Liedpredigt EG 97 - Reminiszere
Lieder: 455, 713, 98, 97, 112(FT), 25 (FT), Epistel aus Römer 5,1-5
Zu Beginn den Text des Liedes vorlesen:
Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht, ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht. Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn. Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.
Wollen wir Gott bitten, dass auf unsrer Fahrt Friede unsre Herzen und die Welt bewahrt …
Denn die Erde klagt uns an bei Tag und Nacht. Doch der Himmel sagt uns: Alles ist vollbracht! …
Wollen wir Gott loben, leben aus dem Licht. Streng ist seine Güte, gnädig sein Gericht. …
Denn die Erde jagt uns auf den Abgrund zu. Doch der Himmel fragt uns: Warum zweifelst du?...
Hart auf deiner Schulter lag das Kreuz, o Herr, ward zum Baum des Lebens, ist von Früchten schwer…
Liebe Gemeinde!
„Was für eine Welt könnten wir bauen, wenn wir die Kräfte, die ein Krieg entfesselt, für den Aufbau einsetzten; ein Zehntel der Energie, ein Bruchteil des Geldes wäre hinreichend, um den Menschen aller Länder zu einem menschenwürdigen Leben zu verhelfen.“
Dieser Satz stammt von Albert Einstein. Und er zeigt das Dilemma an, in dem wir stecken. Wenn wir Zeitung lesen, Nachrichten schauen oder im Internet unterwegs sind, dann begegnen uns die Toten auf Schritt und Tritt. Die Bilder von Toten und zerstörten Gebäuden …sie sind allgegenwärtig und belasten uns sehr. Auch die Bilder von hunderttausenden Flüchtenden, aber auch von hungernden Kindern, von leidenden und sterbenden Menschen oder Tieren berühren uns. Sie machen uns sprachlos.
Es gibt Menschen, die alt und lebenssatt sterben; damit kann man umgehen. Aber so viele verlieren ihr Leben, weil die Welt ungerecht ist, weil Menschen Lebensräume zerstören und Kriege führen und in Kauf nehmen, dass viele dabei umkommen. Das ist schwer zu ertragen.
Es ist so, wie das Lied es in der 3. Strophe sagt: „Denn die Erde klagt uns an bei Tag und Nacht.“ All die Toten, die auf Erden unschuldig sterben, schreien und klagen, sodass in diesem Lied alles immer wieder in den Ruf nach Erbarmen mündet: „Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn. Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.“
Wir hören die Melodie des Liedes:
Das Passionslied „Holz auf Jesu Schulter“, hat diese vom Tod geprägte Welt vor Augen. Es ist ein modernes Lied, mit einer klaren, bilderreichen Sprache und mit bedrängenden Worten. Ich habe es für heute ausgewählt, weil es so sehr in die gegenwärtige Lage passt.
Ein Lied voller spannender Bilder, das aus dem Holländischen zu uns gekommen ist. Übertragen ins Deutsche hat es Jürgen Henkys, ein Liedautor aus Deutschland, von dem wir noch weitere Lieder im Gesangbuch haben.
Dieses Lied ist ein Lied, eine Melodie gegen alle Resignation angesichts der bedrohten Welt, die uns zum Verzweifeln bringen kann. Wir haben den Eindruck, die Erde jage uns auf einen Abgrund zu, wie es in der vorletzten Strophe heißt, aber zum Verzagen haben wir trotzdem keinen Grund. Warum?
Weil wir auf Jesu Kreuz sehen. Darauf, dass er den Tod überwunden hat. Im Kreuz sehen wir nicht nur das Folterinstrument der Römer. Wir sehen darin Jesu Weg in den Tod und durch den Tod hindurch zu neuem Leben. Wir blicken auf das Kreuz und erkennen den Heiland, der das alles für uns tut, die ganze Schmach auf sich nimmt stellvertretend für uns, einen Heiland, der den Weg ins Reich der Toten nicht scheut, der den Fluch auf sich zieht, um uns zu erlösen von Schuld und Tod.
Das Kreuz Jesu bezeichnen Christen deshalb auch als Lebensbaum.
