„Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ (Johannes 6,37)
Liebe Gemeinde!
Gestern hat das neue Jahr 2022 begonnen. Was es wohl bringen wird? Einiges zeichnet sich schon jetzt ab, vieles aber können wir gar nicht wissen.
Dieses ungewisse Neue wollen wir vor Gott bringen. Mit Lob und Dank, mit Bitte und Fürbitte. Mit Gottes Segen. Und mit einem Wort, das stärkt und tröstet.
Das will nämlich die Jahreslosung, dieses Bibelwort, das uns ein Jahr lang begleitet. Orientierung geben in diesen bewegten Zeiten, trösten und bestärken im Schweren, unterstützen und begleiten bei den vielen Herausforderungen.
„Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“
Vor einer Woche haben wir Weihnachten gefeiert und vielleicht haben wir noch die Worte aus dem Beginn des Johannesevangeliums im Ohr. Da ging es auch um das Kommen, das Kommen des Lichtes in die Finsternis, das Kommen Jesu in seine Welt.
Aber: Er war nicht willkommen … „Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen. … Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ (Joh. 1,5.11)
Die Weihnachtsgeschichte erzählt es plastisch: Kein Platz in der Herberge! Jesus kommt im Stall zur Welt. Von Anfang an bis zu seinem Tod musste er die Erfahrung machen: Nicht willkommen! Abgewiesen.
Die Jahreslosung ist eine unglaubliche Zusage. Ganz gleich, was uns im neuen Jahr erwarten wird, wer wir auch sind, was wir auch immer erlebt haben, was uns auch immer bedrückt oder verunsichert, es wird eine Konstante geben, an der wir uns festhalten können: es ist dieses Versprechen Jesu: Ich werde niemanden abweisen, der mich sucht, der sich aufmacht zu mir. Martin Luther übersetzt noch drastischer: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“
Mit dieser Zusage im Gepäck kann das neue Jahr gut und voll Zuversicht angegangen werden.
Als unsere Kinder das Laufen gelernt haben, da haben wir, die Eltern, des öftern unsere Arme ausgebreitet und gerufen: „Wer kommt in meine Arme?“ Dann sind sie losgelaufen – auf unsere geöffneten Arme zu. In unsere Umarmung hinein. So haben sie Laufen gelernt. Sie standen mit wackligen Beinen da und setzten sich erst einmal auf den Allerwertesten. Aber unser Locken war stärker: Du schaffst das, steh auf, komm, nächster Versuch. Getragen von unserem liebevollen Blick, begleitet von unseren Worten der Ermutigung. So sind sie in unseren Armen angekommen, glücklich, geborgen, geliebt. Das war sicher eine kostbare Erfahrung für sie: Du bist wichtig. Du wirst gesehen. Du wirst getragen. Du bist geliebt.
Jesus Christus sagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“.
Jesus Christus sagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“.
Abgewiesen werden, nicht akzeptiert zu sein ist schlimm. Die Abgrenzung anderen Menschen gegenüber hat es immer gegeben, im persönlichen und umfassenden Bereich. Du bist unerwünscht, ihr seid nicht willkommen. Diese Einstellung ist für ein gutes Zusammenleben nicht geeignet.
Und sie entspricht in keiner Weise dem wichtigsten Gebot, das uns zur Verfügung steht, nach dem wir uns richten sollen: „Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst“.
„Ihr dürft zu mir kommen. Ich weise euch niemals ab!“ Das ist das große Liebesangebot, das Jesus hier macht. Seine Einladung gilt allen, ohne Vorbedingung. Du darfst zu mir kommen, so wie du bist. Mühselig und beladen. Und selbst dann, wenn du dich von mir abgewendet hast, darfst du wieder umkehren.
Liebe Gemeinde, wir wissen nicht, was dieses neue Jahr bringen wird. Ich vermute aber, dass es vieles im Gepäck haben wird an Freud und Leid, an Glück und manch Herausforderungen. Die ganze Bandbreite des Lebens.
Die Jahreslosung verstehe ich als Einladung, auf meinen unterschiedlichen Lebenswegen immer wieder zu Jesus zu kommen.
Sagt er doch von sich, dass er das Licht der Welt ist. Licht in dunklen Zeiten – Hoffnung, Halt in Zweifel und Angst, Rettung aus Schuld.
Oder: „Ich bin der gute Hirte.“ Er kennt mich, der gute Hirte, will mich auf Wege des Lebens führen. Ist in dunklen Tälern an meiner Seite. Lässt mir zukommen, was ich für Leib und Seele brauche.
Und: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Jesus verheißt uns nicht nur Leben über unseren Tod hinaus, er möchte uns schon heute immer neu zum Leben erwecken, in unserer Trauer trösten und uns aufhelfen, wenn wir am Boden sind.
Die Fülle des Lebens erwartet uns, wenn wir zu ihm kommen. Wir werden beschenkt, in Zeit und Ewigkeit. Dazu will uns die Jahreslosung 2022 ermutigen. Amen