Predigt im Gottesdienst am 1. Christtag, 25.12., Pastor Seivert

Mon, 25 Dec 2023 07:29:08 +0000 von Horst Seivert

1.Weihnachtstag 2023 zu 2. Mose 2,1-10 

Liebe Gemeinde!
 
Bitte nehmen Sie die Karte zur Hand. Ich möchte sie Ihnen gerne schenken.  Wir sehen Maria und Josef, dazu das Kind in Windeln gewickelt. Auch Ochs und Esel sind dabei. Eine friedvolle Darstellung der Geburt Jesu ist dieses Fresko. Es ist zu finden im Kreuzgang des Brixner Doms in Südtirol, gemalt von einem unbekannten Künstler um das Jahr 1400.  Zu der Zeit wurde in der Kunst eine besondere Empfindsamkeit entdeckt. Das kann man bis heute in dem Fresko spüren: die Zuwendung der Maria, die Aufmerksamkeit Josefs und die neugierigen und freudigen Augen des Kindes.
Dennoch ist etwas ungewöhnlich an diesem Weihnachtsbild. Das Kind liegt nicht in einer Krippe, sondern in einem geflochtenen Korb. Das ist wohl kein Zufall. Der Maler möchte damit an die Geschichte einer anderen Geburt erinnern: der Geburt von Mose aus den Anfängen der biblischen Überlieferung.
 
Manche kennen die Geschichte wohl aus dem Religions-unterricht oder dem Kindergottesdienst: wie die Mutter des Mose das Kind verstecken musste, weil es durch die Gewalt des Pharao bedroht war. Die Mutter legte ihr Kind schließlich am Ufer des Nil in einen Korb, den sie mit Pech wasserdicht gemacht hatte. Dort fand die Tochter des Pharao das Findelkind. So wird Mose gerettet und wächst zunächst bei seiner Mutter auf, die ihn als Amme säugt, später kommt er dann an den ägyptischen Hof zur Pharaonentochter. Durch die Achtsamkeit der Frauen hat das Kind eine Chance zum Leben.
 
An diese alte Geschichte vom rettenden Gott erinnert der Maler im Brixner Dom. Darum malt er das Kind Jesus im Schilfkörbchen. Wie Gott damals Mose gerettet hat, so bewahrt er auch das Kind von Maria. Im Evangelium des Matthäus wird erzählt, wie auch das Leben Jesu von Anfang an bedroht war durch König Herodes, der um seine Macht fürchtete.  Und so fliehen Maria und Josef mit dem Kind nach Ägypten. Auf dem Bild sieht Josef fürsorglich auf das Kind und legt ihm schützend die Hand auf. Schon vorher, vor der Geburt Jesu, war Gott Josef im Traum erschienen: Er sollte die schwangere Maria nicht verlassen. Darum soll das Kind auch den Namen Jesus bekommen, denn Jesus heißt: Gott rettet.
 
Diese beiden Kinder, Mose und Jesus sind es, die später viele Menschen retten.
 
Ein neugeborenes Kind gehört nicht in ein mit Pech verklebtes Kästchen auf dem Nil, und es gehört wohl auch nicht in eine Futterkrippe in einen zugigen Stall.  Doch manchmal sind die Umstände in dieser Welt mitunter tragisch, dass selbst Babys nicht ruhig in einer Wiege oder in einem Kinderwagen liegen dürfen. Und wer weiß, wo an diesem Weihnachtsmorgen manch ein neugeborener Säugling zu liegen kommt. Auf einer Decke auf festgestampftem Lehm? In einer Reisetasche in einem Flüchtlingszelt? Auf dem feuchten Boden eines Schlauchbootes im Mittelmeer? Es leben viele Kinder heute in Armut, mitten in Krisen- und Kriegsgebieten, von ihren Eltern getrennt. In anderer Weise sind Kinder auch bei uns bedroht durch Erwachsene, durch Missbrauch und Gewalt.
 
Und doch liegt großer Segen auf diesen Kindern. Moses wurde als Erwachsener zum Anführer seines Volkes, das Gott aus der Sklaverei rettete. Und Jesus wurde zum Retter und Heilsbinger der ganzen Welt.  Dieses Kind in der Krippe in Bethlehem bringt Freude und Frieden für alle Menschen. 
 
Ein Kind wird geboren in einem Stall von Bethlehem, in einer Krippe. Damit wir staunend dastehen. Damit uns das Herz aufgeht. Damit wir verwandelt werden von Liebe. Damit wir wissen, es gibt Hoffnung unter den widrigsten Umständen. Damit wir wissen: Alles Schwere kann sich wenden.
 
Das ist doch Weihnachten: Gott, der Retter kommt auch zu uns. In Jesus wird er Mensch. Wo wir ihm Raum geben in unseren Herzen, können wir dazu beitragen, dass in unserer Welt Heil und Frieden einkehren kann. So kann das Wunder von Weihnachten auch heute geschehen.
 
Amen.
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