2. Sonntag nach Trinitatis, Luk. 14,15-24
Liebe Gemeinde!
Das Fest ist vorbereit. Das Essen ist sorgfältig zusammengestellt, der Wein ist ausgesucht, die Musik bestellt, die Gäste sind eingeladen. Es soll an nichts fehlen.
Das Fest ist vorbereit. Das Essen ist sorgfältig zusammengestellt, der Wein ist ausgesucht, die Musik bestellt, die Gäste sind eingeladen. Es soll an nichts fehlen.
Doch die Gäste kommen nicht. Sie haben alle angeblich einen Grund, nicht dabei zu sein.
Können Sie sich vorstellen, dass Ihnen das auch passieren könnte? Und wie würden Sie reagieren? Ich vermute, sie wären nicht besonders erfreut, ja Sie würden sich vielleicht tüchtig ärgern. Zu Recht.
Jesus vergleicht das Leben mit einem großen Fest. Gott lädt ein, aber seine Einladung wird nicht angenommen. Ein Gast nach dem anderen sagt ab, weil sie vermeintlich etwas Wichtigeres vorhaben.
Der eine hat einen Acker gekauft, wir würden sagen, einen Bauplatz, den er nun begutachten muss. Der andere hat ein paar Ochsen gekauft, wird würden heute sagen, ein Auto. Nun muss er ausgerechnet jetzt damit eine Probefahrt machen und der dritte hat geheiratet und kann deswegen nicht kommen.
Lauter plausible Gründe, wie es scheint. Und wir könnten leicht noch ein paar weitere anführen: die Familie, die ihr Recht fordert, oder wir sind gerade am Renovieren, wir haben Karten für ein Konzert, wir sind im Urlaub, usw....
Gott lädt ein, aber seine Einladung wird nicht angenommen. Alle haben triftige Gründe, verständliche Erklärungen, wie es scheint.
Aber, warum wird der Gastgeber so zornig? Weil hinter den so harmlos scheinenden Entschuldigungen die Auffassung steckt: Es gibt zurzeit Wichtigeres. Für Gott ist immer noch Zeit, so schlecht geht´s mir noch nicht. Jetzt ist erst mal etwas anderes dran.
Mir fällt eine Zeichnung ein, die ich mal gesehen habe: Eine Frau sitzt am Bett ihres kranken Mannes. Eine Schwester kommt herein und fragt, was sie denn zum Lesen bringen könnte. Vielleicht etwas Religiöses? Daraufhin die Frau: „Nein, nein, so schlecht geht´s meinem Mann noch nicht.“
Oder ein anderes Beispiel: Ein Gespräch zwischen zwei Eheleuten. Nach der Beerdigung ihrer Mutter sagt die Frau zu ihrem Mann: „Eigentlich müssten wir keine Angst vor dem Tod haben. Wenn das stimmt, dass es ein Leben nach dem Tod gibt!“ Daraufhin der Mann ganz ernst: „Das ist bestimmt eine wichtige Frage, aber darum kann ich mich jetzt nicht kümmern. Ich habe einfach viel zu viel um die Ohren. Das mache ich, wenn ich älter bin und entsprechend mehr Zeit habe.“
Und so schlagen wir immer wieder die Einladung Gottes in den Wind. Ich denke, Gott will uns auf die Macht von Arbeit und Geschäft aufmerksam machen. Und mit dieser Macht hat jeder und jede von uns zu tun. Wir sind beschäftigt. Das Räderwerk der vielen kleinen und größeren Verpflichtungen hat uns fest im Griff, ja nimmt uns so in Beschlag, dass wir das wirklich Wichtige nicht mehr wahrnehmen, das Fest, die Begegnung, das Leben selbst.
„Heute ist der Tag des Heils“, sagt Paulus. Heute bist du eingeladen zum Fest, heute sollst du dir dafür Zeit nehmen. Morgen kann es vielleicht schon zu spät sein.
