Predigt im Gottesdienst am 8.So. n. Trinitatis, 21.7.24. Pastor Horst Seivert

Sun, 21 Jul 2024 06:29:25 +0000 von Horst Seivert

8. So. n. Trin. Epheser 5,8b-14

„Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. Denn was von innen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. Das alles wird offenbar, wenn es vom Licht aufgedeckt wird; denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.“

 Liebe Gemeinde!

Ohne Licht gibt es kein Leben, es gäbe weder Gedeihen noch Wachstum. Ganz am Anfang heißt es in der Schöpfungsgeschichte: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe…Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war.“

Das Licht beeinflusst in vielerlei Weise unser Leben. Licht hebt unsere Stimmung. Es wird zu medizinischen Zwecken eingesetzt zum Beispiel um Depressionen zu heilen, oder zur Behandlung von Schlafstörungen.

„Wandelt als Kinder des Lichts…“ So heißt es im Wochenspruch, gleichzeitig dem Predigttext für heute.

Wir sollen und dürfen uns als „Kinder des Lichts“ verstehen. Ich weiß, dass dies oft nicht leicht ist. Die letzten Jahre liegen vielen Menschen noch bleischwer auf der Seele. Letzten Endes würden wir heute sagen: Was wir erlebt haben in den vergangenen Jahren, war unvorstellbar. Pandemie, die Klimakrise, Kriege, Hunger, Flüchtlinge - vielleicht war und ist das einfach zu viel, um es noch in Würde zu tragen. Da hinein ermuntert uns der Wochenspruch, uns selber auch anders zu sehen; einen anderen Blick auf uns selber zu werfen und uns zu erinnern: als an Gott Glaubende dürfen wir uns als Kinder des Lichts sehen.

Ein eigenwilliges Kind des Lichts würde genau heute am 21. Juli 125 Jahre alt, der US-amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway. 1954 erhielt er den Literaturnobelpreis, vornehmlich für seine Novelle „Der alte Mann und das Meer“. Da geht es um ein spätes, überraschendes Licht. Der alte Mann scheint in seinem Fischerberuf zu versagen. Als ihm dann nach vielen Wochen ohne Erfolg noch ein gewaltiger Fang glückt, versagt er beim Heimbringen des Fangs. Aber jemand, ein Kind, hält zu ihm und hilft ihm dabei, sich zu erholen. Das Kind glaubt an den alten Mann, der beim Fischen auf seinem Boot einmal denkt: „Man kann vernichtet werden, aber man darf nicht aufgeben.“

„Wandelt als Kinder des Lichts.“  In einer sich verdüsternden Welt ist es nicht leicht, ein Kind des Lichts zu bleiben. Der Autor dieser Zeilen ermuntert uns aber dazu. Wir sollen die Hoffnung niemals aufgeben. Was auch immer uns widerfährt in einer Welt, die viel Böses kennt, gut, gerecht und wahrhaftig zu bleiben.

Wir alle kennen Menschen, die solche Kinder des Lichts sind, die auf ihre Umgebung so positiv wirken wie eine Lichttherapie. Sie verändern das Klima in einem Raum zum Guten, haben eine offene, zugewandte und herzliche Art, dass in ihrer Umgebung gleichsam die Sonne aufgeht. Meine Frau und ich haben das erst kürzlich in unserem Urlaub erlebt: Wir waren an einem Tag einfach losgefahren, um mein Elternhaus in Siebenbürgen noch einmal zu sehen. Das Haus, in dem ich aufgewachsen bin und meine Jugendzeit erlebt habe. Vor Jahren hat es eine Frau gekauft und sehr schön renoviert und eingerichtet. Wir hatten uns bei ihr nicht angemeldet.  Mit unserem Besuch hatten wir sie quasi überfallen, wie man sagt. Eine für uns völlig fremde Frau, diese Manuela, die uns nach dem Klopfen an ihrer Tür strahlend mit offenen Armen entgegenkam mit einer unvorstellbaren Freundlichkeit und Gastfreundschaft. Sie bat uns herein, ließ uns in alle Räumlichkeiten hinein und diese fotografieren, gab uns zu essen und zu trinken, so als hätte sie gewusst, dass wir kommen.

Für uns war diese Frau in dem Moment eine Lichtgestalt; die das getan hat, was der Verfasser des Epheserbriefes, uns ans Herz legt: „Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“

Das traut Jesus uns zu. Er hat die Seinen das Licht der Welt genannt und ihnen eingeschärft, ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen, sondern auf einen Leuchter.

Ein Kind des Lichts ist ein Mensch, der sich trotz seiner Unvollkommenheit angenommen und geliebt weiß. Ein Mensch, der nicht auf seine Vergangenheit festgelegt bleibt, sondern eine Zukunft hat von Gott her und auf ihn zu.

Das Licht Christi in sich tragen, darum geht es auch für uns. Dass wir uns von seiner Liebe tragen und leiten lassen. Und dies eben nicht nur im Gottesdienst, nicht nur beim Singen und Beten, sondern auch im Alltag. Gerade dort soll man es uns anmerken, ansehen können, dass wir Christen sind, Kinder des Lichts. Der Apostel Paulus nennt als Früchte des Lichts die Güte, die Gerechtigkeit und die Wahrheit. Diese zeigen sich oft nicht in großen, sondern eher in kleinen Gesten. Indem wir auch dann nachsichtig und geduldig bleiben, wenn es uns schwerfällt. Indem wir bereit sind, uns zugefügtes Unrecht zu verzeihen. Indem wir ein Auge haben für die Schwachen und Bedürftigen.

„Wandelt als Kinder des Lichts“. Das ist tatsächlich eine gute Wegweisung für unser Leben. Ich wünsche, dass wir Menschen bleiben, oder werden, die Licht in sich tragen und verbreiten. Die auf andere so herzerwärmend und heilsam wirken wie eine Lichttherapie. Jesus traut es uns zu, in seinem Geist zu leben. Amen
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