Predigt am 1. Advent 2021 zu Jeremia 23,5-8, Pastor Horst Seivert

Sun, 28 Nov 2021 07:40:14 +0000 von Horst Seivert

1.Advent - Jeremia 23,5-8

Liebe Gemeinde!

Alle Jahre wieder ist er pünktlich da – unser Adventskranz mit den vier Lichtern. Er gehört zu den vielen guten Traditionen im Advent. Ein neues Kirchenjahr beginnt heute. Advent, das ist die Zeit der Erwartung und Vorbereitung auf den, der uns verheißen ist, Jesus Christus. In den Kirchen, Wohnungen und Häusern, in den Straßen und auf den Märkten. Im Bewusstsein und im Herzen.

Wir kommen aus einem Kirchenjahr, das anstrengend war und voller Ungewissheit. Vieles ist passiert. Der Klimawandel ist fortgeschritten. Flutkatstrophen in der Pfalz und im Rheinland, Brandkatastrophen rund ums Mittelmeer und überall auf der Welt deuten darauf hin. Und Corona verunsichert noch immer. Zurzeit ganz stark. Im Advent gedeiht diese Sehnsucht besonders.
Das Adventslied, das wir gleich singen werden, greift diese Sehnsucht auf und verknüpft sie mit dem Kommen Gottes in unsere Welt:
„Seht, die gute Zeit ist nah, Gott kommt auf die Erde, kommt und ist uns allen nah, kommt, dass Friede werde.“
 
Ein kleines Lied ist das, welches besonders Kinder gerne singen, aber das, worum es geht, ist keine kleine, sondern eine große Hoffnung und Erwartung. Gott kommt, dass Friede werde. Ja, das wünsche ich mir so sehr. Aber ich weiß auch, dass zwischen meinem Wunsch nach Frieden und der Erfüllung immer noch eine große Lücke klafft. Wir leben zwar in unserem Land schon seit vielen Jahrzehnten im Frieden, (den Menschen und) Gott sei es gedankt, aber es gibt immer noch viele Länder und Gebiete auf der Welt, wo das nicht so ist, wo Gewalt, kriegerische Auseinandersetzungen, Vertreibung und Ungerechtigkeit herrschen. Und dann ist da noch all das Friedlose in mir, in uns selbst.

Doch Gott kommt, dass Friede werde, singen wir. Daran will ich trotz allem festhalten. 

Der Prophet Jeremia sagt es ganz ähnlich: 

„Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll König sein, der mit Recht und Gerechtigkeit regiert, so dass die Menschen im Land sicher wohnen.“

Bei dem Adventslied und auch bei diesem Prophetenwort denken wir an Jesus Christus, den Gott zu uns sendet, dessen Geburt wir in vier Wochen feiern.

So und nicht anders möchte ich mich in dieser adventlichen Erwartung einrichten, darauf hoffen, mich darauf vorbereiten, dass Gottes Gerechtigkeit und Frieden sich erfüllen, so dass wir sicher wohnen können.

Dass die Menschen im Land sicher wohnen können, das war dem Propheten Jeremia damals schon wichtig. Und uns heute ist es das auch. Wir möchten ein sicheres zu Hause haben, einen stabilen Wohnort, wo Gerechtigkeit und Frieden herrschen.

Um sicher wohnen zu können, braucht es nicht nur ein Dach über dem Kopf, Wohnraum, den man sich leisten kann. Es braucht ebenso friedliche Nachbarn, ausreichend Nahrung, Wasser, ein gutes finanzielles Auskommen, Schutz vor Gefahren und Unbilden der Natur und ein gut funktionierendes Rechtssystem.

Ist das alles gegeben in meinem Umfeld, wenn ich mich aufmerksam umschaue? Was fehlt noch? Was sollte anders werden? Wozu brauche ich Hilfe? Wo kann ich helfen? Wie kann ich anderen zum Nächsten werden, auch zum fernen Nächsten?

Heute, am 1. Advent, beginnt in unseren Kirchen wieder die Aktion „Brot für die Welt“. Diese kirchliche Organisation genießt weltweit einen guten Ruf, weil man sich sicher sein kann, dass das gespendete Geld auch dort ankommt, wo es benötigt wird. Jedes Jahr gibt es ein neues Projekt, an dem man sich durch seine Spende oder die Kollekte beteiligen kann. In diesem Jahr hat der KK Nienburg das Projekt: „Eine Welt, ein Klima, eine Zukunft“ in Bangladesh ausgewählt.

Die Welt rückt immer näher zusammen. Die riesigen Probleme, wie Klimawandel, Migration, Naturkatastrophen, Überwindung des Hungers und nicht zuletzt auch die Pandemie, sind weltweite Herausforderungen und können nur gemeinsam gelöst werden.

„Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich David einen gerechten Spross erwecken will…“

Dieses Prophetenwort will gehört werden als Anbruch einer neuen Zeit. Gott kommt in Jesus Christus auf uns zu, er will, dass Frieden, Recht und Gerechtigkeit sich küssen und eine neue Zeit beginnen lassen.

Der Adventskranz mit seinen vier Lichtern, die wir nach und nach anzünden, ist ein Zeichen für diese Erwartung. Jede Kerze soll dafür leuchten, dass Recht und Gerechtigkeit aufblühen wollen bei uns.

Und so will ich nicht aufhören zu erwarten, dass die Zukunft ein sicheres Zuhause bereithält. Gott möge mich und uns alle als ein Werkzeug dafür gebrauchen. Dazu helfe er uns. Amen
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