von Vögeln aufgepickt oder im Keim erstickt, aber das meiste davon geht auf.


So ist es auch mit Gottes Wort. Vieles verhallt im Leeren. Letzten Endes aber wirkt es, es tröstet, trägt Früchte und hilft uns zu einem hoffnungsvolleren Leben. Wir können aus dem Glauben, der Hoffnung und der Liebe aus dem Vollen schöpfen. Jesus Christus ist der Gärtner, der sich liebevoll um uns kümmert, uns aufrichtet und besonders in schweren Stunden beisteht.


Es grüßt herzlich  Ihr und Euer Pastor Seivert