Predigt im Gottesdienst am 19. Sonntag nach Trinitatis (10.10.21) zu Jeremia 38,9f von Pastor H.Seivert

Sat, 09 Oct 2021 14:33:43 +0000 von Horst Seivert

Ich lese aus dem Buch Jesaja im 38. Kapitel:

„Zu der Zeit wurde Hiskia todkrank. Und der Prophet Jesaja kam zu ihm sprach zu ihm: So spricht der Herr: Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben und nicht am Leben bleiben“.

Liebe Gemeinde!

Wir hören heute von einem König. Hiskia ist sein Name. Er lebte 700 Jahre vor Christus. Ein guter König war er. Er regierte umsichtig, war beliebt beim Volk, sorgte für Frieden in seinem Land, es herrschte Ruhe und Ordnung. Und er war ein Vorbild im Glauben. Mit 25 Jahren wurde er zum König und blieb es fast 30 Jahre lang.                                                                    

Und mittendrin, mit gerade mal 40 Jahren, wurde er krank, so sehr krank, dass er sterben muss „Ich habe mein Leben zu Ende gewebt wie ein Weber“, sagt er. „Er schneidet mich vom Faden ab!“ Gemeint ist damit der letzte Faden, der abgeschnitten wird, wenn ein Tuch fertig gewebt ist. Es ist die letzte Verbindung zum Webstuhl. Wird dieser letzte Faden abgetrennt, kann das Tuch nicht mehr weiter gewebt werden.

So wähnt sich Hiskia am Ende seines Lebens. Er hat große Schmerzen. Sein Körper fühlt sich an, als ob alle Knochen zerbrochen sind. Völlig zerschlagen kann er am Ende nicht einmal mehr schreien oder rufen. Entkräftigt klingt seine Stimme wie das „Zwitschern der Schwalbe oder das Gurren einer Taube.“ Nur noch mit seinen Augen kann er flehen und um Hilfe bitten.

Wer einmal Sterbende begleitet hat, weiß wovon Hiskia hier spricht.

Da dreht er sich zur Wand und fängt an zu beten und er weint.  So gerne hätte er noch weitergelebt. Lass mich leben, beten seine Augen. Hiskia weiß, dass Gott allein der ist, der ihm jetzt noch helfen kann. Er ist seine letzte Hoffnung.

Ich kann Hiskia gut verstehen. Jeder Mensch lebt doch gerne und, wenn er schwer krank ist, wünscht er sich doch nichts anderes, als wieder gesund zu werden, noch etwas Lebenszeit geschenkt zu bekommen.

Das Wunder geschieht: Gott hat sein Gebet erhört.

„Geh hin und sage Hiskia: So spricht der Herr, der Gott deines Vaters David: ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. Siehe, ich will seinen Tagen noch fünfzehn Jahre zulegen.“

Hiskia wird wieder gesund. Diese Heilung hat damals nicht nur den König Hiskia überrascht. Sie erregte nationale und sogar internationale Aufmerksamkeit. Sogar die verfeindeten Assyrer ließen durch einen Botschafter Glückwünsche zu seiner Genesung überbringen.

Und dass wir nach mehreren Jahrtausenden noch immer von seiner Krankheit und seiner Heilung reden zeigt, dass hier etwas Seltenes, Besonderes geschehen ist. Bis heute.

Denn, ja, auch heute gibt es diese seltenen Momente der wundersamen Heilung. Dass Menschen, die schwer erkrankt sind, die bereits von ihren Ärzten aufgegeben sind, geheilt werden. Dass Gott gegen alle medizinischen Wahrscheinlichkeiten auf wundersame Weise Leben erhält. „Ich bin dem Tod von der Schippe gesprungen“, heißt es dann, übrigens gar nicht so selten.

Deshalb dürfen wir die Hoffnung für hoffnungslose Fälle nicht aufgeben. Wir dürfen mit König Hiskia hoffen, dass Gott Wunder tun kann, dass er Möglichkeiten hat, die unsere Vorstellungskraft, unser Denken und Tun übersteigen.

Damals jedenfalls hat Gott Hiskia so ein Wunder geschenkt. Er hat ihn am Leben erhalten. Hiskia kann sein Glück kaum fassen. Er weiß genau, wem er dieses Wunder zu verdanken hat. „Der Herr hat mir geholfen, darum wollen wir singen und spielen, solange wir leben, im Hause des Herrn.“

Hiskia hat nach seiner überraschenden Heilung ein Lied geschrieben, in dem er seine Ängste und Gedanken angesichts seines drohenden Todes verarbeitet, in dem er aber auch dankbar zurückschaut auf Gottes wunderbare Heilung.  In seinem Lied schenkt er uns einen sehr persönlichen Einblick in sein Seelenleben. Bemerkenswert ist, dass er an seinem Vertrauen zu Gott festhält.

„Siehe, um Trost war mir sehr bange, du hast dich aber meiner Seele angenommen, dass sie nicht verdürbe. Denn die Toten loben dich nicht, und der Tod rühmt dich nicht, sondern allein die da leben, loben dich, so wie ich heute.“

Heute lädt uns Hiskia ein, in seinen Lobpreis einzustimmen. Sich mit ihm zu freuen und Gott zu danken für das Leben, das er ihm geschenkt hat. Es ist ein Loblied auf das Leben, das Hiskia hier singt. Jetzt schon wollen wir es singen, und nicht erst, wenn wir so sehr von Krankheit gezeichnet sind, dass wir es nicht mehr können. Es ist ein Loblied auf Gott, der uns allen das Leben schenkt. Jeden Tag aufs Neue. Dankbar will ich sein für jeden Tag meines Lebens. Den ich gesund erleben darf. Das ist alles anderen als selbstverständlich.

Trotzdem werden Ärztinnen und Ärzte immer wieder auch schlechte Diagnosen ihren Patienten überbringen müssen. Wenn schwere Krankheiten nur das Schlimmste erwarten. Wenn ein Leben zu Ende geht.

Aber auch wenn Gottes Wunder einer Heilung ausbleibt, führt mein Weg mich aus dem Reich des Todes heraus. Mein Leben endet nicht in der Finsternis und Einsamkeit. Dafür ist Jesus Christus gestorben und auferstanden.

Er lässt mich hoffen, durch ihn und mit ihm für immer in Gottes Herrlichkeit zu leben. Amen
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