Predigt im Gottesdienst am 30.1.2022 zum Thema "Klimawandel(2)", Pastor H. Seivert

Sun, 30 Jan 2022 10:14:47 +0000 von Horst Seivert

30.01.2022 zu Jeremia 14, 1-9 - Klimawandel (2)

"Dies ist das Wort, das der HERR zu Jeremia sagte über die große Dürre:  Juda liegt jämmerlich da, seine Städte verschmachten. Sie sinken trauernd zu Boden, und Jerusalems Wehklage steigt empor.  Die Großen schicken ihre Diener nach Wasser; aber wenn sie zum Brunnen kommen, finden sie kein Wasser und bringen ihre Gefäße leer zurück. Sie sind traurig und betrübt und verhüllen ihre Häupter.  Die Erde ist rissig, weil es nicht regnet auf das Land. Darum sind die Ackerleute traurig und verhüllen ihre Häupter. Selbst die Hirschkühe, die auf dem Felde werfen, verlassen die Jungen, weil kein Gras wächst.  Die Wildesel stehen auf den kahlen Höhen und schnappen nach Luft wie die Schakale; ihre Augen erlöschen, weil nichts Grünes wächst.
Ach, HERR, wenn unsre Sünden uns verklagen, so hilf doch  um deines Namens willen! Denn unser Ungehorsam ist groß, womit wir wider dich gesündigt haben. Du bist der Trost Israels und sein Nothelfer. Warum stellst du dich, als wärst du ein Fremdling im Lande und ein Wanderer, der nur über Nacht bleibt? Warum bist du wie einer, der verzagt ist, und wie ein Held, der nicht helfen kann? Du bist ja doch unter uns, HERR, und wir heißen nach deinem Namen; verlass uns nicht!" (Jeremia 14, 1-9)
 
Orgel

Es ist als hörten wir in diesem Text die Nachrichten über den Klimawandel: Das Land liegt jämmerlich da, die Erde ist rissig, die Menschen finden kein Wasser, die Tiere gehen ein…

Es ist, als ob wir das heute ganz ähnlich wieder erleben: Die Erde erwärmt sich immer mehr, die Meeresspiegel steigen und vernichten die ersten Inseln. Das Jahr 2020 war das zweitheißeste Jahr seit Messbeginn und das 10. Jahr in Folge, in dem die Durchschnittstemperatur das vieljährige Mittel übertroffen hat. In Australien, Amerika, aber auch bei uns in Europa brennen immer wieder die Wälder, Starkwetter-ereignisse nehmen zu, die Tiere schreien nach Wasser und verbrennen bei lebendigem Leibe. Über eine Milliarde Wildtiere wurden schon vernichtet.  In Europa und weltweit sterben 80% der Insekten aus.

Wenn ich früher mit dem Auto auf der Autobahn unterwegs war, musste ich immer wieder mal anhalten und die Windschutzscheibe von toten Insekten abputzen. Das ist heute kaum noch nötig, weil es die Insekten fast nicht mehr gibt.

Viele Flüsse führen ständig Niedrigwasser und weltweilt ist der Kampf um das Trinkwasser schön längst entbrannt.

Für den deutschen Astronauten Matthias Maurer ist der derzeitigte Blick von der Internationalen Raumstation auf die Erde nicht nur schön.   "Ich sehe auch sehr viel, was mir nicht gefällt", sagt er. "Ich sehe die brennenden Urwälder in Brasilien, Gletscherbereiche, die viel kleiner sind als die, die früher auf Karten verzeichnet waren, und ich sehe wie dünn die Atmosphäre ist, die uns umgibt. Wie eine Seifenblase nur. Und jeder weiß, wie fragil eine Seifenblase ist."

Aber vor der Klimakatastrophe liegt die menschliche Katastrophe: Das Leugnen der Veränderungen, die Sucht immer billiger zu produzieren, immer mehr Ressourcen zu verbrauchen, der ungebremste Raubbau an der Natur, immer höheren Profit machen, dem alles geopfert wird. 

Das ist das, was dieser Prophetentext und die Bibel unmissverständlich „Sünde“ nennt.                             „Ach, Herr, wenn unsere Sünden uns verklagen, so hilf doch“, heißt es bei Jeremia.

Liebe Gemeinde, es gibt viele Menschen, die am Sonntag in der Predigt nicht auch das noch hören wollen, was sie ohnehin jeden Tag in den Nachrichten sehen und hören. Sie wünschen sich vielmehr eine erbauliche, tröstende, Mut machende Predigt, die Entführung in eine bessere Welt.

Vielen Pastoren wird angelastet, sie seien zu sehr nur dem Weltlichen zugewandt, nur von dem Zeitgeist geleitet und nicht von dem biblischen Zeugnis.

