Predigt am Sonntag Quasimodogeniti, 11.4., Pastor Seivert

Sun, 11 Apr 2021 10:51:20 +0000 von Horst Seivert

Quasimodogeniti 2021 - Johannes 21,1-14

Es gibt eine wunderbare  Bildergeschichte als Zeichentrick mit dem Knaben Charlie Brown. Charlie Brown fühlt sich „hundeelend“. Und er nennt auch den Grund dafür: Nirgendwo fühlt er sich zugehörig, er hat das Gefühl, dass das Leben an ihm vorbeirauscht.

So wie Charlie Brown geht es vielen Menschen. Gerade jetzt in diesen schweren Zeiten der Pandemie.

Charlie sucht eine Psychiaterin auf, Lucy. Lucy führt ein Gespräch mit Charlie, in welchem sie ihm klar aufzeigt, dass es für ihn nur diese eine Welt gibt, in der er leben kann und versuchen soll, das Beste daraus zu machen. „Warte nicht auf eine andere Welt, sondern lebe in dieser Welt“, rät sie ihm.

Wie recht doch Lucy hat, nicht wahr? 

Dies hier ist unsere Welt; das Hier und Jetzt ist unser Leben: Hier gilt es, unser Leben zu leben. Mit allen Höhen und Tiefen, mit Leid und Freud, mit Corona oder ohne Corona. Mit Leben und Tod.                        Einfach ist das nicht. Aber was ist schon einfach? Selbstverständlich haben wir Menschen jedes Recht, uns auch mal wie Charlie Brown zu fühlen- „hundeelend“. Gründe dafür gibt es genug.

Doch es gibt auch immer wieder gute Gründe, uns gut zu fühlen, gute Gründe für ein Leben, das sich lohnt, begründete Hoffnung, die wir niemals aufgeben sollten, Freude am Leben, gute Freunde, Familie, Geborgenheit….                                                                                                                                             Mit Gottes Hilfe wird uns alles gelingen, selbst das, was auf den ersten Blick nicht danach aussieht.

Auch die Jünger Jesu mögen sich „hundeelend“ gefühlt haben in den Tagen nach Karfreitag. Ihr Freund und Gefährte ist tot. Der, der ihnen Weg, Wahrheit und Leben war, ist nicht mehr bei ihnen. Sogar der Fischfang geht schief. Bis ihnen ein Fremder am Ufer den Rat gibt: Macht es noch einmal, fischt zur Rechten des Ufers. Damit will er ihnen sagen: Lebt euer Leben, das ihr kennt, das ihr habt.                        Und siehe da, die Fischer konnten die Netze kaum ziehen, so groß war der Fang. Da sieht Petrus, was er zuvor nicht erkannt hat: Dieser Fremde, der ihnen das sagt, ist gar kein Fremder, es ist der Herr, es ist Jesus. Er lebt. Er ist da. Darum gelingt ihm und den anderen der Fischfang. Wie früher sitzen sie nun wieder zusammen und essen gemeinsam…

Lucy ist nicht Jesus. Und Charlie Brown ist nicht Petrus. Aber etwas ist gleich an diesen beiden Geschichten. Ein Mensch traut einem anderen das Leben zu. Ein Mensch traut einem anderen zu, dass er das ihm gegebene Leben bewältigen wird (kann).

Zieht euch nicht in  euer Schneckenhaus zurück, ruft Jesus uns zu, sondern geht hin und lebt euer Leben. Ich bin bei euch, ich gehe an eurer Seite bis an das Ende der Welt, ich stärke euch und gebe euch Hoffnung. Mit mir habt ihr eine Perspektive, gute Aussichten.

Der Sänger Herbert Grönemeyer, der morgen 65 Jahre alt wird, hatte vor etlichen Jahren großes Leid erlebt. Erst starb sein Bruder, nur wenige Tage danach seine Ehefrau, beide viel zu jung zum Sterben, wie man sagt. Nur fünf Jahre dauerte die Ehe. Dann ist er allein mit seinen Kindern. Ein schwerer Weg für ihn. „Hundeelend“ fühlte er sich lange Zeit. „Das Leben ist nicht fair“ sang er in einem seiner besten Lieder. Doch nach und nach fing er sich wieder, er heiratete ein zweites Mal. Einer der berühmtesten und beliebtesten deutschen Sänger lebt wieder mit Hoffnung und Zuversicht. 

Aber wir fragen noch einmal nach: Wie schafft man das? Wie geht man einen Kreuzweg? Das ist die Frage aller Fragen. Wie schafft man es, dass das Leben wieder lebenswert wird? Glück schaffen wir meist ganz gut. Manche klopfen sich auf die Schulter und meinen, sie hätten ihr Glück selber gemacht, sie seien selber ihres Glückes Schmid. Ein Irrtum. Glück wird uns gegeben. Wie Schmerz und Leid über uns kommen, so kommt auch das Glück über uns. Es gibt kein Rezept für Tapferkeit. Vielen hilft Reden und Erzählen. Bloß nicht stumm bleiben, sagt auch Herbert Grönemeyer. Bloß nichts in sich hineinfressen. Reden und Weinen, das hilft ein wenig, um Hilfe bitten, wenn es schwer wird, die Nachbarn fragen, die Freunde und Gott selbstverständlich. Eine gute Haltung. Jesus will das auch für uns.

Er beauftragt später Petrus mit einer neuen Aufgabe. Eben den Petrus, der so kläglich versagt hatte, als man Jesus den Prozess machte, der ihn dreimal verriet. „Ich kenne den Menschen nicht“, hatte er gesagt. Wohl weil er Angst um sein eigenes Leben hatte.

Gott schaut nicht auf unsere Fehler, auch nicht auf unsere Schuld und unser Versagen. Dort am Kreuz hat sein Sohn das alles für uns weggetragen (auf sich genommen).

„Kümmere dich um die anderen“, hatte Jesus zu Petrus gesagt, „weide meine Lämmer!“

Bleibt nicht im Dunkeln stecken, sondern seid tätig, sorgt euch um euch selbst und um andere, betet!

Das macht auch Herbert Grönemeyer, der früh Witwer wurde. Danke, sagt er, danke, dass es euch gab und gibt.

Das macht auch Petrus, der die Glaubenden zusammenhält und hoffentlich auch Charlie Brown. Und auch wir. Dazu helfe uns Gott.  Amen
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