Predigt im Gottesdienst am 1. So.n. Trin. (2.06.), Pastor Horst Seivert

Sun, 02 Jun 2024 07:08:18 +0000 von Horst Seivert

1.So. n. Trinitatis, Epistel: 1. Joh. 4,16b-21

Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. 

Darin ist die Liebe bei uns vollkommen, dass wir Zuversicht haben am Tag des Gerichts; denn wie er ist, so sind auch wir in dieser Welt. 

Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt  die Furcht aus; denn die Furcht rechnet mit Strafe. Wer sich aber  fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe. 

Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. 

Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie  kann er Gott lieben, den er nicht sieht? Und dies Gebot haben wir  von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe. 

Liebe Gemeinde! 

Liebe, Liebe, Liebe… 15x kommt Liebe oder lieben in unserer heutigen Epistel aus dem 1. Johannesbrief vor. 

Vielleicht ist es so, dass Geld die Welt regiert, aber Liebe regiert die Herzen der Menschen oder besser gesagt: Die Sehnsucht nach Liebe regiert die Herzen der Menschen. 

So wundert es nicht, dass es in den meisten Filmen um eine Liebesgeschichte geht.  Selbst in Krimis oder Abenteuerfilmen ist meistens noch eine Liebesgeschichte eingeflochten. 

Und die Lieder, die aus unseren Radios tönen, drehen sich oft um das Thema Liebe. 

Liebe Gemeinde, die Sehnsucht nach Liebe ist groß. Sie ist riesengroß, sie prägt unser Leben. 

„All you need is love – alles, was du brauchst, ist Liebe” haben die Beatles gesungen. 

Und die diesjährige Jahreslosung lautet: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ (1. Kor. 16,14)

Wenn Liebe verweigert wird, spüren wir besonders, wie sie uns fehlt.  Wenn Kindern die Liebe der Eltern versagt bleibt, nehmen sie Schaden. 

Wenn die Liebe zwischen Ehepartnern verloren geht, leidet die Beziehung und zerbricht nicht selten. 

Im 1. Johannesbrief lesen wir: Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.  

Mal ehrlich, das tut doch richtig gut. Das gehört mit zu den Bibelworten, die unsere Seele streicheln: Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. 

Darum wird dieser Vers auch so gern als Taufspruch genommen oder als Konfirmationsspruch oder auch immer wieder als Trauspruch. 

Und dann heißt es weiter: Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. Das ist eine Aufforderung: „Lasst uns lieben!“ Aber diese Aufforderung ist keine Zumutung, denn sie gründet in der Zusage: „Er hat uns zuerst geliebt.“ 

Liebe beantworten ist immer leichter, als den ersten Schritt zu tun.  Den ersten Schritt hat Gott getan, liebe Gemeinde, diese Liebe hat eine starke Basis, einen verlässlichen Grund, auf dem wir stehen.

Die Liebe Gottes zu uns ist der Grund, warum diese Welt weiterhin besteht, obwohl die Sünde des Menschen so viel Unheil und Leid auf dieser Welt anrichtet.  Damit wir Christen aus diesem Teufelskreis ausbrechen und uns nicht immer gegenseitig Leid antun, sagt uns die Bibel heute: Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. 

Liebe Gemeinde, wie geht es Ihnen mit dieser Aufforderung: „Lasst uns lieben“? – Fühlen Sie sich überfordert? Spüren Sie Ihre Unzulänglichkeit? 

Erinnern Sie sich, wie schnell Sie verletzt sind und dann gar nicht mehr in der Lage sind, liebevoll zu sein? 

Viele Paare, die voller Begeisterung diesen Trauspruch gewählt haben -   Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt – sind oft schon nach kurzer Zeit enttäuscht vom Partner oder auch von sich selbst. 

Es ist alles gar nicht so einfach. Statt der unbeschwerten Liebe machen sich unerfüllte Wünsche breit, Enttäuschungen, Befürchtungen. 

Statt der großen Liebe endet das leider häufig im Auseinanderbrechen der Beziehung. 

Auch die Liebe zwischen Eltern und Kindern ist auf manch harte Probe gestellt. Kinder haben klare Wunschvor-stellungen an ihre Eltern und wehe sie werden enttäuscht. 

Und Eltern haben Erwartungen an ihre Kinder und wehe sie werden enttäuscht. 

