Predigt im Gottesdienst am Sonntag Kantate (15.5.) mit Pastor H. Seivert

Sun, 15 May 2022 07:16:23 +0000 von Horst Seivert

Predigttext: Kolosser 3, 12-17

"So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld;  und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar. Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn."
 
 
Predigt
 
„Thank you for the music“ – „Danke für die Musik“, so heißt einer der bekanntesten Hits der Kult-Band ABBA. Die Band besingt darin die Musik als Freudebringerin.
Die Musik ist für viele Menschen wichtig. Auch für mich. Ich möchte mir mein Leben ohne Musik nicht vorstellen. Der Philosoph Friedrich Nitzsche hat einmal gesagt: „Ohne Musik wäre unser Leben ein Irrtum.“  So weit würde ich nicht gehen, aber ohne Musik würde mir etwas sehr Wichtiges im Leben fehlen.
 
Musik ist ein wesentlicher Teil auch unseres kirchlichen Lebens und eine wichtige Ausdrucksform des Glaubens. So würdigte auch schon Jahrhunderte vor ABBA Martin Luther die Musik folgendermaßen: „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich und die Verzagten hoffnungsvoller zu machen, denn die Musik.“  Ja, was wäre ein Gottesdienst ohne Gesang und Musik?  Sicher nicht das, was er heute sind.
 
Wir haben es über viele Monate zu Beginn der Pandemie im Jahre 2020 zu spüren bekommen, wie es ist: Gottesdienste zwar mit Orgel- oder Klaviermusik, aber ohne gemeinsamen Gesang zu feiern. Wohl gab es den Gesang einzelner Personen und manchmal kleiner Gruppen, aber dieses unbeschreiblich schöne Gefühl, zusammen zu singen, fehlte.
 
Schließlich, liebe Gemeinde, ist es kein Geheimnis, sondern wissenschaftlich nachgewiesen: Musik macht Menschen glücklicher, gesünder und ausgeglichener. Mit Musik lassen sich Situationen meistern, in denen uns die Worte fehlen. Deswegen ist es auch total sinnvoll, zum Beispiel bei Beerdigungen gemeinsam zu singen – gegen die Sprachlosigkeit. Eine wertvolle Tradition, die leider immer mehr verloren geht, weil Menschen glauben, sie könnten nicht singen und es sei der Situation nicht angemessen. Das Gegenteil ist der Fall: wie gut kann es tun, sich im Gesang mit anderen verbunden zu fühlen und der Traurigkeit so ein Ventil zu verleihen. Musik hilft uns, zu entspannen und Stress abzubauen. Durch Musik lassen sich Menschen bewegen, versöhnen, anrühren und trösten. Sie schafft Gemeinschaft! Mit Musik lassen sich am besten die ganz großen Gefühle transportieren und bearbeiten.
 
Seit geraumer Zeit dürfen wir wieder singen. Wir machen auch reichlich davon Gebrauch in unseren Gottesdiensten und das ist schön.  Gleich zwei Gesangbücher liegen vor Ihnen, das blaue mit vor allem den schönen traditionellen Liedern und das schmalere Liederbuch mit vor allem neuen, modernen Liedern, daraus in unserer Gemeinde schon seit etlichen Jahren mit wachsender Begeisterung gesungen wird.
 
Wovon singen wir in unseren Liedern? Wir singen von der Liebe Gottes zu uns und von der Liebe zueinander, wir singen vom Frieden, nach dem wir uns sehnen, von der Vergebung, auf die wir alle immer wieder angewiesen sind. Und schließlich wir singen, um unsere Dankbarkeit auszudrücken. Mit einem passenden Lied geht das oft leichter als mit unseren Worten. 
 
Was der Apostel heute in unserem Predigttext schreibt, klingt wie ein Liebeslied an uns.
Eine Liebeserklärung Gottes an uns Menschen, seine Geschöpfe. Wer sich geliebt weiß, dem fällt es leichter, andere zu lieben und anzunehmen. Gott sagt: Ich halte zu dir, ich liebe dich, so wie du bist. Du musst dich nicht beweisen. Ich möchte, dass dein Leben gelingt, ich möchte, dass dein Leben zu einem Fest wird. Alles, was du dazu brauchst gebe ich dir. Ich sorge für deinen Weg, ich sorge für deine Kleidung. Ich schenke dir Kleider, in denen dein Leben gelingen kann, die dich schmücken und schön machen.

Es sind schöne Kleider, die uns hingehalten werden: die wundervolle Weste des Erbarmens, das Hemd mit allen Farben der Freundlichkeit, der weiche Schal der Sanftmut, der bergende Mantel der Geduld und die Liebe, als das Band der Vollkommenheit. In diesen Kleidern dürfen wir leben.

Wir müssen nicht die alten, abgetragenen Kleider immer und immer wieder anziehen, den Rollpulli des Grolles, die zerrissenen Strümpfe des Neides, die schäbigen Roben der Rechthaberei, oder die hässlichen Jacken der Selbstgerechtigkeit und des Hasses.

Es sind dies Tugenden, die uns auszeichnen, die uns ehren, an denen erkannt werden soll, was zu einem christlichen Leben dazugehört.

Vielleicht erscheinen diese Tugenden dem einen oder der anderen als veraltet, nicht mehr in unsere Zeit passend. Weil, so wird gesagt- in unserer Gesellschaft doch ganz andere Dinge zählen: Durchsetzungsvermögen, sich gut selbst darstellen und verkaufen, Macht ausüben, die eigenen Schwächen verschweigen, auf dem eigenen Recht beharren können, Unabhängigkeit und Freiheit, mir alles leisten können, was mir gefällt...

Und doch ziert und schmückt es uns immer wieder und immer noch, wenn wir friedlich, sanftmütig und demütig sind, wenn wir uns in den eigenen Bedürfnissen einmal zurücknehmen für einen anderen. Ja, und die Stärke, einem aggressiven Menschen geduldig und ruhig zu begegnen ist immer noch kleidsam.

Am Ende unseres Predigttextes heißt es:
„Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.  Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.
 
Wir hören davon, dass die Musik unsere besten Eigenschaften aus uns hervorlocken kann, sie kann Liebe und Frieden stiften. Sie bringt die Frohe Botschaft auf den Punkt und vermag etwas ganz Großes in uns wachsen zu lassen: Dankbarkeit! ABBA hatte Recht. „Thank you for the musik“, danke für die Musik!
 
Amen
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