„Ich sage euch: Keiner von denen, die eingeladen waren, wird an meinem Gastmahl teilnehmen.“ Das ist ein ernster, fast ärgerlicher Schluss der Geschichte. Ein harsches Wort, das uns eine Seite Gottes zeigt, die es auch gibt. Es gibt auch ein zu spät. Gott bietet sein Heil nicht an wie saures Bier. Er lädt uns herzlich ein, er bittet zu kommen, aber er wirft uns die Einladung nicht hinterher. Alle sind eingeladen. Wer absagt, wer nicht kommt, ist selber schuld.
Das Fest aber wird nicht abgesagt. Der Bote muss noch einmal los. Auf die Straßen und Gassen. Er lädt ein, wem er da begegnet: Blinde und Lahme, Krüppel und Arme. Hinkend und stolpernd, zerlumpt und gezeichnet, nehmen sie an der reich gedeckten Tafel Platz und lassen sich von der Großzügigkeit des Gastgebers beschenken.
Aber noch immer ist Platz da. Der Bote muss noch einmal los. Auf die Landstraßen und an die Zäune, zu den Fremden und Kirchenfernen. Auch sie dürfen kommen, so wie sie sind. Sie müssen sich nicht erst kirchlich zurechtmachen.
Gott lädt ein, immer wieder, immer noch, mal in den Momenten des Glücks, mal in schweren Zeiten. Er lädt ein, mitzufeiern. Heute sind wir, bist Du, bin ich gefragt, ob ich komme, ob ich mit ihm leben und feiern will.
Geschäft und Arbeit ist nicht alles im Leben. Lass dich mal unterbrechen von deinem Tun, von deiner Geschäftigkeit. Leg die Arbeit mal beiseite. Komm und feiere mit, es wird dir gut tun. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, sagt die Bibel.
Wir brauchen solche Unterbrechungen. Wir spüren doch, dass Arbeit, Tun und Geschäft, nicht alles ist. Es gibt da etwas, was uns unentwegt tätige und produzierende Menschen in unserem Arbeiten und Leisten unterbrechen will und zum Fest des Lebens einladen will. Es gibt eine Gelegenheit, wo wir uns als Gäste und Gott als den Einladenden entdecken. Es ist der Sonntag, der Tag des Herrn, und es ist der Gottesdienst als heilsame Unterbrechung unserer Alltagsgeschäfte. Denn wann und wo sonst als am Sonntag und im Gottesdienst erfahren wir, dass wir mehr sind als die Summe unserer Leistungen und Taten. Wann und wo sonst hören wir das denn: Du bist angenommen, geliebt, eingeladen, wer immer du bist und wie immer du bist...? Wann und wo sonst entdecken wir uns als Menschen, denen nicht immer noch mehr Lasten auferlegt werden, sondern als Menschen, denen Lasten abgenommen werden, denen Schuld vergeben wird. „Kommet her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken!“, heißt es im Wochenspruch für die heute beginnende Woche.
Im Gottesdienst entdecke ich mich als von Gott bejaht und angenommen, egal wie viel leiste und allen Fehlleistungen und Misserfolgen zum Trotz. Hier im Gottesdienst wird mir das zugesprochen.
Darum ist diese Erzählung überliefert, damit sie die Zeit überspringt und zur Einladung Gottes wird an jeden Einzelnen von uns.
Das Gleichnis vom großen Abendmahl, wie diese Erzählung heißt, hat eine Vorgeschichte. Jesus hat es erzählt, als ihm einmal ein Pharisäer sagte, das Wichtigste sei doch, später einmal, am Ende der Zeit, am himmlischen Fest Gottes teilnehmen zu können. Wir hören aber: Es gibt kein später, das nicht heute schon anfängt. Das Fest Gottes ist jetzt schon in vollem Gange. Feiere mit, verschieb das Leben nicht auf später. Jetzt wird die Einladung zugestellt, nicht später einmal. „Jetzt ist der Tag des Heils“.
Gestern ist vergangen. Was morgen sein wird, wissen wir noch nicht, bleibt nur der heutige Tag, mit all seinen Möglichkeiten und Chancen. Nutzen wir ihn. „Carpe diem!“ Amen