Predigt im Gottesdienst am Vorabend der Konfirmation, Pastor Seivert

Sat, 01 Apr 2023 17:48:46 +0000 von Horst Seivert

Abendmahlsgottesdienst Konfirmation 2023
Lesung: Die Zehn Gebote (2. Mose 20)

Liebe Gemeinde liebe Konfirmanden!

Nun kann man schon  die Stunden zählen bis zum Beginn des Konfirmationsgottesdienstes am morgigen Sonntag.
Heute Abend wollen wir einen ruhigen, wenn es geht, etwas  besinnlichen Anfang des aufregenden Festes finden. Dazu gehört dieser Gottesdienst mit der Feier des  Heiligen Abendmahles.
Die Konfirmation ist ein wichtiger Einschnitt in eurem noch jungen Leben. Da steht ihr im Mittelpunkt des Interesses einer großen Gemeinde, da werdet ihr gefeiert. Da werdet ihr ja sagen zum Glauben und zu eurer Taufe. Da wird etwas durch äußerliche Gesten und Zeichen ausgedrückt. Ihr werdet niederknien vor dem Altar. Dabei wird euch der Segen Gottes unter Handauflegung zugesprochen. Das ist die feierlichste Handlung im ganzen Gottesdienst. Gott will euch begegnen im Segen und heute Abend euch und uns in den sichtbaren Zeichen des Abendmahles, in Brot und Wein, nahe kommen.
 
Drei Lichter brennen auf dem Altar, zusätzlich zu den beiden Kerzen, die in jedem Gottesdienst angezündet werden.
 
Das erste Licht steht für die gemeinsam erlebte Zeit.
Die 13 oder 14 Jahre eures bisherigen Lebens, liebe Konfirmanden,  ich weiß nicht, wie schnell sie für euch vergangen sind, für uns und für eure Eltern sind sie wie im Flug vergangen.
Wenn Sie, liebe Eltern, sich zurückerinnern, sehen Sie den Traum Ihrer schlaflosen Nächte vor sich. Sie haben den Duft in der Nase, den ihr beim Wickeln verbreitet habt. Sie sehen euch im Kindergarten beim Abholen auf sich zustürmen, spüren eure und ihre Aufregung am 1. Schultag beim Betreten des Klassenzimmers. Hören euch lautstark streiten mit euren Geschwistern oder Freunden. Leiden mit euch beim ersten gebrochenen Arm oder verlorenen Zahn, oder bei der ersten tiefen Wunde. Versuchen beim 1. Liebeskummer zu trösten….
Und jetzt wird er/sie konfirmiert. So schnell ist die Zeit vergangen.
 
Das zweite Licht brennt für die Gemeinschaft untereinander. Wir haben sie eineinhalb Jahre lang miteinander gehabt. Ihr habt sie in der Familie, im Freundeskreis. Wir alle brauchen die Gemeinschaft, wir können nicht ohne sie leben. Menschen sind Gemeinschaftswesen. 
Gemeinschaft kann gelingen, wo wir uns füreinander öffnen, wo wir den Mut haben, miteinander zu teilen. Das Schöne im Leben und auch das Schwere. Die Licht – und die Schattenseiten.
Gemeinschaft wächst, wo wir uns öffnen können ohne Angst, ausgenutzt oder verletzt zu werden. Viel Vertrauen ist dazu nötig. Selbstvertrauen. Und Vertrauen, dass ein anderer unser Vertrauen  zu ihm oder zu ihr nicht ausnutzt.
Ihr, liebe Konfirmanden,  habt das vielleicht auch schon mal erlebt: Ihr habt jemanden etwas anvertraut, ein Geheimnis und ihn oder sie gebeten, es nicht zu verraten. Und dann habt ihr erleben müssen, dass ein Freund, eine Freundin doch nicht dicht gehalten hat. Das tut weh. Das verletzt das Vertrauen und zerstört die Gemeinschaft.
Das gilt auch in der Familie: Wenn einer das Vertrauen des anderen missbraucht, enttäuscht hat, dann ist es wichtig, offen und ehrlich darüber zu reden. Ehepartner untereinander und Eltern mit ihren Kindern. Nur so kann neues Vertrauen zueinander wachsen und die Gemeinschaft untereinander ehrlicher und stärker werden.
 
Das dritte Licht  auf dem Altar brennt für die Liebe.
Die Bibel gibt uns einen Maßstab für unser Leben an die Hand. Es ist ganz klar und einfach, und doch, wenn es konkret wird, tun wir uns oft schwer damit.
Ich meine die 10 Gebote, wir haben sie vorhin gehört, und ich meine auch  das  so genannte Doppelgebot der Liebe: Gott lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit aller Kraft. Und den Nächsten lieben wie mich selbst. Das ist die ganze Summe der Bibel. So sieht es jedenfalls Jesus. So fasst er die 10 Gebote zusammen.
Liebe ist ein großes Wort, oft gebraucht und oft missbraucht. Aber Liebe ist nicht nur ein Wort. Liebe lebt davon, dass sie sich im Alltag bewährt.
Gott lieben – was kann das heißen? Vielleicht etwas mehr Dankbarkeit für mein Leben, für die Menschen, die mich begleiten und auf die ich mich verlassen kann. Dankbarkeit auch für  das tägliche Auskommen. Ist es denn so selbstverständlich, dass wir in diesem Kontinent, in diesem  Land leben? Dass es uns gut geht? Es hätte ja auch anders sein können! Gott lieben heißt auch Dankbarkeit für meine Begabungen, für das, was ich kann.
Meinen Nächsten lieben wie mich selbst – was kann das im Alltag bedeuten?
Vielleicht weniger Angst zu kurz zu kommen und mehr Mut, miteinander zu teilen, was zum Leben notwendig ist.
Schließlich, mich selber lieben heißt, mich weniger mit anderen zu vergleichen, mich so annehmen lernen, wie ich bin, mit meinen Stärken und Schwächen.
 
Die gemeinsam erlebte Zeit (erstes Licht), Gemeinschaft miteinander (zweites Licht) und die  Liebe (drittes Licht) – damit kann unser aller  Leben gelingen, das kann dankbar und demütig machen.
Bitten wir Gott, dass er unser Vertrauen stärke, dass wir immer Zeit füreinander haben: Eltern für ihre Kinder, Kinder für ihre Eltern, dass wir in Kontakt miteinander bleiben und die Gemeinschaft untereinander wächst und das die Liebe zwischen uns und zu Gott niemals erkalte. Amen
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