Predigt im Gottesdienst am 3. Advent (17.12.), Pastor Horst Seivert

Sun, 17 Dec 2023 07:38:27 +0000 von Horst Seivert

3. Advent mit Liedpredigt EG 17 (Wir sagen euch an den lieben Advent)

Liebe Gemeinde!

Die Adventszeit ist eine besondere Zeit. Für manche Menschen ist es die schönste Zeit im Jahr, für andere ist diese Zeit verbunden mit viel Hektik und Unruhe. Es gibt aber Rituale, die helfen, diese Zeit zu bestehen. Wir zünden die Kerzen auf dem Adventskranz an, nicht alle auf einmal, sondern nacheinander, Woche für Woche, wir besuchen Weihnachtsmärkte und wir singen Lieder, die sonst im Jahr nicht gesungen werden. Gerade die Musik hat ihre eigene Art, uns anzusprechen, Botschaften zu vermitteln Gefühle anzuregen und Herzen zu erreichen. Lieder gehören mit zum Advent.  Ein Lied möchte ich mit Ihnen gemeinsam anschauen.
1954 ist es entstanden.  Lassen Sie uns im Hören und Singen dieser Musik dem Advent auf die Spur kommen, Schritt für Schritt, Kerze für Kerze. "Wir sagen euch an den lieben Advent" – mit diesen Worten beginnt jede Strophe.

Wir singen die erste Strophe. EG 17,1 

Advent – eine heilige Zeit?  Oder eher ein geschäftiges, besinnungsloses, hektisches Treiben? Immer wieder erleben Menschen diese Gratwanderung: den Wunsch nach Besinnlichkeit und Ruhe auf der einen, Stress und Hektik auf der anderen Seite. Weihnachtsfeiern reihen sich aneinander, Jahresabschlüsse in Geschäften und Banken, Menschen kaufen Geschenke, schreiben Grußkarten, machen Pläne fürs Festmahl, rennen durch Einkaufsstraßen, Autofahrer suchen verzweifelt nach einem Parkplatz, Nerven werden gereizter, Aggressivität steigt – erst recht in dieser Zeit.                                                                                                                                              „Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr.“ –  so heißt es in der ersten und auch in den folgenden Strophen.  Gelingt uns diese Freude?  Ich hoffe es sehr. 

Wir singen die nächste Strophe des Liedes EG 17,2:

Menschen im Glauben an Christus versuchen, ihre Nächsten zu lieben, sich gegenseitig anzunehmen. Auch, wenn das manchmal schwerfällt, auch wenn es misslingen kann. Christen versuchen, andere mit Würde und Anstand achtungsvoll, liebevoll, respektvoll zu behandeln, jeden Tag neu. Nächstenliebe ist ein Zeichen christlichen Daseins, christlicher Gemeinde. Sozusagen ihr Markenzeichen. In so einer Gemeinde herrschen nicht immer Friede und Freude, da gibt es auch unterschiedliche Meinungen, da gibt es manchmal auch Streit. Streit kann klärend sein, zumindest wenn Menschen sich auch dabei von Liebe leiten lassen, die Person des anderen wertschätzen kritisieren, ohne zu verletzen, die Würde des anderen achten. Auch Christen können miteinander streiten, das ist in jedem Fall besser als hinterrücks zu sein. In unseren Gottesdiensten ist immer wieder von Bruder und Schwester die Rede. Christen sind Geschwister mit Gott als Vater und Mutter, und Jesus Christus als Bruder an unserer Seite. Wer von uns Geschwister in der Familie hat, der weiß: Auch da gibt es manchmal Streit. Geschwister, die der Glaube an Jesus Christus vereint, die dürfen miteinander streiten, sie werden Friedenstifter sein, einen Ausgleich finden, um Vergebung  bitten – für sich und andere – einander verzeihen,  füreinander da sein. Zumindest werden sie all das versuchen. Das Lied, das wir singen, sagt: „Weiter so!“ Bleibt liebevoll, aufmerksam zueinander. 

Wir singen die 3. Strophe: EG 17,3  

Was diese Welt mehr als alles andere braucht, ist Güte. Güte ist unabhängig von Intelligenz, Güte kommt aus dem Herzen. Was macht Güte aus? Woran erkennen wir, dass Menschen gütig handeln? Ich denke, wir erkennen es daran, dass einer dem anderen verzeiht. Wir erkennen es daran, dass Menschen sich aufrichtig füreinander freuen können, dem anderen gönnen, dass er glücklich ist.  Jesus war kein Gelehrter. Als besitzloser Prediger ging er später auf Wanderschaft. Und da ging er zu den einfachen, den ausgegrenzten, den missachteten Leuten. Fischer machte er zu seinen Jüngern. Mit seiner Güte gab er Menschen einen neuen Wert, eine neue Chance für ihr Leben. Jesus traut uns zu, selbst solche Spuren von Liebe zu setzen, Licht zu sein in einer Welt, wo Menschen die Menschenrechte oft mit Füßen treten. Jesus sagt zu uns: Ihr seid das Licht der Welt! Tut gute Werke!  Eure Werke werden unter den Menschen leuchten. Liebe macht unsere Welt hell. Jesus – Licht der Welt – hat die Welt hell gemacht. Er wirkt in ihr – auch heute.

Wir singen im Hinblick, auf den, der kommen wird, die 4. Strophe: EG 17,4  

Gott kommt – auf Wegen, die wir vorbereiten, in unsere Häuser, in unsere Herzen. Sich auf Gott vorbereiten – das ist der Sinn der Adventszeit Solche Vorbereitung kann das Hören eines Adventsliedes sein oder das Anzünden einer Kerze in der Hoffnung, dass Gottes Licht scheint. Mit unserem Glauben, unserer Hoffnung können wir so für andere Licht sein. Lassen wir Gott zu uns kommen, seine Liebe wird Herzen erreichen, sie leuchtet in uns und aus uns zugleich. Gottes Liebe kann nicht bei sich sein, sie drängt nach außen in die Welt, zum anderen, dem Mitmenschen, dem Nächsten. Liebe macht Solidarität möglich – über alles, was Menschen sonst voneinander trennt. Amen
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