„ Lobe den Herren, den mächtigen König“ - Liedpredigt
Liebe Gemeinde!
Liebe Gemeinde!
Eines der Toplieder unseres Gesangbuches ist der Choral „Lobe den Herren.“ In mehr als 30 Sprachen ist das weltweit beliebte Lied übersetzt worden. Über alle Grenzen und Konfessionsgrenzen wird es gesungen. In unserem Gesangbuch ist neben der ursprünglichen Fassung auch eine ökumenische Version abgedruckt. Zwischen den beiden Liednummern 316 und 317 ist zusätzlich die erste Strophe in fünf weiteren Sprachen zu finden: in Englisch, Französisch, Schwedisch, Polnisch und Tschechisch. Man kann im Urlaub in Schweden im Gottesdienst das Lied mitsingen; man kann beim Gemeindefest mit Gästen aus Übersee, aus Tansania ober Papua-Neuguinea mit diesem Lied gemeinsam Gott loben. Man kann es bei einer Hochzeit in der Kirche gemeinsam mit den katholischen Verwandten und Freunden singen. Man kann es als Ständchen zum 80. oder 90. Geburtstag singen und das Wunder erleben, dass der Jubilar oder die Jubilarin es noch auswendig mitsingen kann. Es ist ein Lied, das es möglich macht, gemeinsam Gott zu loben.
1. Strophe singen
1680 starb der Dichter dieses Liedes: Joachim Neander. Er hat leider die Erfolgsgeschichte seines Liedes nicht mehr erlebt. Doch wenn man seine Lebensgeschichte näher anschaut, kann man vielleicht erahnen, warum es ein Lied ist, das so viele Menschen berührt. Es ist ein Lied, das aus vollem Herzen gedichtet wurde und dadurch direkt ins Herz geht. Joachim Neander, Sohn einer norddeutschen Pastorenfamilie, will Pastor werden. Ordentlich, aber ohne große Leidenschaft studiert er wie schon sein Vater, Großvater und Urgroßvater. Damals war das Studium eine staubige, gelehrte, wir würden sagen verkopfte Angelegenheit. Gegen Ende seines Studiums hört Neander von einem Bekehrungsprediger in Bremen, der mit seinen Predigten die Menschen begeistert. Er geht dahin und ist davon auch zutiefst getroffen. Die Liebe Gottes regierte so, dass die Predigt sein Herz traf, heißt es. Und das verändert ihn. Es fließt auch in dieses Lied ein.
Es ist eine Vertonung des 103. Psalm, der mit einem Aufruf an die eigene Seele beginnt: „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen, vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat…“
2—4. Strophe singen
Genau darin liegt die Kraft dieses Liedes: dass man sich erinnern kann: Am Geburtstag auf sein Leben zurückblicken und sehen: ja, es gab kritische Situationen, schwere Zeiten, Unsicherheiten, wo ich nicht wusste, wie es weitergehen soll. Aber jetzt erkenne ich: Ich bin bewahrt worden, herrlich regieret und sicher geführet. Und in der Not, waren da nicht Gottes Flügel? Am Sonntagmorgen in der Kirche sitzen und dieses Lied (hören) und auch singen und mit einem anderen Blick auf das eigene Leben schauen: Ich bin ja wunderbar gemacht, künstlich und fein bereitet, auch wenn ich mich manchmal unansehnlich fühle, dankbar erkennen: Ja, meine Gesundheit ist mir verliehen, ein Geschenk. Als Brautpaar vor dem Altar oder als Mutter oder Vater mit einem Kind auf dem Arm singen: Lobe den Herrn, der deinen Stand sichtbar gesegnet, der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet…Wie großartig, dass es dieses Lied gibt, mit dem wir unser Glück und diese Liebe einfach heraus singen können. Und dieses Glück im Herzen aufbewahren für andere Zeiten, damit man sich erinnern kann: Denke daran, was der Allmächtige kann!
Ich stelle mir vor, dass Joachim Neander dieses Lied nicht an seinem Düsseldorfer Schreibtisch geschrieben hat, sondern wahrscheinlich in der Natur, auf einem seiner ausgedehnten Spaziergänge im Tal der Düssel gedichtet. Viele Jahre später nannte man dieses Tal zu seinen Ehren „Neandertal“.
Ich stelle mir vor, wie der junge Pastor sein Lied summt und nach Reimen sucht. Da kommt ihm das Echo zu Hilfe, das in diesem Tal mit seinen tiefen Schluchten und hohen Felsen ganz besonders schön ist. Wer genau hinhört, der findet dieses Echo auch in seinem Lied wieder. Ehren, begehren, regieret, geführet, verspühret, bereitet, geleitet, gebreitet… Fast scheint es, dass dahinter mehr steckt als nur eine kleine Wortspielerei und Lust am reimen. Vielleicht stellt er fest: was Gott tut, das hat ein Echo in meinem Leben. In den schlechten Zeiten, wo es augenscheinlich nichts zu loben gibt, da höre ich, wie von fern, das Echo der vergangenen Zeiten. Ich erinnere mich, womit Gott mich im Leben schon gesegnet hat. Im Erinnern liegt eine Kraft. Im Erinnern begegnet die Seele der Liebe Gottes und schöpft neue Zuversicht: „Denke daran, was der Allmächtige kann, der dir mit Liebe begegnet.“
Ich vermute, in diesem Echo, in diesem Erinnern liegt das Geheimnis verborgen, warum dieses Lied so beliebt ist. Wenn ich es mit anderen zusammen singe, dann spüre ich ein Echo im Herzen. Ich und mit mir andere erinnern sich an das was Gott an mir (uns) getan hat und es immer noch tut.
5. Strophe singen
Dieses Lied geht uns zu Herzen. Mehr noch jetzt, nachdem wir die Lebensgeschichte des Dichter rein wenig kennen gelernt haben. Neander hat mit seinem Lied die schönsten Worte und Bilder der Bibel aufgenommen. Im Singen lösen sie ein Echo aus: in der Welt und in uns selbst.
Sein Lied endet wie jedes Gebet und jede Predigt mit dem Amen. Die Seele, die Sängerin und der Sänger sollen den Herrn loben und ihre Zuversicht auf Gott setzen. Amen
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