Predigt am Ewigkeitssonntag, 21.11.2021 zu Jesaja 65, 17-19, Pastor Horst Seivert

Sun, 21 Nov 2021 08:10:32 +0000 von Horst Seivert

„So spricht der Herr: Siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen…freuet euch darüber. Denn siehe, ich erschaffe Jerusalem zur Wonne und sein Volk zur Freude…man soll nicht mehr hören die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens…“ Jesaja 65,17f)
 
Liebe Gemeinde!
 
Viele von Ihnen haben im zu Ende gehenden Kirchenjahr mit der Familie, Freunden und mit uns, der Kirchengemeinde, am Grab gestanden und von einem Angehörigen Abschied genommen. Den meisten von Ihnen hat die Anteilnahme gutgetan. 
 
Bei vielen der Verstorbenen war der Tod schon zu erwarten, sie konnten sich bei Lebzeiten darauf vorbereiten, sie mussten mit dem Sterben rechnen, bei manchen aber kam er überraschend schnell, ohne dass sie darauf gefasst waren. Selbst wenn wir mit dem Tod eines Menschen rechnen müssen, weil er schwer krank ist, oder hochbetagt, wenn er dann eintritt, ist es immer zu früh.
 
Es schmerzt, wenn Menschen, die zu uns gehört haben, sterben. Es lässt uns traurig werden, wenn wir Verluste erleiden. Es macht uns ratlos, wenn der Tod ins Leben tritt. Wir spüren und erleben etwas von der Endgültigkeit des Abschieds. Da bleibt ein Platz leer, den nur dieser eine Mensch hat ausfüllen können. Mit einem Mal kommt einem alles leer und sinnlos vor. Denn etwas ist abgebrochen. Etwas ging unwiderruflich verloren.
 
Der Tod gehört jedoch zum Leben dazu, so schwer dies auch zu verstehen und zu verkraften ist. 
Heute am Ewigkeitssonntag bedenken wir auch unser eigenes Sterben, unsere eigene Vergänglichkeit und Begrenztheit.
 
Die Worte aus dem Buch des Propheten Jesaja für den heutigen letzten Sonntag im Kirchenjahr sind Worte der Hoffnung. Sie verkünden einen neuen Himmel und eine neue Erde.  (Text lesen!)
Ursprünglich sind diese Worte für Menschen geschrieben worden, deren Leben vom Tod, von vergeblichen Mühen und von Trostlosigkeit gezeichnet war, für Menschen, die zu verzweifeln drohten, die am Ende ihrer Kraft waren.          
 
Vor 2500 Jahren richtete Jesaja diese Worte an das Volk Israel, das aus der babylonischen Gefangenschaft befreit, endlich heimkehren konnte. Doch zu Hause, in Jerusalem, erwartete sie ein zerstörter Tempel, verfallene Häuser, verwahrlostes Land, Hunger, Not, Krankheit und Tod bestimmten den Alltag. Dennoch zeichnet Jesaja dieses Hoffnungsbild von einem neuen Himmel und einer neuen Erde. Gott hat die Menschen nicht verlassen in ihrem Leid. Er wird den Tod in die Schranken weisen, seine Liebe ist stärker.
 
Auch wir brauchen immer wieder solche Hoffnungsbilder wie Jesaja sie zeichnet. Wir können nicht ohne sie leben. Doch kein Hoffnungsbild kann Leidenden und Trauernden den Schmerz wegnehmen. Das ist wahr.  Aber wir können dadurch ermutigt werden, unser Leben in einem neuen Licht zu sehen, wir können Hoffnung über den Tod hinaus haben. Keiner von uns wird dem Tod ausweichen können. Das ist sicher, aber Gott hat uns in Jesus Christus gezeigt, dass er etwas Neues schaffen kann, dass der Tod nicht das letzte Wort hat über das Leben.
 
Manche sagen: Die Worte des Propheten hätten mit unserer Realität nichts zu tun. Die Welt und das Leben funktionieren nun mal nach ihren eigenen Gesetzen. Doch Worte können sehr mächtig sein, sie können Menschen verwandeln. Worte können etwas Neues schaffen. 
 
Der Seher Johannes greift diese Worte auf in seiner Offenbarung. Und er fügt ihnen hinzu: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid wird mehr sein…“ 
 
Das ist gut zu wissen. Gott mutet uns den Abschied zu. Er erspart uns nicht Trennung und Schmerz. Aber es ist gut, wenn wir gerade in den schwersten Momenten das Vertrauen zu ihm behalten: dass der Tod nicht das Ende ist, sondern zu einem Neubeginn führt. 

Und so möchte ich mein Leben als geschenkte Zeit verstehen, die ich nutzen, verantworten und auskosten will. Gerade dass meine Zeit begrenzt ist, macht sie doch kostbar. Wenn ich sterbe, dann lege ich mein Leben mit seinen Höhen und Tiefen in Gottes Hand zurück und freue mich auf das, was kommt, was verheißen wird von Gott selbst. Wer einen solchen Blick wagt, eine solche Haltung einnimmt, kann voller Hoffnung leben und in Frieden sterben.

Einen neuen Himmel und eine neue Erde verkünden Jesaja und auch der Seher Johannes. Gott hat uns solche Hoffnungsbilder geschenkt, damit wir uns daran festhalten können. Damit wir nicht aus dem Blick verlieren, dass er uns und unser Leben in seiner Hand hält.
 
Möge es uns allen gelingen, auch im Leid, dieses Geschenk Gottes anzunehmen und neue Kraft, Trost und Hoffnung daraus gewinnen. Amen   
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