Predigt im Gottesdienst mit einer Taufe am 21.1.24, Pastor Horst Seivert

Sun, 21 Jan 2024 08:09:46 +0000 von Horst Seivert

Gottesdienst am 21.1.2024 mit Taufe: Gott vergisst uns nicht. Mit der Taufe erinnern wir an seine Liebe

Lesung aus dem Epheserbrief, Kapitel 5:

„So folgt nun Gottes Beispiel als die geliebten Kinder und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch. Von Unzucht aber und jeglicher Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört. Lasst euch von niemandem verführen mit leeren Worten. Denn ihr ward früher Finsternis, nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“

Liebe Gemeinde!

Für N.N. habe ich eine Packung Buntstifte mitgebracht. Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird N.N. sicherlich Stifte in die Hand nehmen und sich am Malen versuchen. Und dann gibt es die ersten Bilder, die man lange aufhebt, weil sie etwas Besonderes sind. Auch wenn wir Erwachsene außer einzelnen Strichen erst einmal nicht viel mehr erkennen. Aber gerade für die Kinder haben diese bunten Linien eine tiefere Bedeutung. Sie freuen sich an den Farben, an dem, was sie mit ihren eigenen Händen geschaffen haben. So entdecken Kinder ihre Welt: Tastend, hörend, riechend.

Die Buntstifte in der Verpackung haben unterschiedliche Farben. Die wichtigste Farbe, wie ich finde, ist die Farbe der Liebe – rot. Aber nicht nur für mich, auch für Sie, die Eltern, steht die Liebe an erster Stelle.

Und: Ist die Liebe nicht auch unser aller Markenzeichen schlechthin? Es ist das Markenzeichen, das Erkennungszeichen der Christen.

In der Jahreslosung für dieses neue Jahr heißt es: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ (1. Kor. 16,14). Ein wunderbarer Satz, der nur darauf wartet, von uns mit Leben gefüllt zu werden. 

Passend dazu haben wir es in der Lesung heute gehört: „Lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat!“

In Liebe und aus Liebe leben wir. Nur so kann das Leben gelingen; in der Familie, in der Gemeinde, in unserer Stadt, in unserem Land, ja in der ganzen Welt.  

Ohne Liebe kann kein Mensch leben. Das beweist ein Experiment aus dem 13. Jahrhundert, bei dem der Staufenkaiser Friedrich II die Ursprache der Menschheit herausfinden wollte.                                                                Das Experiment zeigt deutlich, dass Zuwendung in Liebe und Körperkontakt für Babys überlebenswichtig sind:    Eine bestimmte Anzahl von Babys wurden gleich nach der Geburt von ihren Müttern getrennt und zur Versorgung an Ammen übergeben. Diese wurden angehalten, die Säuglinge lediglich zu füttern und zu säubern. Jeder weitere Kontakt, jede Zärtlichkeit und Liebe, oder auch nur ein liebendes Wort, war den Ammen strengstens verboten. Das Experiment schlug gründlich fehl, da sämtliche Kinder nach kurzer Zeit starben.       Der Staufenkaiser hatte übersehen, dass nicht nur ausreichende Nahrung und regelmäßiges frisches Wickeln zu den Grundbedürfnissen eines Säuglings gehören, sondern auch der Hunger nach liebevollem Kontakt gestillt werden muss.

Die Liebe der Eltern lässt die Kinder leben, wachsen und reifen. So wachsen Kinder auf, geborgen und beschützt.  Auch von der Liebe der anderen, der Geschwister, der Großeltern, der Patinnen und Pasten. Jede Liebe setzt ihre eigenen Schwerpunkte. So helfen alle auf ihre Weise, dass ein Kind seine Welt für sich entdecken, wachsen und reifen kann. Ein afrikanisches Sprichwort sagt: „Um ein Kind groß zu ziehen, bedarf es eines ganzen Dorfes.“

