Misericordias Domini 2024
Liebe Gemeinde!
Der heutige 2. Sonntag nach Ostern ist der Sonntag des guten Hirten. Wir haben zu Beginn den Psalm 23 gebetet. Viele Menschen mögen diesen Psalm, er gehört zu dem Restbestand dessen, was viele noch aus der Bibel kennen, vielleicht sogar auswendig kennen. Meine Konfirmanden müssen diesen Psalm immer noch auswendig lernen.
Der heutige 2. Sonntag nach Ostern ist der Sonntag des guten Hirten. Wir haben zu Beginn den Psalm 23 gebetet. Viele Menschen mögen diesen Psalm, er gehört zu dem Restbestand dessen, was viele noch aus der Bibel kennen, vielleicht sogar auswendig kennen. Meine Konfirmanden müssen diesen Psalm immer noch auswendig lernen.
Hirten und Schafe sieht man in unserer hoch technisierten Welt nur noch selten, aber das Bild vom guten Hirten vermittelt immer noch Geborgenheit, Schutz und Sicherheit – genau das, was wir uns so sehr in unserem Leben wünschen.
Wann dieser Psalm, der auf König David zurück geht, zuerst gesprochen oder gesungen wurde, wir wissen es heute nicht mehr. Es ist aber auch nicht entscheidend. Wichtiger ist etwas anderes. Der Psalm sagt in schönen Bildern etwas sehr Einfaches: Gott kümmert sich um uns, darum haben wir es gut und brauchen uns nicht zu fürchten. Das kann jedes Kind verstehen, aber es ist gar nicht kindisch, nicht naiv gemeint, sondern ganz elementar: Ich habe einen Hirten, ich muss nicht umherirren. Ich weiß, wohin ich gehöre und an wem ich mich orientieren kann.
Der Psalm 23 beschreibt das Leben so, wie es nun einmal in Wirklichkeit ist. Mal schön und leicht, mal schrecklich und schwer. Es gibt grüne, saftige Auen, frisches Wasser und die rechte, gerade Straße, auf der wir gehen. Ja, zuweilen macht das Leben Spaß, alles ist gut, alles passt. Aber es gibt auch das „finstere Tal“, Leid, Krankheit, Kummer, Feindschaft und den Tod. Der Psalm verheimlicht diese dunklen Seiten des Lebens nicht. Wir leben in einer Welt, in der es immer wieder solche dunklen Seiten gibt, aber auch die Erfahrung: „Du bist bei mir.“ So tröstet der Psalm und macht deutlich: Am Ende steht das Glück, die Geborgenheit. Der deutsche Philosoph Immanuel Kant hat einmal dazu folgendes gesagt: „Ich habe in meinem Leben viele gute und kluge Bücher gelesen. Aber ich habe in ihnen allen nicht gefunden, was mein Herz so still und froh gemacht hätte wie die vier Worte aus dem Psalm 23: „Du bist bei mir.“
Es gibt viele Bilder zu diesem Psalm. Bilder aus früheren Zeiten. Fast in jedem Haus hing früher ein Bild vom Guten Hirten. Auf ihnen ist ein Hirte zu sehen, oft auf einem sanften Hügel stehend. Mit Hut und Mantel geschützt gegen Wind und Wetter, in der Hand einen schweren Stock. Aufmerksam beobachtet er seine Schafe. Die lagern in seiner Nähe oder weiden etwas entfernt. Immer aber hat er sie im Blick, immer ist er bereit, sie zu verteidigen gegen jeden, der sich ihnen in böser Absicht nähern würde... Ein Lämmchen hat er auf vielen Bildern um die Schultern gelegt. Ein friedliches Idyll: die Schafe dicht gedrängt bei dem Hirten geborgen, geschützt und zufrieden.
Das wünschen wir uns doch auch: geborgen, geschützt und zufrieden zu sein. Wir wünschen es für uns selbst und für unsere Kinder. Ich glaube, das ist der Grund, warum viele Eltern immer noch ihre Kinder zur Taufe bringen, so wie Sie es heute tun, liebe Eltern der kleinen Mia. Damit er, der gute Hirte sie in seinen Schutz nimmt und sie trägt.
Laufen muss sie natürlich selbst. Das können Sie, liebe Eltern Ihrem Kind nicht abnehmen. Aber Sie können Mia an der Hand nehmen, sie behutsam leiten und führen, für sie da sein, ihr Liebe und Wärme geben, die wichtiger sind als alles Gut und Geld dieser Welt. Und sie müssen sie, wenn es soweit ist, loslassen, dass sie ihre eigenen Erfahrungen machen kann.
Erzählen Sie Ihrem Kind von dem guten Hirten, der Gott und Jesus Christus für uns ist, leben Sie ihm Ihren Glauben vor.
Der Blick auf den guten Hirten vermittelt uns: ich muss meinen Weg nicht allein gehen. Er geht mit. Dieser Blick hilft uns und macht uns Mut, unsern Weg im Vertrauen und in der Zuversicht zu gehen, dass da einer ist, der auf allen Wegen mitgeht, nicht nur auf den ebenen, geraden, sondern auch auf den steilen und steinigen Wegen und in den finsteren Tälern. Ja, dass ihm kein Weg zu weit und zu schwer wird. Das hat er am Kreuz bewiesen. Er ging für uns in den Tod, damit wir leben können. Amen