Doch dieser Text aus Jeremia heute zeigt uns etwas anderes. Hören wir noch einmal genau auf den Anfang: 

„Dies ist das Wort, das der Herr zu Jeremia sagte über die große Dürre: Juda liegt jämmerlich da, seine Städte verschmachten. Die Erde ist rissig, weil es nicht regnet auf das Land. Die Brunnen sind leer und die Tiere schnappen nach Luft, weil nichts Grünes mehr da ist.“

Das sind nicht die Worte des Propheten, Gott selbst ist es, der den Zustand der Schöpfung anklagt. Und das müssen wir uns von ihm sagen lassen, die Menschen damals in Juda und wir heute auch.

Gott klagt über den Zustand der Schöpfung, deren Urheber er ist und die er mit dem Prädikat: „Siehe, es war gut“ versehen hatte.

Wir, und nicht Gott, sind schuld an dem Zustand der Erde. Die Dürre ist eine Folge unseres Fehlverhaltens.  Unser Trachten und Streben ist auf die falschen Ziele gerichtet. Wir geben uns diesen Zielen hin, weil sie uns Macht, Reichtum und  Anerkennung versprechen. Wir alle wissen inzwischen, dass das nicht gut ist und nicht gut ausgeht, aber wir tun es trotzdem.

Deshalb ruft Jeremia Gott um Hilfe:  

„Ach, HERR, wenn unsre Sünden uns verklagen, so hilf doch  um deines Namens willen! Denn unser Ungehorsam ist groß, womit wir wider dich gesündigt haben. Du bist der Trost Israels und sein Nothelfer“.

Gott hilft, ja, das ist ja sein Job, sagen wir. Und er tut das auch wirklich. Wie oft sagen wir es: In der oder der Situation, da hat mir Gott geholfen. Aber auch wir haben einen Job, eine Aufgabe, nämlich, dass wir unser Verhalten überdenken und umkehren sollen, unser Leben, unser Verhalten ändern müssen. Ohnedem wird das mit der Bewahrung unserer Schöpfung nicht funktionieren

Das Instrumentarium, das wir dazu brauchen, hat Gott uns ja gegeben: die Vernunft und den Willen, das Gute zu vollbringen. 

Die Naturkatastrophe in Juda im 7. Jahrhundert vor Christus, war nicht von Menschen gemacht. Mit Dürrekatastrophen musste sich ein Volk im Vorderen Asien, also auch Juda, schon immer auseinandersetzen.

Das ist anders als heute, wo es für die allermeisten klar ist, dass wir selbst verantwortlich sind. Aber das Muster ist damals wie heute das gleiche. Es geht um unsere Sünde, um unser Nicht-mehr Hören-wollen auf Gott.

„Es ist dir gesagt Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert“, sagt der Prophet Micha. Nämlich „Gottes Wort halten, Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“

 „Wir sollen die Erde, die Gott uns gegeben hat, bebauen und bewahren, fürsorglich mit ihr umgehen“, sagt die Schöpfungsgeschichte, 

„die Schwerter zu Pflugscharen umschmieden“, fordert der Prophet Jesaja. Und Jesus sagt: „Selig sind die Friedfertigen, denn sie sollen Gottes Kinder heißen“.

Die Bibel ist, was unsere Aufgaben sind, klar, deutlich und unmissverständlich. Hören wir das noch?

Liebe Gemeinde, in dem allerletzten Satz des Predigtwortes heute heißt es: „Du bist ja doch unter uns, Herr, und wir heißen nach deinem Namen, verlass uns nicht.“

Diese verzweifelte Bitte „verlass uns nicht“, sie könnte im besten Falle heißen: Gib uns nicht auf, lass uns nicht los, lass uns nicht in Ruhe. Zeige uns Wege aus der verzweifelten Lage heraus, schenke uns Fantasie und hilfreiche Ideen für den Erhalt deiner guten Schöpfung, die du uns anvertraut hast.

Die Zeiten, wo wir uns selbst beruhigen, es wäre ja vielleicht alles gar nicht so schlimm, sind vorbei. Die Zeiten damals wie heute, wo die Dürre-Not nur ein Spiegelbild menschlicher Nöte sind, sind die gleichen. Gott leuchtet unter uns auf, aber ganz anders als wir denken: als Ankläger, der die Wirklichkeit beim Namen nennt, als Aufklärer, der uns die Ursachen zeigt, als der, der uns zum Handeln auffordert. Vergeudet nicht eure Zeit, kehrt um…

Wir können froh sein, einen solchen Gott zu haben, der uns dennoch freundlich zugewandt bleibt… Denn Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Amen
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