Predigt zu Psalm 24 und EG 1
Es werden die Strophen 1-2 gesungen
Liebe Gemeinde!
Stellen Sie sich vor, wir machen eine Zeitreise. Wir reisen zurück in das Jahr 1623. Wir reisen in die Nähe von Königsberg. Es ist der erste Advent. Eine neue Kirche ist gebaut worden, und heute soll sie eingeweiht werden.
Pfarrer Georg Weissel hat dafür extra ein Lied gedichtet, eine Melodie komponieren lassen: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“… Ja, offen soll sie sein und auch bleiben, die Kirchentür; offen für Gott, den König der Welt, offen aber auch für die Menschen, die kommen, um zu beten, Gott nahezu sein.
Georg Weissel hat sich an einen Psalm in der Bibel erinnert, den 24. Psalm. Auch dort heißt es: Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch… In dem Psalm sind die Tore des Tempels gemeint, uralte Tore, die sich zum Gottesdienst öffnen sollen, für die Pilger aus dem ganzen Land.
1623 ist in Europa damals kein gutes Jahr. Seit fünf Jahren tobte der 30-jährige Krieg. Wenn ein König kam, machten die Stadtwachen und Bürger selten die Tore auf, denn sie hatten Angst vor Vergeltung, Plünderung, Brandstiftung und all dem Furchtbaren, das ein feindlicher König oder Feldherr mit sich brachte. Und die Herrscher damals taten auch alles, um auf andere Eindruck zu machen, sie einzuschüchtern, ihnen Angst einzujagen. Aber dieser König, Gott, ist anders. Er kommt nicht in vollem königlichen Ornat, mit Krone, Zepter und lässt seine Staatskarosse auffahren oder zeigt, was er an Waffen und Belagerungsmaschinen zu bieten hat; er kommt anders daher: Heiligkeit, Sanftmütigkeit, Barmherzigkeit prägen ihn. Er tut nicht alles, um selber mächtig dazustehen, sondern um den Menschen zu helfen. Statt Tod, Feuer und Zerstörung bringen, will er heil machen, lebendig machen, den Tod aus der Welt schaffen.
„O wohl dem Land, o wohl der Stadt, so diesen König bei sich hat“.
„O wohl dem Land, o wohl der Stadt, so diesen König bei sich hat“.
Es werden die Strophen 3-4 gesungen
Ja, herzlichen Glückwunsch, wenn eine Stadt, wenn ein Land so einen König hat, ruft Georg Weissel den Menschen in seiner Gemeinde zu. Ja, wir können uns gratulieren, wenn dieser König auch bei uns ist. Und wenn wir dieses Lied singen, merken wir gleich: Es geht nicht nur darum, dass er bei uns im Zimmer oder in der Kirche ist; es geht um unsere Herzen, um unser Leben; es geht darum, wie wir denken, wie wir mit Gott umgehen, und wie wir miteinander umgehen. Da kann dieser König, der als einfacher Mensch zu uns kommt, einiges bei uns ändern, neu, heil, gut machen. Pfarrer Weissel hat das selber erlebt - mit seinem neuen Lied.
Die neue Kirche sollte ja vor allem auch die Kirche sein, wo sich die Leute aus dem Armenhaus zum Gottesdienst trafen: nicht nur arme Gestalten in Lumpen, die auch bettelten, sondern auch Alte, Gebrechliche, Behinderte. Der kürzeste Weg zur Kirche ging für sie über das Grundstück eines reichen Pelzhändlers, der selbst zur Gemeinde des Königsberger Doms gehörte. Dem passte es gar nicht, dass die Leute vom Armenhaus durch seinen Garten gingen. Er ließ einen Zaun bauen, die Gartentore abschließen. Viele konnten nun gar nicht mehr zur Kirche gehen. Aber Pfarrer Weissel hatte eine Idee: Er feierte im nächsten Jahr im Advent einfach einen Gottesdienst im Grünen, am Zaun des reichen Pelzhändlers, und ließ die Gemeinde auch „Macht hoch die Tür“ singen. Da schämte der reiche Mann sich für seine Hartherzigkeit. Er ließ den Zaun abreißen, und von nun an waren die Gartentore wieder offen. So konnten die Armen wieder zu ihrer Kirche gehen.
Die neue Kirche sollte ja vor allem auch die Kirche sein, wo sich die Leute aus dem Armenhaus zum Gottesdienst trafen: nicht nur arme Gestalten in Lumpen, die auch bettelten, sondern auch Alte, Gebrechliche, Behinderte. Der kürzeste Weg zur Kirche ging für sie über das Grundstück eines reichen Pelzhändlers, der selbst zur Gemeinde des Königsberger Doms gehörte. Dem passte es gar nicht, dass die Leute vom Armenhaus durch seinen Garten gingen. Er ließ einen Zaun bauen, die Gartentore abschließen. Viele konnten nun gar nicht mehr zur Kirche gehen. Aber Pfarrer Weissel hatte eine Idee: Er feierte im nächsten Jahr im Advent einfach einen Gottesdienst im Grünen, am Zaun des reichen Pelzhändlers, und ließ die Gemeinde auch „Macht hoch die Tür“ singen. Da schämte der reiche Mann sich für seine Hartherzigkeit. Er ließ den Zaun abreißen, und von nun an waren die Gartentore wieder offen. So konnten die Armen wieder zu ihrer Kirche gehen.
Ja, Gott kann und will durch seinen Sohn, der einer von uns wird, Herzen bewegen, Menschen ändern und zueinander bringen, nicht nur jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit, sondern darüber hinaus. Und ich wünsche uns allen, dass er auch zu uns kommt und bei uns einiges in Bewegung bringt. Deshalb wollen wir ihn nun zu uns einladen: „Komm, o mein Heiland, Jesu Christ; meins Herzens Tür dir offen ist…“
Amen
Es wird die Strophe 5 gesungen