Predigt im Gottesdienst am 4. Advent (18.12.2022), Pastor Horst Seivert

Sun, 18 Dec 2022 08:00:05 +0000 von Horst Seivert

4. Advent 2022, Philipper 4,4-7

„Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Eure Güte lasst kund sein allen Menschen!  Der Herr ist nahe! Sorget euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! 
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus bewahren.“

Liebe Gemeinde!

„Freut euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!“ Freude – ist bei vielen in diesen Tagen angesagt; die Freude auf das bevorstehende Weihnachtsfest, von dem uns nur noch wenige Tage trennen.

In diesem Jahr blicken wir allerdings nicht nur mit Freude auf die kommenden Tage, sondern auch mit Fassungslosigkeit und Sorge: Der Krieg in der Ukraine tobt unvermindert weiter, jeden Tag wird das Leid und das Elend der Menschen größer. Wohin das noch führen wird? Die Sehnsucht nach Normalität, nach Frieden ist sehr groß.

Wann ist es endlich soweit? Aus der Geschichte wissen wir: Kriege beginnen, aber sie enden auch. Darum will ich nicht aufhören, zu hoffen, zu beten und zu glauben, dass das auch diesmal so sein wird. Es kommt sicherlich wieder eine andere Zeit, davon bin ich überzeugt.

„Freut euch in dem Herrn allewege!“ Ich möchte mich von diesen Worten heute anstecken lassen.

Wer hat sie gesagt, bzw. geschrieben, diese Worte? Schauen wir doch einmal auf den Zusammenhang, den Kontext.

Paulus hat sie den Menschen in der Gemeinde Philippi in einer Situation geschrieben, in der ihm eigentlich kaum der Sinn nach Freude stehen konnte. Er saß nämlich im Gefängnis. Nein, er hatte nichts weiter verbrochen, als das Wort Gottes zu verkünden und bekannt zu machen bei den Menschen. Im Gefängnis musste er aber genau deswegen um sein Leben fürchten. Trotzdem konnte er solche Sätze schreiben: „Freut euch in dem Herrn allewege: Und abermals sage ich: Freuet euch! Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe!“

Wie gerne möchte ich in diese Aufforderung einstimmen, so ganz ohne Nachdenken, ohne Vorbehalte. Doch ich weiß zugleich: Freude kann man nicht befehlen. Niemand kann sich auf Kommando freuen. Manchmal freuen wir uns, manchmal aber sieht alles düster und wolkenverhangen aus. Manchmal sind wir glücklich, manchmal aber auch traurig. Manchmal spüren wir Gottes Nähe und manchmal scheint Gott meilenweit fern zu sein.

„Freut euch, der Herr ist nahe“, sagt Paulus. Genau hier liegt der Schlüssel zur Freude. Paulus weiß sich trotz seiner Gefangenschaft Gott nahe. Er hat erfahren, dass Gott ihm gerade dann zur Seite steht und ihn stärkt, wenn sein Leben in Gefahr ist. Und das ist für ihn Grund zur Freude.

Und auch wir dürfen uns in den Höhen und Tiefen unseres Lebens dieser Gewissheit erfreuen. Gott ist bei uns, er geht an unserer Seite und ist uns nahe ganz besonders dann, wenn es uns nicht gut geht. Darum sind wir nie verlassen, nie allein, auch dann nicht, wenn die Lebensumstände dagegenstehen mögen. „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ So heißt es in dem Psalm 23. Oder in dem Psalm 73: „Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.“ und ganz zum Schluss heißt es: „das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht auf ihn setze…“Viele Menschen haben das erlebt, was Paulus auch erfahren hat. Gott ist nahe. Das ist Grund zur Freude.

Diese Freude können und sollen wir uns nicht nur in diesen Tagen, sondern auch sonst gegenseitig machen: „Eure Güte lasst kundtun allen Menschen!“ Wie schön ist es, wenn uns jemand eine Freude macht oder wenn wir jemanden eine Freude machen, wie gut tut uns ein tröstendes Wort, wie sehr hilft es uns, wenn wir jemanden treffen, der uns zuhört und versteht. Viele Menschen freuen sich auf einen Besuch, auf eine kleine Geste, einen schriftlichen Gruß, eine schön gestaltete Karte zu Weihnachten, ein Anruf… 

Freude kann uns auf verschiedenen Wegen erreichen. Freude ist ansteckend und kostet nicht viel.  Sie vertreibt die Resignation, sie schenkt Hoffnung und neue Zuversicht. Und Freude macht immer auch ein bisschen kindlich.

Blicken wir in diesen Tagen doch einmal in die Augen der Kinder und lassen wir uns von ihrer Freude anstecken. Auch unsere Augen können strahlen, wenn wir Freude geben und Freude empfangen. Jene Freude, die in uns hochkommt, wenn wir daran denken, was wir in wenigen Tagen feiern: Gott wird Mensch und er schenkt der Welt seinen Frieden. Dieser Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen
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