„Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird, denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.“ (1. Tim. 4,4-5)
Liebe Gemeinde!
Inmitten des geschmückten Altars ist heute auch das Worte DANKE deutlich zu lesen. Danke ist eines der wunderbarsten Wörter. Danke macht das Leben schön und hat eine unglaubliche Kraft. Diese Kraft kann jeder in sich selbst spüren. Wenn jemand freundlich und überraschend zu uns danke sagt, huscht fast von selbst ein Lächeln in unser Gesicht und macht uns glücklich.
Am Erntedankfest geben wir uns ganz hinein in den Dank. Wir werden daran erinnert, dass wir reich beschenkt sind. Für unser Leben ist gesorgt.
Die Kartoffeln und Möhren, die Äpfel, Nüsse und Kürbisse, das Getreide … all die schönen Sachen auf und am Altar, führen uns vor Augen: Unser Tisch ist gedeckt. Auch wenn die allermeisten von uns nicht mehr von der Landwirtschaft leben, haben wir, was wir zum Leben brauchen und noch viel mehr.
Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut…“ Dieser Satz erinnert mich an die Schöpfungsgeschichte, wo es heißt: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte und siehe, es war sehr gut.“
„Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut…“ Dieser Satz weckt aber nicht nur Zustimmung, sondern auch Widerspruch in mir. Ist in der Welt wirklich, alles gut? Ich muss ja nur zum Fenster hinausschauen, um festzustellen, dass es nicht so ist. Angesichts der Nöte und Probleme unserer Zeit, frage ich mich, ob man noch so von unserer Welt sprechen kann. Vieles, was geschieht, lässt uns zu anderen Erkenntnissen kommen, nämlich, dass die Welt verdorben ist, dass der Mensch schlecht ist. Kriege, Hunger, Terroranschläge, Hass und Gewalt, Naturkatastrophen, aber auch genmanipulierte Lebensmittel, Fleischskandale, unwürdige Massentierhaltung, Verpestung unserer Umwelt usw. Das alles und noch viel mehr bedroht unsere Schöpfung, bedroht den Menschen. Und dann lesen wir hier: „Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut…“
Ob der Verfasser dieser Zeilen ein Träumer, ein Phantast ist? Gewiss war seine Welt vor zwei Jahrtausenden anders als die unsrige heute, aber viel besser wird es da auch nicht gewesen sein, weil Gewalt, Leid, Krankheit und Tod auch damals schon die Welt begleitet haben.
Warum also hält der Verfasser fest an der Aussage, alles, was Gott geschaffen hat, ist gut? Nun, an erster Stelle steht für ihn der feste Glaube, dass diese Welt Gottes Welt ist, eine Welt, von ihm erschaffen und erhalten. Alles, auch die missbrauchte und gequälte Welt bleibt seine Welt. In ihr können und dürfen wir leben, trotz allem, was wir Menschen daraus machen.
Darum ist in dieser Welt nichts verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird, sagt der Apostel in seinem zweiten Gedanken. Es ist gut, dass wir heute etwas von den Gaben, von den Früchten und Blumen unserer Felder und Gärten in die Kirche gebracht haben. Damit wollen wir doch unsere Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. Das alles haben wir aus Gottes Hand, aus seiner guten Schöpfung.
Mir scheint aber, dass wir gerade die Dankbarkeit oft vergessen.
Ein Pastor begegnet einem seiner Gemeindeglieder, einem Mann, der gerade in seinem Garten erntet. Die Körbe sind voll mit Obst und Gemüse und die Herbstblumen im Garten blühen in aller Pracht. „Da ist Ihnen mit Gottes Hilfe aber eine schöne Ernte gelungen. Sie können dankbar sein“, meint der Pastor zu dem Mann. Worauf dieser sich mühsam aufrichtet und ihm antwortet: „Na ja, da hätten Sie den Garten aber sehen sollen, als Gott ihn noch allein bewirtschaftet hat.“
Wir schreiben nur allzu gerne alles unserer eigenen Tüchtigkeit und unserem eigenen Fleiß zu und vergessen, dass uns das meiste geschenkt wird. Wenn es uns gut geht, dann denken wir nicht groß über Dankbarkeit nach. Haben wir dagegen ein schweres Schicksal zu tragen, oder einen großen Verlust erlitten, dann ziehen wir Gott zur Rechenschaft.
Wer aber sein Leben mit all seinen Seiten, den guten und den weniger guten, als Geschenk ansieht, wird nicht anders können als Gott seinen Dank zu bringen. Dieser Dank ist kein Allheilmittel, mit dem man alles Schwere im Leben und das Elend der Welt kurieren könnte, aber dieser Dank ist der Eckpunkt des Lebens, wie es Gott gemeint hat. Dankbarkeit verändert uns. Wer mit dankbarer Haltung sein Leben gestaltet, nimmt diese Welt anders wahr. Wo wir unser Leben mit Dankbarkeit sehen, werden andere Gedanken beiseitegeschoben: Unzufriedenheit, Neid oder Egoismus. Neue Gedanken werden sich einstellen. Wir erkennen, dass wir verantwortlich sind auch für andere, und dass im Geben und Teilen Erfüllung liegt.
„Nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird…“ Ich meine, dass wir oft genug ein Beispiel dafür geben, was dieses Wort meint, wenn wir es umkehren: es ist verwerflich, alles immer nur ohne Danksagung hinzunehmen.
Ich finde, es ist mehr als angemessen, wenigstens einmal im Jahr all den Ertrag unseres Lebens zu sehen, zu schätzen und Gott dafür zu danken. Jeder und jede von uns, da bin ich mir sicher, hat viele, viele Gründe Danke zu sagen. Übrigens: Das Wunderbare am Danken ist ja dies: es macht uns nicht ärmer, sondern reicher: reicher an Freude, reicher an Zufriedenheit. Es macht zufrieden dem gütigen Gott das gebührende Lob zu sagen. Amen