Predigt im Gottesdienst am 16. So. nach Trinitatis (24.09.), Pastor Horst Seivert

Sun, 24 Sep 2023 06:28:25 +0000 von Horst Seivert

16. So. n. Trin. Zu Hebr.10,35-36 (38-38)39

Lieder: 395 ,607, 604, Epistellesung: 2. Tim. 1,7-10

„Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.“ (Hebr.10,35)

Liebe Gemeinde!

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft und werden wohl als solche in die Geschichte eingehen. Es fängt an bei unserer Nahrung. Unvorstellbare Mengen werden täglich weggeworfen. Oft ist etwas nicht einmal schlecht geworden, doch das Mindesthaltbarkeitsdatum ist erreicht.                               

Und weiter: Wenn ein Haushaltsgerät einen Schaden hat, wird heute (so gut wie) nicht mehr repariert. Es wird weggeworfen. Auch bei Autos spricht man schnell von einem wirtschaftlichen Totalschaden. Dann muss ein neues Auto her. Ebenso verhält es sich mit unserer Kleidung. Wo früher die Socken noch gestopft und die Pullover geflickt wurden, werden sie heute einfach entsorgt.

Auch in Beziehungen zwischen Personen scheint es immer wieder so zu sein. Wenn es kriselt, wenn schwierige Zeiten durchzustehen sind, dann geschieht es allzu schnell, dass diese Beziehung weggeworfen wird.

Und die Beziehung zu Gott? Es gibt Zeiten, in denen diese Beziehung unter Beschuss steht. Enttäuschung durch Menschen, Verletzungen, Krankheit oder Arbeitslosigkeit. Ist Gott auch dann noch gut, wenn es uns nicht gut geht? Ist er vertrauenswürdig, wenn meine Gebete nicht so erhört werden, wie ich es mir vorstelle?

Und es gibt ja auch schwere Zeiten im Leben. Zurzeit machen uns, zusätzlich zu den persönlichen Problemen, Klimawandel, Corona, Inflation, Energiekrise, Migrationsströme und der Ukrainekrieg großes Kopfzerbrechen. Das Vertrauen, dass etwas wieder gut wird, schwindet immer mehr.

Die Menschen, an die der Hebräerbrief gerichtet ist, kannten  viele Probleme und erlebten schwere Zeiten. Sie waren verfolgt worden, waren bestohlen und ins Gefängnis gesteckt worden. Viele von ihnen mussten um ihr Leben fürchten, weil sie sich vor Gott und nicht vor dem Kaiser verbeugten.

Nun sollen sie ermutigt werden mit den Worten des heutigen Predigttextes: „Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Geduld aber habt ihr nötig, auf dass ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt.“ (Hebräer 10,35-36)

Sätze der Ermutigung sind das für die Menschen damals, aber auch für uns heute, Leuchtworte in schweren Zeiten. Werft euer Vertrauen nicht weg, gebt nicht auf, Gott hält zu seinem Versprechen. Er gibt euch die Kraft das zu tun, was nötig ist.  „Er hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Tim. 1,7). So haben wir es in der Lesung heute gehört.                                                            Gleichzeitig lenkt Gott unseren Blick auf die Ewigkeit hin, die uns verheißen ist.  Er sagt: Euer Leben hat ein Ziel. Es ist die Welt, wo es kein Leid, keinen Schmerz und keinen Tod mehr geben wird. Der Ort, an dem es keine Bosheit mehr gibt. Der Ort, an dem vollkommener Friede herrscht. Der Ort, den wir Himmel nennen.

Was auch immer uns zurzeit umtreibt, womit wir zu kämpfen und worunter wir zu leiden haben, es gilt das Mutwort Gottes: „Werft euer Vertrauen nicht weg!“ Gott verspricht uns, dass er stärker ist als alle Finsternis, dass es keine Macht im Universum gibt, die uns aus seiner Hand reißen kann. Wir können Gott vertrauen. Werfen wir das Vertrauen nicht weg!

Vertrauen ist lebenswichtig. Wenn mir jemand vertraut, dann tut mir das gut. Das gibt mir Mut und Sicherheit. Wenn der Partner, die Partnerin mir vertraut, weiß ich mich geliebt. Wenn Eltern den Kindern vertrauen und umgekehrt, schafft dies Lebensraum und Beziehung. Wo es kein Vertrauen gibt, da herrscht Angst und Misstrauen. Vertrauen bedeutet, in der Gewissheit zu leben, dass ich gehalten und getragen bin. 

Gott vertraut mir mein Leben an, damit ich es recht gestalte, Leben als Gabe und Aufgabe.

Es gibt ein weiteres schönes Lied über das Vertrauen. Wir werden es gleich miteinander singen: „Wo ein Mensch Vertrauen gibt, nicht nur an sich selber denkt, fällt ein Tropfen aus dem Regen, der aus Wüsten Gärten macht.“ Wie wahr diese Worte doch sind!

Zum Schluss noch diese Vertrauensgeschichte:

Hoch über dem Marktplatz einer kleinen Stadt hatte ein Seiltänzer sein Seil gespannt und machte dort oben unter den staunenden Blicken vieler Zuschauer seine gefährlichen Kunststücke. Gegen Ender der Vorstellung holte er seine Schubkarre hervor und fragte einen der Anwesenden: „Sagen Sie, trauen Sie mir zu, dass ich die Karre über das Seil schiebe?“ „Aber gewiss“, antwortete der Gefragte fröhlich, und auch mehrere andere der Umstehenden stimmten der Frage sofort zu. „Würden sie sich dann meiner Geschicklichkeit anvertrauen, sich in die Karre setzen und von mir über das Seil fahren lassen?“, fragte der Schausteller weiter. Da wurden die Mienen der Zuschauer ängstlich.
 Nein, dazu hatten sie keinen Mut! Nein, das trauten sie sich und ihm nicht zu. Plötzlich meldete sich ein Junge
 „..Ich setze mich in die Karre“, rief er, kletterte hinauf, und unter dem gespannten Schweigen der Menge schob der Mann das Kind über das Seil. Als er am anderen Ende ankam, klatschten alle begeistert Beifall. Einer aber fragte den Jungen: „Sag, hattest du keine Angst da oben?“
 „O nein“, lachte der, es ist ja mein Vater, der mich über das Seil schob.

Vertrauen wir Gott, dass er uns durchs Leben schiebt! „Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat!“  Amen

 

Guter Gott, nimm uns die Angst in dieser schweren Zeit.

Lass uns den neuen Wegen vertrauen, auf die du uns schickst.

Sei du bei uns, wenn wir diese Wege gehen. Und begleite uns,

wenn wir in die ungewisse Zukunft gehen. Amen
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