Predigt zur Konfirmation am 12.04. und am 24.04. in der Holtorfer Kirche, Pastor Seivert

Sun, 24 Apr 2022 06:33:39 +0000 von Horst Seivert

Konfirmation 2022   zu Matthäus 13,31-32

Die Gnade Jesus Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen Amen

Liebe Gemeinde!

Wenn man Kinder oder Jugendliche länger nicht gesehen hat, dann staunt man oft, wie groß sie geworden sind. Und wenn man sich dann in aller Ruhe mit ihnen unterhält, dann kann man erleben, wie sie sich auch innerlich weiterentwickelt haben. Für mich als Pastor ist es immer wieder spannend, Konfirmandinnen und Konfirmanden über fast zwei Jahre Unterricht zu begleiten.

Wie erwachsen ihr ausseht, liebe K+K, mit euren schicken Anziehsachen! Wir ahnen, es dauert nicht mehr lange, dann steht ihr auf eigenen Füßen, seid selbständig. Eure Eltern, Großeltern und Gäste, die zu Eurer Feier gekommen sind, freuen sich das mitzubekommen, und sind sicher stolz auf euch. 

Nicht nur euer Äußeres verändert sich, auch euer Glaube entwickelt sich. Aus dem kindlichen wird mehr und mehr ein erwachsener Glaube. Das ist gut so, denn wenn der Glaube lebendig sein und bleiben soll, dann wird, ja dann muss er sich verändern und weiterentwickeln.

Etwas davon, wie sich euer Glaube entwickelt hat, habe ich an euch in den vergangen anderthalb Jahren beobachtet. Ich habe es gemerkt an euren Fragen, die ihr gestellt habt, an den Aufgaben, die ich euch gegeben habe, an manchen Gesprächen, die wir geführt haben.

Immer wieder gab es für mich Augenblicke, wo ich etwas von eurem Interesse und eurer Offenheit für den Glauben gespürt habe.

An Gott zu glauben, fällt uns nicht immer leicht. Manchmal tun wir uns schwer damit. Das geht auch vielen Erwachsenen so. Aber Gott traut uns trotzdem vieles zu. Denn er sieht, was in uns schlummert und wachsen kann zu etwas Großem und Tragfähigen. Mir macht Jesus Mut, wenn er die neue Welt, auf die wir warten, Gottes Reich, mit einem kleinen Senfkorn vergleicht: Im Matthäusevangelium sagt er: „Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte; das ist das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, so dass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen.“

Das Senfkorn, über das Jesus spricht, ist viel kleiner als die Senfkörner, die wir hierzulande kennen. Klein wie der Kopf einer Stecknadel müssen wir uns so ein Senfkorn vorstellen, und doch groß genug, um einen Baum hervorzubringen, einige Meter hoch, der Schatten spendet und auf dem sich die Vögel niederlassen.

Selbst, was so klein ist, kann sich zu etwas Großem und Wichtigem entwickeln. Selbst ein winzig kleiner Glaube reicht aus, um die sprichwörtlichen Berge zu versetzen (der Glaube, der Berge versetzen kann); die Berge der Angst zum Beispiel, oder der Einsamkeit und Verzweiflung.  Gerade sie waren in den vergangenen beiden Jahren der Pandemie und auch jetzt in dieser Zeit des Krieges in der Ukraine oft zu Gast bei vielen von uns. 
Doch gerade der Glaube an Gott ist es, der da helfen kann. Zu wissen, da ist jemand, an den ich mich im Gebet wenden kann, der mich hört, der mir Mut macht. 

Mit einem solchen Glauben im Gepäck, kann alles Weitere wachsen. z.B. die Achtung voreinander, Verständnis, Nächstenliebe und Achtung vor der Schöpfung. Wir sind nicht die Herren der Schöpfung, sondern ein Teil davon, die Erde ist uns zur Fürsorge anvertraut. Wir sollen dafür sorgen, gerade auf dem Hintergrund von Atomkatastrophen und der Ausbeutung der Erde, auf dem Hintergrund von Armut, Gewalt, Kriegen und anderen Katastrophen, die uns immer öfter heimsuchen, dass unsere Erde auch für die, die nach uns kommen lebenswert und bewohnbar bleibt.  Das ist und bleibt eine große und wichtige Aufgabe für uns alle.

Im Gebet können wir uns immer wieder dafür Kraft bei Gott holen, dass wir sein Wort nicht nur hören, sondern auch danach tun und handeln.

Ich möchte euch, liebe K+K und allen anderen Mut machen, den Glauben an Gott weiter in euch wachsen zu lassen, ihm Platz und Schutz, Wasser und Nährstoffe zu geben, damit er nicht verkümmert und irgendwann ganz verschwindet, sondern, damit er zu einem großen Baum heranwachsen kann, der tiefe Wurzeln hat, und der anderen Schatten spendet.

Als Zeichen dieses Glaubens und dieser Hoffnung gibt es für jede und jeden von Euch eine Kette mit einem Senfkornkreuz. Wir sehen es auf der ersten Seite des Liederzettels abgebildet. Dieses Senfkornkreuz möge euch begleiten auf allen euren Lebenswegen und eine ständige Erinnerung an die Gemeinschaft mit Gott und die noch schlummernden Möglichkeiten zu großen Taten sein. Die drei Körner, die in das Kreuz hineingearbeitet worden sind, stehen für Glaube, Hoffnung und Liebe. Sie beziehen sich auch auf die drei Tage von der Kreuzigung Jesu bis zu seiner Auferstehung. Aus dem Korn, das in die Erde zu liegen kommt, entsteht neues Leben.

Glaube – und sei er auch noch klein wie ein Senfkorn, kann Ungeahntes bewirken. Dieser Glaube, das Vertrauen in Gott und in die eigenen Fähigkeiten, kann die Welt verändern. 

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus.  Amen
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