Rogate 2022 – Lk. 11, 1-4 und 9-10
Zum heutigen Sonntag „Rogate“- betet passt die Karte mit den betenden Händen, die Sie bekommen haben, ganz wunderbar. Ich möchte sie Ihnen schenken.
Schlanke Finger sind das und zarte Hände, die behutsam zum Gebet zusammengelegt sind und in Richtung Himmel weisen.
Diese „betenden Hände“ sind schon über 500 Jahre alt. Der Nürnberger Künstler Albrecht Dürer hat sie 1508 gemalt. Sie waren ursprünglich als Vorstudie für ein Altarbild gedacht.
Im Laufe der Zeit haben die „betenden Hände“ viele Liebhaber gefunden, so dass sie heute zu den bekanntesten Kunstwerken Dürers gehören.
Viele Menschen kennen diese „betenden Hände“, haben sie vielleicht zu Hause in der Wohnung als Bild an der Wand hängen.
Wir sehen diese Hände und werden daran erinnert, wie wichtig das Gebet ist. Wir dürfen mit Gott reden und gewiss sein, dass er uns hört.
Mit den Händen, die zum Gebet gefaltet sind, bringen wir unsern Dank vor Gott, aber auch unsere Bitten und Fürbitten für andere Menschen.
Und auch die Klage gehört dazu, oder manchmal einfach nur der verzweifelte Seufzer unseres Herzens.
Wir falten heute die Hände zum Gebet und danken Gott für all´ das Gute, das wir empfangen haben und auch gegenwärtig empfangen. Wir danken für die Zeiten, in denen wir gelacht haben, für Augenblicke, in denen wir uns wohl gefühlt haben, für Zeiten, in denen wir glücklich waren.
Wir danken Gott heute für Paula, die ihren Eltern geschenkt worden ist und die sie heute zur Taufe gebracht haben.
Unter Gottes Schutz und Segen befehlen wir heute dieses Kind betend an.
Die „betenden Hände“ von Albecht Dürer haben schon vielen Menschen Hilfe und Trost geschenkt.
Manche haben mir erzählt, dass diese betenden Hände bereits auf ihrer Konfirmationsurkunde waren, oder sie haben sie zur Hochzeit von der Verwandtschaft geschenkt bekommen, oder wie heute zur Taufe.
Für viele sind sie fast eine Art „Haussegen“ und erinnern daran, wie wichtig das Gebet ist.
Wenn wir sie anschauen, erinnern wir uns vielleicht, wie Mutter und Vater mit uns als Kind das Abendgebet gesprochen haben und wie wir uns dabei sicher und behütet gefühlt haben:
„Müde bin ich, geh zur Ruh, schließe beide Äuglein zu, Vater lass die Augen dein über meinem Bette sein… Hab ich Unrecht heut getan, sieh es lieber Gott nicht an…alle, die mir sind verwandt, Gott, lass ruhn in deiner Hand. Alle Menschen groß und klein, sollen dir befohlen sein. Kranken Herzen sende Ruh, müde Augen schließe zu. Lass den Mond am Himmel stehn, und die ganze Welt bestehn.“
Wir können auf verschiedene Art und Weise beten. z.B. ganz spontan mit einfachen Worten, die uns gerade einfallen. Wem das jedoch schwer fällt, kann immer noch zurückgreifen auf vorformulierte Gebete, z.B. auf ein Gebet, das auf Jesus Christus selbst zurückgeht. Als die Jünger Jesu ihren Herrn und Meister einmal bitten, er solle sie doch das Beten lehren, da gab er ihnen das Vaterunser. Seither wird dieses Gebet rund um den Globus gebetet. In keinem unserer Gottesdienste fehlt es. Auch heute nicht. In ihm können wir all das vor Gott bringen, was uns auf dem Herzen liegt. Wir dürfen sicher sein, dass Gott es hört.
Allerdings ist das mit dem Beten nicht wie bei einem Automaten, in den man oben Münze hineinsteckt und dann unten das gewünschte Produkt herauskommt. Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber er weiß, was für uns gut und wichtig ist…
Wir blicken voraus in die Zukunft, die keiner von uns kennt, und bitten Gott um unser Wohl und das unserer Kinder. Wir bitten darum, in dunklen, schweren Stunden nicht alleine zu sein.
Wir denken an unsere Lieben, an die Menschen, die uns am Herzen liegen, und bitten Gott, dass er sie auf allen Wegen bewahren und behüten möge. Und wir schließen in unser Gebet auch Menschen ein, die uns längst in das ewige Leben vorausgegangen sind. Wir vergessen die Menschen in den Kriegs- und Krisengebeten der Welt nicht und beten für ein Ende aller Kriege.
Das Gebet als Bitte, Fürbitte und Danksagung ist gut und wohlgefällig vor Gott, der will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Beten, besonders das Gebet für andere verhindert unseren Egoismus. Es macht deutlich: Ich bin nicht allein auf dieser Welt. Nicht nur ich, sondern auch andere Menschen haben Sorgen und Probleme.
Selbst wenn wir einmal nicht mehr wissen, was wir beten sollen, wenn uns die Worte fehlen, wir sprachlos sind, haben wir noch das Vaterunser. In dieses Gebet hinein kann ich abgeben, was ich beten will und in Gottes Hände legen, was ich allein nicht ändern kann.
Beten ist unsere Art mit Gott zu sprechen. Also in diesem Sinne: Lasset uns für uns selbst und füreinander die Daumen drücken. Amen