Wir singen die Strophen 1-3+5+6
„Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht,
ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht.“
Mir gefällt dieses Bild sehr gut. Es ist ein uraltes Bild: Indem Jesus das Kreuz trägt, wird das Holz des Todes zum Baum des Lebens. Der Baum des Lebens kommt schon im Paradies vor. In früheren Zeiten wurden Kreuze kunstvoll zu Lebens-bäumen umgestaltet.
Der Baum des Lebens bringt gute Frucht, er ist von Früchten schwer, weiß das Lied. Das kennt auch die Lebenserfahrung. Wer, wenn nicht die Christen wüssten von diesen Früchten? Was sind diese Früchte? Sich den Schwachen und Hilflosen annehmen, Alte und Kranke pflegen und begleiten, Gefangene besuchen, sich um Flüchtlinge kümmern, sich einsetzen für die geschundene Schöpfung und vieles mehr. All das sind Früchte dieses Baumes, Früchte voller Nächstenliebe, die aus dem Glauben an den Lebensbaum Christus erwachsen.
„Hart auf Jesu Schulter lag das Kreuz, o Herr, ward zum Baum des Lebens, ist von Früchten schwer…“
Trotzdem bleiben wir vielen vieles schuldig. Wir können Gott nur um Erbarmen bitten. Und damit um Veränderung.
Das Lied rüttelt beim Singen auf, es macht Mut und lässt uns aufstehen. Denn bei Karfreitag bleiben wir nicht stehen, wir feiern jeden Karfreitag mit dem Blick auf Ostern. Nur so kann man leben in dieser Welt voller Gegensätze, in einer Welt, in der es Leben und Tod, Licht und Schatten gibt. Hoffnungsvoll, auf Gott vertrauend. Wissend, dass ein Gott ist, der stark ist, streng und gnädig zugleich. Ein Gott, der Himmel und Erde gemacht hat und kein Werk seiner Hände jemals preisgibt. Und der den Menschen Frieden, Licht und Leben geben kann in dieser vom Tod gezeichneten Welt. Ja, darauf hoffen wir: „Wollen wir Gott bitten, dass auf unserer Fahrt Friede unsere Herzen und die Welt bewahrt.“
Gebet:
Du Gott des Lebens, schnell lassen wir uns lähmen von Tod und schlimmen Erfahrungen. Hör nicht auf, uns aus den Toten zu rufen. Du Gott voller Erbarmen, sei uns gnädig auf unserer Lebensfahrt. Schenk uns Glauben mitten im Zweifeln. Lass nicht zu, dass wir verzagen. Du allmächtiger großer Gott, mach uns stark, wenn wir uns schwach fühlen.
Gib uns Stimmen, die ansingen gegen den Tod.
Schenke uns Worte, die Mut machen. Du lebendiger Gott,
lass unsere Hände tätig sein im Geiste Jesu, damit die Welt nicht auf einen Abgrund zuläuft, sondern lebt und dich lobt.
Dein Kreuz und dein Auferstehen lassen uns weiter blicken und hoffen.
Du Gott des Lebens, schnell lassen wir uns lähmen von Tod und schlimmen Erfahrungen. Hör nicht auf, uns aus den Toten zu rufen. Du Gott voller Erbarmen, sei uns gnädig auf unserer Lebensfahrt. Schenk uns Glauben mitten im Zweifeln. Lass nicht zu, dass wir verzagen. Du allmächtiger großer Gott, mach uns stark, wenn wir uns schwach fühlen.
Gib uns Stimmen, die ansingen gegen den Tod.
Schenke uns Worte, die Mut machen. Du lebendiger Gott,
lass unsere Hände tätig sein im Geiste Jesu, damit die Welt nicht auf einen Abgrund zuläuft, sondern lebt und dich lobt.
Dein Kreuz und dein Auferstehen lassen uns weiter blicken und hoffen.
O Herr, mache mich zum Werkzeugt deines Friedens, dass ich Liebe übe, wo man sich hasst, dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt, dass ich verbinde, da wo Streit ist, dass ich die Wahrheit sage, wo der Zweifel drückt, dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält, dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert.
Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.
Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.