Liebe Gemeinde!
In unserem Zuhause fühle ich mich wohl. Da sind die Möbel, die wir schon so lange haben, die Bilder an den Wänden und die Fotos mit den Familienerinnerungen, das sind die Bücher und alle anderen Einrichtungsgegenstände, die für unser Wohlbehagen und für eine vertraute Atmosphäre sorgen.
Ich gehe davon aus, dass das bei Ihnen und bei Euch auch so ist.
Ich gehe davon aus, dass das bei Ihnen und bei Euch auch so ist.
Unser Haus, unsere Wohnung ist mehr als nur ein Wohnort. Es ist unser Zuhause, ein Lebensraum. Beheimatet zu sein, ein Zuhause zu haben, zu wissen, wohin man gehört – das alles ist mir, und ich glaube, sehr vielen Menschen, wichtig.
Wenn man sein zu Hause verliert, nimmt auch das Leben Schaden. Im 2. Weltkrieg verloren viele ihre Häuser durch Bombenangriffe. Viele mussten wegen dem Heranrücken feindlicher Mächte ihre Heimat verlassen, die damit unwiederbringlich verloren ging.
Heute sehen wir Bilder aus Syrien, dem Irak, Afghanistan, oder aus anderen Krisengebieten der Welt, von Städten und Landschaften, die in Trümmern liegen, von Häusern in Schutt und Asche, von Menschen, die aus ihrer Heimat flüchten, weil ihnen die Lebensgrundlage geraubt worden ist. Die Möbel sind unter den Trümmern begraben. Auch die vielen Kleinigkeiten, mit denen man es sich zu Hause schön gemacht hat. Und die vielen Erinnerungen, die damit verbunden waren.
Mit dem Haus ist auch das Leben am Boden zerstört. Mühsam muss man alles wieder aufbauen. Ganz neu anfangen, oft in einem fremden Land, damit man wieder leben kann.
Mit dem Haus ist auch das Leben am Boden zerstört. Mühsam muss man alles wieder aufbauen. Ganz neu anfangen, oft in einem fremden Land, damit man wieder leben kann.
Der Apostel Paulus verwendet das Bild des Hauses für unseren Körper (Leib). Der ist mehr als ein biologischer Organismus. Er ist verbunden mit Geist und Seele, mit Gefühlen und Erinnerungen.
Meistens fühle ich mich wohl in meinem Körper. Aber ich weiß, ja es ist mir bewusst, dass er nicht für ewig besteht. Mein irdisches Leben wird eines Tages enden. Dieses Haus, das ich bewohne (Paulus spricht von der Hütte oder vom Zelt), mein Leben also, ist nicht für die Ewigkeit gemacht. Mein irdisches Leben ist etwas Vorübergehendes.
Der heutige Volkstrauertag erinnert an Millionen Menschen, die in jungen Jahren als Soldaten aus ihren Lebensplänen gerissen wurden und gestorben sind.
Die Corona-Pandemie der letzten eineinhalb Jahre hat uns drastisch vor Augen geführt, wie gefährdet menschliches Leben ist.
Ich frage mich daher: Was bleibt? Was kommt nach unserem Leben?
Ich orientiere mich an Paulus und wünsche mir seine Sicherheit. Für ihn ist unser irdisches Leben nur ein Wohnen auf Zeit. Begrenzt. Fragmentarisch. Und immer auch gefährdet. Aber Gott baut für uns ein neues Haus. Wir haben hier keine bleibende Statt, sondern wir suchen die zukünftige. Wir sind nicht heimatlos, im Gegenteil. Unser ganzes Leben ist schon ein Heimweg. Ein Heimweg zu der Heimat bei Gott. Das Leben hat ein Ziel, und weil es ein Ziel hat, hat es auch einen Sinn, trotz aller Sinnlosigkeiten und Boshaftigkeiten, die uns auf dem Lebensweg begegnen.
Der Tod ist nicht das Ende. Wir stehen nicht vor dem Nichts. Vom irdischen Haus gehen wir über, ziehen wir um in das Haus der Ewigkeit.
Wir wissen nicht, wie dieses Haus einmal aussehen wird. Noch haben wir es nicht vor Augen. Aber ich stelle es mir ganz hell vor, lichtdurchflutet und mit großer Liebe gefüllt. In jedem Fall wird es ewig bestehen. Keine Bomben werden es zerstören, keine Krankheiten werden es niederreißen können. Denn Gott selbst hat es gebaut. Für mich, für uns. Er wird uns mit offenen Armen begrüßen, „willkommen zu Hause“, wird er sagen, „hier darfst du nun wohnen. Hier darfst du leben in Ewigkeit.“
„Schöne Utopie“, sagte einmal jemand zu mir. Und das ist bestimmt keine Einzelmeinung. Aber ich frage mich und ich frage Sie: Was ist die Alternative? Das Nichts, Kälte und Dunkelheit in Ewigkeit? Für mich wäre das ein furchtbarer Gedanke.
Diese Hoffnung, diese Utopie des Paulus ist auch eine Ermutigung für das Leben hier auf Erden, das einmalig ist.
Am Ende des Predigttextes heißt es, dass wir alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi. Das klingt vielleicht auf den ersten Blick bedrohlich, bedeutet aber nichts anders, als dass wir uns verantworten müssen. Vor Gott. Hier und erst recht in der Ewigkeit. Unser ganzes Leben lang müssen wir uns verantwortlich zeigen. Nur so funktioniert es. Ich, Sie, wir alle müssen dafür sorgen, dass Hass, Gewalt, Tod und Leid aufhören, wir müssen dafür sorgen, dass das, was wir heute am Volkstrauertag beklagen, nie wieder geschieht. Gott will Frieden und Versöhnung unter allen seinen Menschenkindern. Hier auf Erden. Und dort in seiner Ewigkeit. Dazu helfe er uns. Amen