Letzter So.n. Epiph. Matthäus 17, 1-9
Lieder: 172 (Freitöne)) 268, 450, 74, 165 (Freitöne)
Epistel: 2. Kor.4, 6-10
Liebe Gemeinde!
Es gibt Orte auf der Welt, da berühren sich scheinbar Himmel und Erde. Auf dem Gipfel eines Berges beispielsweise. Im vergangenen Herbst waren meine Frau und ich für ein paar Tage in den Südtiroler Bergen zum Wandern. Herrlich war das. Natürlich auch anstrengend, mit Muskelkater am Anfang. Doch der Aufstieg lohnte sich in jedem Fall. Diese herrliche Luft, der Sonnenschein, der Blick in die Weite, einfach wunderschön.
Gerne hätten wir diese schönen Momente dort oben auf dem Gipfel für immer festgehalten.
Dort oben auf dem Berg hat man tatsächlich den Eindruck, dass Himmel und Erde sich berühren. Aber nicht nur dort, sondern auch in allen Augenblicken unseres Lebens, in denen es stimmig zugeht, so wie es in dem Lied heißt: „Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen und neu beginnen, den Hass überwinden, da berühren sich Himmel und Erde“. Und weiter kann man sagen: Überall dort, wo Menschen sich verstehen, gut miteinander umgehen , wo Liebe, Verzeihen und Verstehen herrschen, überall dort berühren sich Himmel und Erde, überall dort ist Gott ganz nahe bei uns, unter uns. Alle Fragen und Zweifel verschwinden, alles ist klar, wie oben auf dem Gipfel des Berges. Gott geht mit uns Seite an Seite, Hand in Hand.
Eine solche Gipfelerfahrung haben die Jünger Jesu auf dem Berg gemacht. Davon erzählt der Evangelist Matthäus: Mt. 17,1-9
Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder, und führte sie allein auf einen hohen Berg. Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm. Petrus aber antwortete und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören! Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.
„Hier ist gut sein.“, sagen die Jünger. Mit anderen Worten hier wollen wir uns niederlassen, hier wollen wir bleiben.
Wir kennen solche Momente, wie sie die Jünger Jesu auf dem Berg erlebt haben. Jetzt müsste die Zeit stehen bleiben, sagen wir uns dann. Das sind Minuten, Stunden, in denen plötzlich alles klar ist.
Von dieser Erfahrung berichtet Matthäus. Und wir selbst stehen mit Petrus, Jakobus und Johannes auf dem Berg und dürfen für einen Moment schauen. Eine Ahnung bekommen, Gott erleben, hören, was Jesus sagt. In diesem Moment berühren sich für uns Himmel und Erde.
Zu allen Zeiten sehnen sich die Menschen nach einer solche Erfahrung. Von Petrus bis zum Geheimrat Goethe, der seinen Faust zu dem erlebten schönen Augenblick sagen lässt: „Verweile doch, du bist so schön.“ Oder bis zum Gesang der Fans im Stadion beim Sieg des heimatlichen Fußballclubs: „So ein Tag, so wunderschön wie heute, so ein Tag, der dürfte nie vergehn.“
Sehr gerne wären meine Frau und ich nach unserem mühsamen Aufstieg auf dem Berg noch länger geblieben, doch das ging nicht. Wir mussten alsbald an den Abstieg denken, damit uns nicht die Dunkelheit erwischt.
Genau so kann niemand die schönen Augenblicke in seinem Leben festhalten. Wir können solche Momente nicht einfrieren. Keine Minute bleibt, kein Moment des Glücks. All das, was uns erfüllt, wir können es nicht festhalten. Es gibt kein Bleiben, keine Dauerbehausung auf dem Berg der Verklärung. Aber wir können das, was wir erfahren haben, im Herzen behalten.
Noch sind wir der Erde verhaftet. Noch ist das Reich Gottes eben nicht vollendet, noch müssen wir unseren Erdenweg gehen, durch Versuchungen und Anfechtungen hindurch. Dabei sollen wir auf Jesus hören. „Den sollt ihr hören“, sagt Gott zu den Jüngern. Das ist wichtig, darauf kommt es an auch für uns.
Dieses Erlebnis auf den Berg ist so überwältigend für die Jünger, dass sie zu Boden fallen. Doch Gott sagt zu ihnen: „Steht auf und fürchtet euch nicht!“
In dieser Welt kann man sich fürchten und muss man sich fürchten. „In der Welt habt ihr Angst“, sagt Christus – wie Recht er damit hat. Doch in einer Welt mit allen Dunkelheiten und Finsternissen, mit allen Ängsten und Sorgen, mit all dem Elend und mit all den Nöten, mit all den Problemen und Schwierigkeiten, auch dort, wo Menschen anderen das Leben schwer machen, da sagt uns Christus: „Steht auf und fürchtet euch nicht!“
„Fürchtet euch nicht!“ Diese drei Worte fallen mitten hinein in Erfahrungen, die wir alle kennen. Jedes Ehepaar, jeder ältere Mensch, jeder Schüler, jeder Konfirmand, jeder Alleinstehende, jeder Arbeitnehmer. Es ist das Gefühl, zu kurz zu kommen, das Gefühl, nicht anerkannt zu sein, nicht geliebt zu werden, das Gefühl, dem Leistungsdruck nicht gewachsen zu sein und den Anforderungen nicht standhalten zu können.
Nun aber sagt Christus: „Steh auf, bleib nicht am Boden liegen, fürchte dich nicht!“ Christus steht dafür ein, dass keiner, der ihm vertraut, im Entscheidenden zu kurz kommt. Vielleicht werden wir nicht überaus reich und wohlhabend, aber wir werden innerlich frei von Furcht. Vielleicht tun wir uns in verschiedenen Dingen schwerer als andere Leute, aber er, unser Herr, hilft uns zu einem Leben, wie Gott es will.
Wenn wir es wagen, so zu leben, dann werden wir es erfahren, dass durch Jesus Christus unser Leben immer heller und freundlicher wird. Amen.