Liedpredigt zu dem Adventslied "Es kommt ein Schiff geladen"
Es kommt ein Schiff, geladen
bis an sein höchsten Bord,
trägt Gottes Sohn voll Gnaden,
des Vaters ewigs Wort.
bis an sein höchsten Bord,
trägt Gottes Sohn voll Gnaden,
des Vaters ewigs Wort.
Das Schiff geht still im Triebe,
es trägt ein teure Last;
das Segel ist die Liebe,
der Heilig Geist der Mast.
es trägt ein teure Last;
das Segel ist die Liebe,
der Heilig Geist der Mast.
Der Anker haft’ auf Erden,
da ist das Schiff am Land.
Das Wort will Fleisch uns werden,
der Sohn ist uns gesandt.
da ist das Schiff am Land.
Das Wort will Fleisch uns werden,
der Sohn ist uns gesandt.
Zu Betlehem geboren
im Stall ein Kindelein,
gibt sich für uns verloren:
Gelobet muss es sein.
im Stall ein Kindelein,
gibt sich für uns verloren:
Gelobet muss es sein.
Und wer dies Kind mit Freuden
umfangen, küssen will,
muss vorher mit ihm leiden
groß Pein und Marter viel,
umfangen, küssen will,
muss vorher mit ihm leiden
groß Pein und Marter viel,
danach mit ihm auch sterben
und geistlich auferstehn,
das ewig Leben erben,
wie an ihm ist geschehn.
und geistlich auferstehn,
das ewig Leben erben,
wie an ihm ist geschehn.
Liebe Gemeinde!
Viele Symbole und Zeichen begleiten uns in der Advents- und Weihnachtszeit: Die Kerzen, der Adventskranz, der Stern, der Weihnachtsbaum, die Krippe…
Doch es gibt noch ein Symbol, welches wir eigentlich gar nicht mit Weihnachten verbinden: das Schiff.
Doch es gibt noch ein Symbol, welches wir eigentlich gar nicht mit Weihnachten verbinden: das Schiff.
„Es kommt ein Schiff geladen“ ist eines der schönsten Lieder in dieser Zeit. Es hat eine Melodie mit einer besonderen Ausstrahlung. Eigenartig, faszinierend, vertraut für viele von uns und dennoch irgendwie fremd und wie aus einer anderen Welt.
Melodie wird auf der Flöte gespielt
Es ist als ob sich in dieser Melodie zwei Welten begegnen. Und so ist es ja wirklich.
Singen wir 8,1-3
Bleiben wir eine Weile bei dem Schiff, dem Segelschiff (zeigen), das hier gemeint ist. Es gleitet langsam über das Meer, bis es schließlich in den Hafen einläuft. Und dann ein Ruck, der Anker ist ausgeworfen und hält das Schiff an Land fest. Die Segel werden eingeholt. Die Ladung kann gelöscht werden. Das war die Alltagswelt und ist es immer noch, auch wenn heute die großen Lasten nicht von Segelschiffen, sondern von riesigen Containerschiffen transportiert werden.
Aber wie kommt das Schiff in ein Adventslied? Seit alters her ist das Schiff ein Sinnbild für das Aufeinandertreffen von Meer und Land, von Himmel und Erde, Gott und Mensch.
Das Schiff ist der Ort, an dem diese verschiedenen Welten sich vereinen. Weil das Schiff eben etwas herbeibringt aus einer fernen Welt, die wir nicht kennen. So war es ja für die Menschen vor vielen hundert Jahren. Anders als wir heute hatten sie keine Vorstellung davon, wie die Länder und Kontinente aussahen, aus denen die Schiffe Kostbarkeiten, Stoffe, Gewürze und manches andere über das Meer brachten.
Das Schiff in dem Lied trägt eine kostbare Last, es bringt uns den Gottessohn als kleines Kind. Das Schiff ist Maria, die Mutter des Jesuskindes. Das Segel ist die Liebe, der Heilig Geist der Mast. Mast und Segel können sich nicht verstecken, sie sind von weit her sichtbar. Von der Höhe des Mastes und Größe des Segels hängt es ab, wie schnell und wendig das Schiff ist.
Will sagen: Der Heilige Geist und die Liebe sind die Triebkräfte für alles, was geschieht. Gott kommt auf die Erde als kleines Kind, seine Liebe zu seiner Welt und zu uns treibt ihn an.
Zu uns ist er gesandt. Zu uns heute. Wir sind gemeint, Du und ich, Sie und ich. Die Geburt dieses Sohnes betrifft unsere Welt, so wie wir sie jetzt gerade erleben und auch erleiden.
Wir singen 8,4-6
„Zu Bethlehem geboren im Stall ein Kindelein, gibt sich für uns verloren“. Was heißt das?
Wir sagen über einen Menschen, der sich aufgegeben hat, „der ist verloren“. Oder über ein Kind, das den Halt verliert und auf die schiefe Bahn gelangt: „Es ist verloren“.
Ist das hier gemeint? Ein Kind, das uns gegeben wird, der Heiland, ist er verloren?
Keineswegs. Hier geht niemand verloren, weil er sich aufgibt, oder von uns Menschen aufgegeben wird. Es ist genau umgekehrt: Hier verzichtet jemand. Hier erleidet jemand einen Verlust um anderer willen. Hier, in dem Lied, wird schon vorgegriffen auf das Ende der Geschichte Jesu. Wir wissen, wie aus der Geburtsgeschichte dieses Kindes die Geschichte des Mannes Jesus am Kreuz wurde.
Seine Lebenshaltung ist zum Vorbild für ein christliches Leben geworden, das bis heute prägend ist. Wenn sich Ärzte und Pfleger bereit erklären, in Afrika Hilfe zu leisten für die armen kranken Menschen, oder, wie jüngst zu lesen war, junge ukrainische Männer, die in Deutschland leben, freiwillig in den Krieg in ihrer Heimat ziehen, dann ist es genau dies: Die Bereitschaft, von sich selbst abzusehen und für andere einzustehen und dafür auch ein hohes Risiko einzugehen, nämlich dies sogar mit ihrem Leben zu bezahlen.
So wie Jesus Christus es getan hat. Freiwillig und unschuldig für uns am Kreuz gestorben ist.
So wie Jesus Christus es getan hat. Freiwillig und unschuldig für uns am Kreuz gestorben ist.
Was in diesem Lied erzählt wird, geht also weit über Advent und Weihnachten hinaus und ist doch die zentrale Botschaft gerade zu Weihnachten. Dieses Kind wird uns zum Lebensbegleiter. Wer einmal diese Spur aufgenommen hat, den lässt es nicht wieder los.: „Wer dies Kind mit Freuden umfangen, küssen will…“ Es ist nicht schwer, in Beziehung zu treten zu diesem Kind, es zu herzen und zu lieben… Heute, hier und jetzt. Da kommen unsere eigenen Lebenswege in den Blick. Mit allem, was uns beschäftigt, was uns freut und stärkt. Mit allem, woran wir kranken und leiden. Mit allem, was uns fröhlich und hoffnungsvoll sein lässt, mit allem, was uns Angst und Schrecken einjagt. Gott verlässt uns nicht, wenn wir leiden, ja nicht einmal, wenn wir sterben. Gerade dann ist er mit uns und wir mit ihm. Leid, Schmerz und Tod haben nicht das letzte Wort. Gott sei Dank. Amen