Predigt im Gottesdienst am 17.7.2022 (5. So. nach Trinitatis), Pastor Seivert

Sun, 17 Jul 2022 06:59:14 +0000 von Horst Seivert

Predigt zu 1. Mose 12, 1-4a

Liebe Gemeinde!

„Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“  Das sagt Gott zu Abraham, der sich auf Gottes Geheiß hin aufmacht auf den weiten Weg in ein neues Land.

Segen – das bedeutet Gott ist an unserer Seite, und zwar immer, egal was geschieht, in guten wie in schlechten Zeiten.  Gut zu wissen, dass Gott segnet.

Wenn ich im Gottesdienst mit Kindergarten-kindern am Schluss die Arme hebe zum Segen, dann geschieht es, dass die Kinder auch ihre Arme heben. Kinder tun ja das, was wir Erwachsene ihnen vormachen.

Im Segen geschieht etwas Besonderes. Das spüren nicht nur Kinder, sondern auch wir Erwachsene. Der Segen ist uns wichtig, besonders bei den Eckpunkten unseres Lebens, etwa bei der Taufe, der Einschulung, Konfirmation, Hochzeit und immer wieder zu besonderen Gelegenheiten.

Segen ist etwas Besonderes. Das bekommt auch Abraham zu spüren, der seine vertraute Umgebung, den Schutz seiner Sippe, verlassen soll. Vor dem Wegzug in die Fremde, in das Unbekannte, segnet Gott Abraham: „Ich will dich zu einem großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen. Und du sollst ein Segen sein.“

Den Segen zu bekommen, zu empfangen – das ist das eine. Das ist schön, das ist gut. Auch Ihnen, den Eltern und Paten, ist es wichtig, dass Ihre Kinder in der Taufe gesegnet werden. Dass Gott zu ihnen sagt:  ich habe dich lieb, ich will bei dir sein, will dich begleiten und behüten auf allen deinen Wegen, den geraden und den krummen. Was auch immer geschieht, wie auch immer dein Leben aussieht, ich bin an deiner Seite.

Das Wort Segen hat auch die Bedeutung von zugehörig sein, zu jemanden gehören. Wen Gott segnet, der gehört zu ihm. Nicht umsonst hat das althochdeutsche Wort seganon (segnen) mit dem lateinischen signum, Zeichen, zu tun. Wir sind als Menschenkinder gesegnet, d.h. wir sind ihm zugehörig, wir tragen sein Zeichen.

Den Segen zu bekommen, das ist das eine schöne und Wichtige, das andere aber folgt sogleich. Der Segen, den wir empfangen, verpflichtet uns zur Weitergabe. „Ich will dich segnen“, sagt Gott, „und du sollst ein Segen sein!“ für andere. D.h. wir sind beauftragt, ein Zeichen der Liebe Gottes zu sein in dieser Welt, beauftragt Gutes an jedermann zu tun, Nächstenliebe zu üben… Zeugnis von Gott abzulegen. So können wir ein Segen sein für andere.

Abraham steht vor einem unglaublichen und völlig unübersichtlichen Neuanfang, ein weiter Weg liegt vor ihm und Gott spricht diese Worte zu ihm: „Ich will…“

Vor diesen beiden Zwillingsbrüdern, die wir heute taufen, liegt auch ein weiter Weg. Wir können heute nicht überschauen, wie dieser Weg im Einzelnen aussehen wird. Wir haben aber die Hoffnung und Zuversicht, dass dieser Weg unter Gottes Geleit und Segen gelingt. Das Wasser in der Taufe steht als Zeichen für Gottes Segen. In der Taufe sagt Gott uneingeschränkt „Ja“ zu dem Menschen, der getauft wird. Ja, du bist mein geliebtes Kind, ich werde bleiben bei dir bis ans Ende deines Lebens und darüber hinaus. Du bist einmalig und wertvoll. Du bist ein wunderbares Geschöpf des Schöpfers.  Oder um es mit den Worten des jüdischen Theologen Martin Buber zu sagen: „Mit jedem Menschen ist etwas Neues in die Welt gesetzt, was es noch nie gegeben hat.“

Segen ist für mich persönlich die wohl wichtigste Aufgabe, die Eltern auferlegt ist, ihre Kinder mit der Freundschaft und Liebe des Schöpfers zusammenzubringen und ihnen die Augen zu öffnen, dass sie als getaufte Christen zur Familie Gottes gehören und gern und liebevoll für andere zum Segen werden können.

Segen – Gott sagt Ja zu mir, so wie ich bin, mit allen meinen Fehlern und Macken. Gott mag mich. Gott kann mich gebrauchen: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“ Amen
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