20. So. n. Trin. 2021 Prediger Salomo 12,1-7
Denk an deinen Schöpfer in deiner Jugend, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre sich nahen, da du wirst sagen: »Sie gefallen mir nicht«; ehe die Sonne und das Licht, Mond und Sterne finster werden und Wolken wiederkommen nach dem Regen, – zur Zeit, wenn die Hüter des Hauses zittern und die Starken sich krümmen und müßig stehen die Müllerinnen, weil es so wenige geworden sind, und wenn finster werden, die durch die Fenster sehen, und wenn die Türen an der Gasse sich schließen, dass die Stimme der Mühle leiser wird, und wenn sie sich hebt, wie wenn ein Vogel singt, und alle Töchter des Gesanges sich neigen; wenn man vor Höhen sich fürchtet und sich ängstigt auf dem Wege, wenn der Mandelbaum blüht und die Heuschrecke sich belädt und die Kaper aufbricht; denn der Mensch fährt dahin, wo er ewig bleibt, und die Klageleute gehen umher auf der Gasse; – ehe der silberne Strick zerreißt und die goldene Schale zerbricht und der Eimer zerschellt an der Quelle und das Rad zerbrochen in den Brunnen fällt.
Denn der Staub muss wieder zur Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat.
Denk an deinen Schöpfer in deiner Jugend, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre sich nahen, da du wirst sagen: »Sie gefallen mir nicht«; ehe die Sonne und das Licht, Mond und Sterne finster werden und Wolken wiederkommen nach dem Regen, – zur Zeit, wenn die Hüter des Hauses zittern und die Starken sich krümmen und müßig stehen die Müllerinnen, weil es so wenige geworden sind, und wenn finster werden, die durch die Fenster sehen, und wenn die Türen an der Gasse sich schließen, dass die Stimme der Mühle leiser wird, und wenn sie sich hebt, wie wenn ein Vogel singt, und alle Töchter des Gesanges sich neigen; wenn man vor Höhen sich fürchtet und sich ängstigt auf dem Wege, wenn der Mandelbaum blüht und die Heuschrecke sich belädt und die Kaper aufbricht; denn der Mensch fährt dahin, wo er ewig bleibt, und die Klageleute gehen umher auf der Gasse; – ehe der silberne Strick zerreißt und die goldene Schale zerbricht und der Eimer zerschellt an der Quelle und das Rad zerbrochen in den Brunnen fällt.
Denn der Staub muss wieder zur Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat.
Liebe Gemeinde!
Ich habe diesen Abschnitt aus der Bibel schon immer gemocht, weil er so sehr mit unserer Lebenswirklichkeit verbunden ist wie kaum ein anderer.
Ich habe diesen Abschnitt aus der Bibel schon immer gemocht, weil er so sehr mit unserer Lebenswirklichkeit verbunden ist wie kaum ein anderer.
Ich liebe diesen Text auch wegen seiner Sprachbilder.
„Denk an deinen Schöpfer in deiner Jugend, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre sich nahen, da du wirst sagen: „Sie gefallen mir nicht.“
Warum einem diese Tage nicht gefallen, wird in den nächsten Versen gesagt, wenn dort in poetischen Bildern die nicht mehr funktionierenden Körperteile wie Arme, Beine, Augen, Ohren und Zähne anschaulich beschrieben werden.
Der Prediger Salomo vergleicht das Alter mit dem Winterhalbjahr in Palästina, das im Gegensatz zum Sommer ungemütlich, kalt und regnerisch ist. Sonne, Mond und Sterne bleiben dann hinter dicken Wolken verborgen, und ein Regenschauer jagt den anderen. Das ist der Lebensabschnitt, „wenn die Hüter des Hauses zittern“: Die starken Arme, mit denen man früher für den Broterwerb gearbeitet und sich gegen Feinde verteidigt hat, sind schwach und zittrig geworden. Das ist der Lebensabschnitt, „wenn die Starken sich krümmen“; gemeint sind die Beine, die schon unzählige Kilometer hinter sich gebracht haben; nun sind sie krumm geworden, die Kniegelenke schmerzen, und das Laufen fällt schwer. Das ist der Lebensabschnitt, „wenn müßig stehen die Müllerinnen, weil es so wenige geworden sind“; gemeint sind die Zähne, von denen die meisten schon ausgefallen sind; der Rest ist kaum mehr in der Lage, feste Nahrung zu zerkleinern. (Da merken wir, dass wir im Zeitalter der Zahnprothese doch einen wesentlichen Vorteil haben gegenüber Salomo!) Das ist der Lebensabschnitt, „wenn finster werden, die durch die Fenster sehen“; die Augen werden schwach und trübe. Das ist der Lebensabschnitt, wenn man schlecht hört und die Stimme brüchig wird, „wenn die Türen an der Gasse, also die Ohren, sich schließen, dass die Stimme der Mühle leiser wird, und wenn sie sich hebt, wie wenn ein Vogel singt, und alle Töchter des Gesangs sich neigen.“ Klettern, Treppen steigen, wandern, in der Jugend ein Kinderspiel, ist auch nicht mehr drin: Man fürchtet sich jetzt vor Höhen, es wird einem unterwegs schwindlig. Ja, und dann kommt der Zeitpunkt, wo das Leben nur für die anderen weitergeht, wo es nur für die anderen wieder Frühling und Sommer wird: „Wenn der Mandelbaum blüht und die Heuschrecke sich wieder regt und die Kapernfrüchte aufbrechen“.
