ERNTEDANK 2022 zu 5. Mose 8,7-18
„Mose sprach zum Volk: Der Herr, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen, ein Land, darin es Ölbäume und Honig gibt, ein Land, wo du Brot genug zu essen hast, wo dir nichts mangelt… Und wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den Herren, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat.
„Mose sprach zum Volk: Der Herr, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen, ein Land, darin es Ölbäume und Honig gibt, ein Land, wo du Brot genug zu essen hast, wo dir nichts mangelt… Und wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den Herren, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat.
So hüte dich nun davor, den Herrn, deinen Gott zu vergessen. Hüte dich davor, dass dein Herz sich nicht überhebt und du den Herrn, deinen Gott, vergisst, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft und dich geleitet hat durch die große und furchtbare Wüste….
Du könntest sonst sagen in deinem Herzen: Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir dieses alles gegeben. Sondern gedenke an den Herrn, deinen Gott; denn er ist´s, der dir Kräfte gibt, Reichtum zu gewinnen, auf dass er hielte seinen Bund, den er deinen Vätern geschworen hat, so wie es heute ist.“
Liebe Gemeinde!
Was verdanken wir schon uns selber? Wofür können wir uns auf die eigene Schulter klopfen?
Was verdanken wir schon uns selber? Wofür können wir uns auf die eigene Schulter klopfen?
Es gab vor Jahren eine Sparkassenwerbung, in der ein Mann laut ausrief: Mein Haus, mein Auto, mein Swimmingpool.
Und ich habe mich dann immer gefragt: Woher hat er denn seine Kräfte, sein Können und, vor allem, seine Gesundheit? Von ihm selbst? Was verdanken wir schon uns selber?
Der Predigttext heute gibt eine klare Antwort auf diese Frage.
„Gedenke an den Herrn, deinen Gott. Er ist es, der dir das alles gibt“.
Das 5. Buch Mose ist im Grunde eine einzige Rede von Mose an sein Volk. Und zwar zu einer besonderen Situation. Gott hat das Volk aus Ägypten geführt und es durch viele Gefahren in der Wüste geleitet. Jetzt stehen sie am Jordan und schauen zum ersten Mal in das verheißene Land auf der anderen Seite. Sie stehen kurz davor, dass Gott seine Versprechen einlöst! Gut wird es werden, mit all dem Lebensnotwendigen in Hülle und Fülle. „Ein gutes Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen, Honig und Ölbäume, wo es Brot genug zu essen gibt…“
Die Menschen freuen sich sehr. Doch manche sind übermütig, fühlen sich als Superhelden: „Die Ägypter haben wir überlistet, die Wüste haben wir gemeistert und, weil wir so gut sind, schaffen wir auch noch den Rest, den Einzug in das gelobte Land!“
Mose ist alt geworden über all diesen Geschehnissen. Seine Kraft hat abgenommen. Aber eins ist jetzt noch wichtig. Er muss noch einmal, wie schon so oft in seinem Leben, dem Volk die Ereignisse, die Situation, in der sie stehen, zurechtrücken. Ja, sie werden den Jordan überqueren, in das verheißene Land einziehen und vieles in Hülle und Fülle genießen. Aber doch nicht, weil sie das aus eigener Kraft geschafft hätten! Sie hatten doch einen starken Helfer an ihrer Seite, einen Tröster in schlechten Zeiten, einen treuen Bundesgenossen, der sie nicht aus den Augen ließ. Es war Gott, der sie führte, der ihnen alles ermöglichte. Den dürfen sie nicht vergessen. Ja, sie dürfen sich freuen, das Gute genießen – aber doch bitte nicht, weil sie so heldenhaft waren, sondern in Dankbarkeit gegenüber ihrem treuen Gott.
So wollen auch wir Erntedank feiern, indem wir den nicht vergessen, dem wir alles zu verdanken haben: Gott.
Immer noch ist genug da für alle. Auch wenn es in der letzten Zeit schon einige Engpässe in den Supermärkten bei den einen oder anderen Lebensmitteln gegeben hat und vielleicht noch geben wird, es ist immer noch genug da. Gott sorgt für uns und für alle Menschen. Es ist nicht die Frage, dass der Planet Erde uns nicht alle ernähren kann, sondern es bleibt die Frage und zugleich Aufgabe nach der gerechten Verteilung der Güter.
Ja, wir dürfen sicher auch stolz sein auf das, was wir geleistet haben im Laufe unseres Lebens! Aber war da nicht auch so etwas wie eine Begleitung? Manchmal sehr verborgen, ein anderes Mal deutlich spürbar. Gelegentlich stand genau an der richtigen Stelle der richtige Mensch, der mich ein Stück des Weges begleitet hat und mir heute womöglich noch freundschaftlich nahesteht.
Nein, wir haben unsere Lebenshäuser nicht ganz allein gebaut. Viele Hände haben mitgewirkt an dem, was wir heute sind und haben.
Selbstvertrauen und Gottvertrauen geben meinem Leben Richtung, Bewegung und Ziel.
Daran erinnert uns das Erntedankfest. Wir dürfen dankbar sein, dass wir nicht alles allein leisten mussten und müssen, dankbar für die Menschen an unserer Seite, dankbar für die Talente, die wir empfangen haben, dankbar für all die guten Begegnungen und Geschenke im Leben. Dankbar auch, dass Gott uns leitet und begleitet und uns nicht allein lässt. Gerade in der Zeit der Wüste, in der wir Hilfe brauchen, um den Weg zu finden, die Herausforderungen zu meistern, Stärkung zu erleben.
Wie wichtig das alles ist, merken wir in Deutschland in diesem Jahr hautnah im Ukraine-Krieg. Wenn die „Kornkammer Europas“ – bedingt durch die kriegerischen Handlungen – nichts mehr liefern kann, wird auf einmal das Speiseöl und das Mehl knapp und teurer als sonst.
So bekommt Erntedank 2022 plötzlich eine neue Bedeutung. Das konnten wir uns alles nicht vorstellen in unserem Land, das sich an Reichtum der Nahrung so sehr gewöhnt hatte und überversorgt war. Und die Hungersnöte in Afrika waren doch – sind wir ehrlich – weit weg. Jedenfalls haben sie unser Wohlergehen nicht besonders berührt. Aber in diesem Jahr ist es konkret geworden. Der Hunger ist vor der eigenen Haustür angekommen. Die Arbeit der „Tafeln“ in Deutschland ist dramatisch. Gerade kam es in den Nachrichten dieser Tage: So viele Menschen wie noch nie sind auf die Tafeln angewiesen.
Sich in dieser Situation an Erntedank an das Volk Israel zu erinnern, daran, dass, „wenn du gegessen hast und satt bist“, Gott gelobt werden soll, ist eine gute Erinnerung. Denn der materielle Wohlstand ist ja nur sehr bedingt auf eigene Leistung zurückzuführen. Erntedank ist vor allem das Fest, an dem an den Geber der Gaben gedacht und ihm gedankt werden soll. Grund genug haben wir dafür. Und diese Dankbarkeit kann dann, nein: sie muss dann zu einem noch konsequenteren Teilen führen mit Menschen, die nichts oder fast nichts zu essen haben.
Darin liegt der Bund Gottes mit uns Menschen. Er bleibt uns nah in dem, was wir tun und wollen. Er traut uns etwas zu, aber er weiß auch um unsere Begrenztheit.
So bekommt unser Leben ein gutes Ziel, in dem wir uns selbst, aber vor allem Gott vertrauen, dem wir so viel verdanken. Amen