Zurück zu den Buntstiften: Auch ein blauer Stift ist in der Verpackung. Blau wie das Wasser, mit dem wir N.  gleich taufen werden. Blau steht für Vertrauen, Glaube, Treue. Auf ihre Eltern wird sich N. verlassen können,   weil sie stets auf ein offenes Ohr trifft, wenn Probleme auf sie zukommen, oder wenn sie nicht mehr weiterweiß. Sie als Eltern und Paten sind wichtige Ansprechpersonen für N. Ebenso ist Gott für sie da, auch wenn wir ihn nicht immer sehen und spüren. Das drückt übrigens der Taufspruch aus, den Sie für ihre Tochter ausgewählt haben: „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“ (Psalm 91,11). Vertrau auf Gott. So verheißt es das Wasser der Taufe. Lass dich von Jesus an die Hand nehmen und durch dein Leben führen.                                                                                                    

Es befinden sich noch weitere Buntstifte in dieser Verpackung: Gelb für die Sonne, ohne die wir erfrieren, grün für die Hoffnung, die nie versiegen sollte, violett für das Verzeihen und dass stets ein Neuanfang möglich ist.

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“, sagt der Apostel. Er sagt es heute zu Ihnen, liebe Familie M., er sagt es zu uns allen.

„Lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat.“ (Epheser 5)

Mögen wir einander stets mit Liebe begegnen. Ohne Liebe ist unser aller Leben nicht denkbar. Liebe, das sind nicht nur Worte, sondern Liebe sind Worte und Taten. Wenn es nur bei unseren Worten bleibt, fehlt etwas Entscheidendes. Lassen wir also unseren Worten Taten folgen, Taten der Liebe. Nichts braucht unsere Welt mehr als Liebe., gerade in den schwierigen Zeiten, wie wir sie gerade bei uns und vor allem in der weiten Welt erleben.

Im Hohelied der Liebe aus der Bibel sagt der Apostel Paulus über die Liebe abschließend sinngemäß Folgendes: „Wenn ich von Liebe in höchsten Tönen spräche, und mich bewegte nicht die Liebe zu den Menschen, die mit mir leben, oder die mir anvertraut sind, dann wäre das alles nichts und ich wäre nur ein armseliger Scharlatan. Denn es ist die Liebe, durch die besteht, was wir tun, in den Augen Gottes.“ (1. Kor. 13).

 Amen

Gott, deine Liebe ist langmütig und freundlich. Du hast Geduld mit uns. Du bist nachsichtig wie eine gütige Mutter und ein liebevoller Vater. Danke, dass du uns deine Liebe schenkst.  Lass uns in deiner Liebe leben, wie auch deine Sohn Jesus Christus uns geliebt hat.

Gott, du Licht unseres Lebens, wir erleben dunkle Tage.  Der Alltag ist anstrengend und verunsichernd.  Streit und Wut greifen um sich.  Zorn schlägt um in Hassparolen.  Wir sorgen uns um das Zusammenleben in unserem Land. Mit dieser Sorge kommen wir zu dir.   Wir bitten Dich, schütze und stärke die, die Ablehnung erfahren und in Angst um ihr Leben sind.  Lass uns denen beistehen, die angefeindet, ausgegrenzt und verfolgt werden. 
 Lass uns klar und besonnen handeln, wenn Hassparolen unser Miteinander gefährden.   Lass uns nicht nachlassen im Gespräch mit denen, die in Misstrauen gefangen sind und unsere Demokratie in Frage stellen.  Lass uns Lösungen finden, Brücken bauen und auf Vielfalt in Einheit setzen. 

Dieser Einsatz ist anstrengend. Er führt oft in die Ratlosigkeit. 
So bitten wir dich für die Engagierten mit den müden Händen, den erschöpften Herzen, den wankenden Knien.  Gott, Du Licht unseres Lebens, mache dich auf zu ihnen und uns, dass es hell werde in uns und um uns.  Amen
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