Diese Beschreibungen des Alters können einen erschrecken. Sie scheinen nicht in unsere vom Jugendwahn geprägte Zeit zu passen, aber sie sind eine nüchterne Beschreibung des Lebens und des Altwerdens. Und damit haben wir als Kirche ja auch viel zu tun. Jemand hat mal gesagt: Altenarbeit ist heute die halbe Gemeindearbeit. Ich glaube, das stimmt.
Im Gegensatz zu den realistischen Beschreibungen des Predigers Salomo leben heute viele in der Illusion, das Alter aufschieben und womöglich besiegen zu können. Eine breit angelegte sogenannte Anti-Aging-Bewegung versucht dem älter werdenden Menschen vorzugaukeln, dass er das Alter aufhalten kann. Viele Zeitgenossen bäumen sich mit aller Kraft gegen das Alter auf. In unserer Gesellschaft will man wohl alt werden, aber nicht alt sein. Das Alter wird verdrängt bis in die Sprache hinein. Da sind aus Altenheimen schon längst „Seniorenresidenzen“ geworden.
Wie wir es auch drehen und wenden, wir können uns nicht herumlügen um die Tatsache, dass unsere Zeit begrenzt ist, die Lebenskraft im Laufe der Jahre abnimmt. Mit meinen 61,5 Jahren erlebe ich das ja auch schon: Ich spüre die Vergänglichkeit, die nachlassende Belastbarkeit, ich bin keine 30 mehr.
Und deshalb sagt der Prediger, ist es wichtig, den Schöpfer nicht aus den Augen zu verlieren. Je, er ermuntert uns, das Alter und auch den Tod anzunehmen. Aber der Prediger sagt mehr als das berühmte „Memento mori“ – bedenke, dass Du sterben musst -sondern er sagt: „Memento creatoris“: Denk an den Schöpfer des Lebens, der auch der Erhalter des Lebens ist, denk an den Herrn über Leben und Tod. Es ist ein ernstes, aber doch kein hoffnungsloses Wort, das der Prediger Salomo gerade an junge Menschen richtet:
„Denk an deinen Schöpfer in deiner Jugend.“
Gott ist ein Liebhaber des Lebens. Er ist kein „Spielverderber“. Und gerade der junge Mensch soll sich seines Lebens freuen und nicht gedankenlos in den Tag hineinleben, so als würde das Leben in ewiger Jugend weitergehen. Darauf weist der Prediger Salomo zwei Verse vorher (11,10) hin: „So freue dich, Jüngling, in deiner Jugend und lass dein Herz guter Dinge sein in deinen jungen Tagen. Tu, was dein Herz gelüstet und deinen Augen gefällt“.
Gott will dass unser Leben gelingt und deshalb ist es wichtig, so früh wie möglich uns an Gott unseren Schöpfer zu erinnern. Er hat uns das Leben geschenkt, aber ihm sind wir auch verantwortlich.
Er möchte unser Leben reich machen. Der Psalmist betet: „Fülle mich frühe mit Deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang.“ (90,14). Frühe – bevor es zu spät ist.
In einem Cartoon wird das sehr schön verdeutlicht. Er beginnt mit einem Kind, das fröhlich umherspringt. Darunter steht: „Viel zu jung um an Gott zu denken.“ Dann folgt ein Jugendlicher, der mit seinem Mountainbike einen riesengroßen Sprung macht, gleichsam durch die Landschaft fliegt. Dabei der Kommentar: „Viel zu übermütig, um an Gott zu denken.“ Darauf folgt ein verliebtes Pärchen, mit der Beschreibung: „Viel zu glücklich, um an Gott zu denken.“ Angereiht wird ein Bild einer sehr konzentriert arbeitenden Frau im Büro, die zwischen den Aktenstapeln zu versinken droht. Die Erklärung lautet: „Viel zu beschäftigt, um an Gott zu denken.“ Im nächsten Bild erscheint ein Banker mit hochgezogenen Augenbrauen vor einer abfallenden Aktienkurve mit der Unterschrift: „Viel zu sorgenvoll, um an Gott zu denken.“ In der nächsten Lebenssituation wird ein älterer Mann mit Stock dargestellt und dann heißt es: „Viel zu alt, um an Gott zu denken.“ Im letzten Bild schließlich erkennt man einen Kranz, der um einen Grabstein gelegt wurde. Auf dem Grabstein steht: „Viel zu spät, um an Gott zu denken.“
Alles hat seine Zeit“, so steht es auch bei Kohelet. Aber unser Predigtwort mahnt uns, es gibt auch ein zu spät. Deshalb: Denk früh genug an deinen Schöpfer! Heute ist es noch nicht zu spät!
Wir leben aus der Erinnerung an Gottes gnädiges Handeln, wir leben aus der Liebe Gottes, die in Jesus Christus Fleisch geworden ist, eine Liebe, die niemals aufhört, auch dann nicht, wenn die Kräfte nachlassen. Amen