Predigt im Gottesdienst am 17. So. n. Trin. (9.10.2022), Pastor Horst Seivert

Sun, 09 Oct 2022 07:12:58 +0000 von Horst Seivert

17. So. nach Trin. 

Wochenspruch: „Der Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat“ 1. Joh. 5,4, Evangelium: Matth. 15, 21-28, Psalm 8

 Liebe Gemeinde!

Es ist Herbst, Erntezeit. Wir haben am vergangenen Sonntag Gott für die Ernte gedankt. 
Noch sind es  noch schöne warme Tage, das Licht ist mild, ein Spaziergang durch die Natur tut jetzt gut.

Ich rieche die Süße der Äpfel, ich höre das Knacken de Nussschalen unter den Schuhsohlen und sehe die abgeernteten Felder und mir kommt der Kanon in den Sinn, den ich leise vor mir her singe: „Danket, danket dem Herrn, denn er ist freundlich, seine Güt und Wahrheit währet ewiglich."

Wie gut, dass wir eine Adresse haben, an die wir uns wenden können mit unserem Dank. Nicht nur uns selber und unserem Fleiß, unserer Tüchtigkeit haben wir es zu verdanken, dass wir jeden Tag satt werden und es uns gut geht, ohne das himmlische Zutun wäre das alles nicht möglich.

„Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand“. So heißt es in dem schönen Lied.

Kürzlich habe ich die ersten Kastanien auf dem Boden draußen vor der Kirche unter dem großen Kastanienbaum gefunden. Mit unserem Enkelsohn haben wir sie aufgesammelt und hinterher etwas daraus gebastelt. Das hat uns und ihm Freude gemacht.

Mich faszinieren diese Früchte. Von außen sind sie stachelig, unscheinbar grün-braun, manchmal kaum zu entdecken auf dem Baum. Und innen sind sie wunderschön, glänzend, einzigartig.

Wer nicht intensiver die Schale begutachtet und den Kern entdeckt, der verpasst etwas. So ist es auch bei uns Menschen: Oft sehen wir beim Anderen nur die Stacheln, die harte Schale. Wir nehmen nur wahr, was uns verletzt. Den Kern können und wollen wir oft nicht sehen, den Menschen, der unter der Schale steckt, wundervoll und einzigartig gemacht, mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt, wie es in dem Psalm 8 heißt.

Manchmal bauen Menschen sich auch selbst eine um stachelige Schutzhülle, um nicht verletzt zu werden, um nicht wieder enttäuscht zu werden.

Wie schön wäre es dagegen, wenn wir uns gegenseitig als wunderschöne Kastanien kennen und schätzen lernen. Dass wir nicht nur an der Oberfläche bleiben, sondern beginnen, mit dem Herzen zu sehen.

„Der Mensch sieht, was vor Augen ist, aber Gott sieht das Herz an“, heißt es in der Bibel. Und von dem französischen Schriftsteller Antoine de St. Exupery sind die Worte aus seinem berühmten Buch „Der kleine Prinz“ überliefert: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“.

Den Menschen, unser gegenüber so zu sehen, das kostet vielleicht Zeit, weil man sich auf den anderen einlassen muss und es  kann manchmal auch schmerzhaft sein, aber es lohnt sich: für einen selbst und für das Gegenüber. Denn in jedem Menschen steckt doch irgendwo der Wunsch nach Freisein. Nicht mehr eingeengt sein, so sein zu können, wie man ist.

Als Gott den Menschen schuf, sprach er: „Das ist mir sehr gut gelungen!“ Sehen wir doch unsere Mitmenschen als Meisterstücke Gottes an, wunderschön und einzigartig wie die Frucht der Kastanie, die befreit ist aus dem stacheligen Mantel.

Eine ältere Dame erzählte einmal, wenn sie als kleines Mädchen mit ihrem Vater im Herbst durch die Alleen ging, dieser zu ihr sagte: „Die erste Kastanie, die du findest, musst du in die Manteltasche stecken und behalten, dann bekommst du kein Rheuma.“

Ich frage mich bei dieser Geschichte: Haben Kastanien heilende Wirkung? Ich weiß es nicht. Aber ich finde diese Geschichte trotzdem schön. Das kleine Mädchen hat sie über 80 Jahre in ihrem Herzen bewahrt als Erinnerung an einen glücklichen Moment mit ihrem Vater und dessen Zusage, dass sie den Winter, wie kalt und dunkel er auch sein möge, überstehen werde. Darin hat die Frau Ermutigung und Kraft gezogen in den verschie-denen Abschnitten ihres Lebens. Und so strahlt sie auch noch jetzt in ihrem hohen Alter Zuversicht aus.

Es ist nicht die heilende Wirkung der Kastanie, sondern eher der Glaube, dem man etwas zutrauen kann. 

Genau so erzählt es das Evangelium des heutigen Sonntages von der kananäischen Frau, die zu Jesus kommt und ihn um Heilung von ihrer Krankheit bittet. Am Ende sagt Jesus zu ihr: „Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und sie wurde gesund zu derselben Stunde.“

Im Wochenspruch heute heißt es: „Der Glaube ist der Sieg, den die Welt überwunden hat.“

Und in einem weiteren Bibelwort heißt es: Glaube versetzt Berge.“

Amen
Bestätigen

Bist du sicher?