Predigttext: Jeremia 1,4-10
Liebe Gemeinde!
Eine heute 85-jährige Frau erzählte mir einmal folgendes aus ihrem Leben: „Am Ende meiner Schulzeit, als ich 13 Jahre alt war, schickten mich meine Eltern in die Stadt als Haushaltshilfe zu einer Familie. Das war damals so. Vielen jungen Frauen ging es damals wie mir. Gefragt hatte mich keiner, ob ich das wollte. Das hatte mein Vater so entschieden, obwohl ich noch so jung war. Ich hatte doch nichts zu sagen. Mir ist damals nur herausgerutscht: „Ach Mutter, ich bin doch noch so jung und ganz allein, und dann so weit weg von zu Hause!“ „Sei ruhig“, bekam ich zur Antwort, „du fährst dahin, und die Leute werden dir schon zeigen, was du zu tun hast.“
Liebe Gemeinde!
Eine heute 85-jährige Frau erzählte mir einmal folgendes aus ihrem Leben: „Am Ende meiner Schulzeit, als ich 13 Jahre alt war, schickten mich meine Eltern in die Stadt als Haushaltshilfe zu einer Familie. Das war damals so. Vielen jungen Frauen ging es damals wie mir. Gefragt hatte mich keiner, ob ich das wollte. Das hatte mein Vater so entschieden, obwohl ich noch so jung war. Ich hatte doch nichts zu sagen. Mir ist damals nur herausgerutscht: „Ach Mutter, ich bin doch noch so jung und ganz allein, und dann so weit weg von zu Hause!“ „Sei ruhig“, bekam ich zur Antwort, „du fährst dahin, und die Leute werden dir schon zeigen, was du zu tun hast.“
Wie bei Jeremia kommt mir diese Geschichte vor. „Du sollst gehen, wohin ich dich sende. Sage nicht: Ich bin zu jung. Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir.“
Jeremia ist eine Licht Gestalt der Bibel Er zählt zu den vier großen Propheten des Alten Testaments. Propheten traten im Namen Gottes auf. Sie verkündeten oft unangenehme Wahrheiten, sie kritisierten die Mächtigen wegen ihrer falschen Politik und riefen die Menschen zur Umkehr, was jedoch viel nicht einsehen wollten. Damit brachten sich die Propheten nicht selten selber in Gefahr. Von Jeremia wird berichtet, dass er deswegen sogar in eine Zisterne, also in einen leeren Brunnen geworfen wurde. Man wollte sich seiner entledigen. Doch es kam anders. Er wurde daraus befreit und konnte weiter sein Amt ausüben.
Jeremia lebte in unruhigen Zeiten. Politisch ging alles drunter und drüber. Er nahm die Berufung zum Propheten am, trotz seines Einwandes, er sei doch noch so jung. Er redete, kritisierte, griff an. Alles im Namen Gottes. Er wusste: Was sich vor meinen Augen sehe, was ich in meinem Herzen spüre und mit meinen Ohren höre, alles das ist wahr und ich muss es sagen.
Aber am Anfang, da war dieser Moment der Angst, der Unsicherheit und des Zweifels. Kann ich das, bin ich dafür nicht zu jung, zu unerfahren. Vielleicht waren da auch Fluchtgedanken, so wie bei dem Propheten Jona, der zunächst vor seiner Aufgabe davonlief.
Aufgeschrieben ist diese Geschichte ja erst sehr viel später. Da lässt man auch schon mal was aus oder weg. In der Rückschau sagt Jeremia aber eben auch: Gott hat mich berufen. Er hat mir vor Augen gestellt, was ich sehen sollte. Und mir Worte geschenkt, die ich sagen sollte. Ich habe sie gesagt Ich habe ihm vertraut. Es war nicht leicht. Aber ich fühlte mich nicht allein. Gott hat mich getragen. Er hat meinen Mund geöffnet. Er stand hinter mir, wenn ich sprach, tröstete mich in der Nacht, wenn ich schlaflos fragte: Was wird jetzt wohl werden?
Nun ist es, liebe Gemeinde, an der Zeit, zu fragen: Was hat das mit uns, was hat das mit mir zu tun? So wie Gott Jeremia in seinen Dienst nimmt, so tut er das auch mit uns, mit Ihnen und mit mir. Nein, wir sind keine Propheten wie Jeremia und müssen es auch nicht sein. Die Frage ist vielmehr: Sind wir bereit uns in seinen Dienst zu stellen, oder sagen wir auch. Ich bin doch noch zu jung, oder zu alt dazu, ich bin doch dazu nicht geeignet, zu unbedeutend, zu klein. Was zähle ich schon in dieser großen weiten Welt?
Wir sind nicht Jeremia, nein. Wir leben zwar in einer besseren Zeit als die Menschen damals, das meinen wir jedenfalls, aber es gibt auch heute wieder unruhige Zeiten, über manches muss man sich wieder Sorgen machen. Aufrüstung mit Waffen, Kriege, große Fluchtbewegungen, drohender Klimawandel, gefährliche Pandemien…. Auch wir ahnen als Christinnen und Christen: Vieles läuft nicht gut. Und manches wissen wir ganz genau. Hier und jetzt müsste ich den Mund aufmachen und widersprechen. Dazwischen gehen. Wenn Menschen ungerecht behandelt oder verunglimpft werden, wenn Wahrheit in Lüge verdreht wird. Wenn Fakten geleugnet werden, wenn Menschen ausgegrenzt werden. Ich weiß es dann ganz genau, höre in mir wie Jeremia: Geh, wohin ich dich sende. Ich lege meine Worte in deinen Mund. Und die Frage ist dann jedesmal: Vertraue ich darauf? Oder bleibe ich stehen, schweige ich weiter und wende mich ab, suche Ausreden?
Sehr genau spüre ich dann die Versuchung in mir, die sagt: Du bist doch viel zu jung, oder zu alt, zu unwissend… Und ich erliege ihr immer wieder, schweige, schaue weg…
Diese Geschichte von Jeremia wird uns erzählt, um Mut zu machen. Mut, den Mund aufzumachen. Gottes Worte zu sagen. Wir sind berufen die Worte Gottes zu sagen. Jeder und jede an ihrem, seinem Ort. Es ist Gottes Wunsch, dass wir sie sagen, dass wir dazwischen gehen. (Man muss dem rad in die Speichen fallen)
Dazu gibt es die gute Botschaft. Gott sagt zu Jeremia und zu mir und zu dir: Fürchte dich nicht vor ihnen, denn ich bin bei dir, ich will dich erretten. Und dann berührt er den Mund Jeremias und meinen Mund Und ich höre: Hiermit lege ich meine Worte in deinen Mund. Und du und ich: Mach deinen Mund auf und rede. Meine Worte, wahre Worte. Amen