Reinhard Mey erzählt in einem Lied von einem Zeugnistag, an dem er mit furchtbar schlechten Noten nach Hause kommt. Nicht einmal eine 4 in Religion! Er meint, dass nun die Welt zusammenbricht und zeigt seinen Eltern das Zeugnis lieber nicht. Und als er es unterschrieben wieder abgeben muss, unterschreibt er einfach selbst. Schön bunt, sieht nicht schlecht aus. 

Am nächsten Morgen steht er allein und stumm vor dem Rektor, der den Betrug schnell gemerkt hat. Seine Eltern müssen kommen, und der Rektor freut sich schon auf die saftige Strafe, die diesen Urkundenfälscher erwartet. 

Aber es kommt ganz anders. Sein Vater, erzählt Reinhard Mey, nimmt das Zeugnis in die Hand, sieht es sich an und sagt: „Ja, kein Zweifel. Das ist meine Unterschrift!" -Und auch die Mutter erklärt: „Ja, das habe ich unterschrieben. Etwas kritzelig zwar, aber ich habe gerade vorher zwei schwere Einkaufstaschen getragen. Komm, Junge“, sagt sie dann und sie gehen nach Hause. 

Noch viele Jahre ist er zur Schule gegangen, resümiert Reinhard Mey und er hat sicher auch viel Unnützes gelernt. Diese Lektion aber hat er nie wieder vergessen: Wie gut es tut, wenn jemand hinter dir steht, egal, was du auch ausgefressen hast. Und er wünscht allen Kindern Eltern, die aus diesem Holz geschnitten sind. „Wie gut es tut zu wissen, dass dir jemand Zuflucht gibt, ganz gleich, was du auch ausgefressen hast!  Ich weiß nicht, ob es rechtens war, dass meine Eltern mich da rausholten und  - wo bleibt die Moral?  Die Schlauen diskutier'n, die Besserwisser streiten sich, ich weiß es nicht, es ist mir auch egal.  Ich weiß nur eins, ich wünsche allen Kindern auf der Welt, und nicht zuletzt natürlich dir, mein Kind, wenn's brenzlig wird, wenn's schief geht, wenn die Welt zusammenfällt, Eltern, die aus diesem Holze sind, Eltern, die aus diesem Holz geschnitten sind.“ 

Liebe Gemeinde, die Bibel sagt uns: So ist unser Gott. Er ist so wie Reinhard Mey seine Eltern beschreibt. Er liebt die Menschen so sehr, dass er sie niemals fallen lässt. Auf ihn kannst du dich immer verlassen. 

Wie groß Gottes Liebe ist und wie weit sie geht, das können wir an Jesus sehen. Er hat gezeigt, was Liebe bedeutet. Er hat sich um Menschen gekümmert, die in ihrer Krankheit und Not ganz einsam und verzweifelt waren. Ja, er hat sich auch denen zugewandt, die selbst schuld waren an ihrem Dilemma, wie zum Beispiel dem Zöllner Zachäus, um ihm einen Neuanfang zu schenken.  Und er hat schließlich sein Leben für uns gelassen, damit wir befreit sind von unserer Schuld. 

Die Liebe, die Gott uns schenkt ist frei von Schuldgefühlen, sie ist frei von Angst. Im 1. Johannesbrief lesen wir:  Darin ist die Liebe bei uns vollkommen, dass wir Zuversicht haben am Tag des Gerichts; denn wie er ist, so sind auch wir in dieser Welt.  Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus; denn die Furcht rechnet mit Strafe. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe. 

Liebe lebt vom Vertrauen und nicht von der Angst vor der Strafe oder von der Angst verlassen zu werden.  Gott ist zwar nicht der liebe Onkel, der alle unsere Wünsche erfüllt, aber Gott lässt uns nicht fallen, wenn wir bei ihm Geborgenheit suchen in all unserer Unzulänglichkeit. 

Liebe Gemeinde, was bringt das, dass wir wissen, dass Gott Liebe ist?  Ich denke, das gleiche‚ was es Reinhard Mey gebracht hat. Nämlich, dass er wusste: „Meine Eltern stehen hinter mir, egal, was passiert“.  Du brauchst keine Angst mehr haben. Du kannst vertrauensvoll und zuversichtlich leben. Denn: Gott ist die Liebe. Und du kannst selber lieben, weil du dies erfahren hast und in meinem Herzen trägst. Amen 
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