Liebe Gemeinde!
Ein Lied darf fast nie bei unseren Trauerfeiern fehlen. Es ist das Lied mit der Nummer 376: „So nimm denn meine Hände“.
"So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich. Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt: wo du wirst gehn und stehen, da nimm mich mit.
In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz und mach es gänzlich stille in Freud und Schmerz. Lass ruhn zu deinen Füßen dein armes Kind: es wird die Augen schließen und glauben blind.
Wenn ich auch geich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht: so nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich."
Ein Lied darf fast nie bei unseren Trauerfeiern fehlen. Es ist das Lied mit der Nummer 376: „So nimm denn meine Hände“.
"So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich. Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt: wo du wirst gehn und stehen, da nimm mich mit.
In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz und mach es gänzlich stille in Freud und Schmerz. Lass ruhn zu deinen Füßen dein armes Kind: es wird die Augen schließen und glauben blind.
Wenn ich auch geich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht: so nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich."
Julie Hausmann hat es gedichtet. In der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Viel erfahren wir nicht über diese Frau. Sie wächst als Tochter eines Lehrers auf. Sehr jung lernt sie ihren späteren Verlobten kennen. Sie verliebt sich in diesen jungen Mann, einen Pastor. Der sieht seine Berufung darin, Menschen, die noch nie etwas von Gott gehört haben, etwas darüber zu erzählen. Er will unbedingt Missionar in Afrika werden. Seine Papiere sind schon fertig, der Abreisetermin steht fest, ausgerechnet als die beiden sich kennen lernen. Sie verloben sich, und dann fährt er nach Afrika. Einige Zeit später hat auch Julie die nötigen Papiere zusammen, um ihrem Verlobten hinterher zu reisen. Nach mehrwöchiger Reise kommt sie an, aber der Verlobte ist nicht da, um sie zu empfangen. Sie fragt nach ihm. Trauriges Kopfschütteln. Endlich nimmt sich jemand ein Herz und führt sie etwas abseits zum Friedhof der Missionsstation. Dort hatte man drei Tage vor ihrer Ankunft den Verlobten beerdigt. Noch am gleichen Abend, so wird jedenfalls erzählt, setzt sich Julie Hausmann hin und schreibt dieses Lied als Antwort auf den Verlust des liebsten Menschen.
Auch Sie, liebe Angehörige, haben in den letzten Wochen oder Monaten, manche von Ihnen sogar vor Jahren, einen lieben Menschen verloren. Einen Menschen, der Sie ein Stück – meistens ein sehr langes Stück – auf Ihrem Lebensweg begleitet hat. Sei es Vater oder Mutter, Ehemann oder Ehefrau, Grossmutter oder Grossvater, Bruder oder Schwester, oder wer immer.
Es schmerzt, wenn man liebe Menschen gehen lassen muss. Unwiderruflich. Endgültig. Wir, Sie sind zurückgelassen. Mal erleichtert, dass ein langer, schwerer Lebensweg ein Ende hatte, mal erschüttert, dass es doch so unerwartet und schnell gegangen ist. Mal froh und dankbar für all das Schöne, das Sie zusammen erleben durften, mal traurig und erschöpft angesichts der schweren Zeiten, durch die Sie hindurchmussten. Immer aber mit einer Lücke in Ihrem Leben, in Ihrem Herzen. Denn jetzt müssen Sie allein weitergehen. Zumindest ohne die Person, die Gott zu sich gerufen hat. Das ist schwer. Es ist umso schwerer, je enger man miteinander verbunden war.
Auch für Julie Hausmann war das so. Sie wünscht sich, dass da einer da ist, der sie an die Hand nimmt und führt. Dass Gott ihr Herz in sein liebevolles Erbarmen hüllt, sie halte und trage, trotz aller Trauer.
Liebe Angehörige, fühlen Sie sich von dieser Melodie und von diesen Worten umarmt! Eingehüllt in einen warmen, flauschigen Mantel voller Wärme, Frieden und Güte. Vielleicht gelingt es Ihnen dann, dass Sie im Geist die Augen schließen können und blind glauben, blind vertrauen. Sich einfach überlassen dem, der Sie mit so viel erbarmender Liebe umfängt.
Es gibt aber auch Zeiten, da merken wir nichts von Gottes Macht, nichts von seiner Liebe, nichts von seinem Trost. Vielleicht ist gerade jetzt bei Ihnen so eine Zeit. Dann ist Ihr Glaube nichts als ein trotziges Trotzdem. „Trotzdem will ich glauben, will ich dir vertrauen. Auch wenn ich nichts fühle, Gott. Wenn ich keine Ahnung habe, wie es weitergehen soll. Ich weiß, du bist da, führe mich trotzdem. Du bringst mich doch am Ende ans Ziel. Auch wenn es jetzt durch Nacht und Dunkel geht.“
Machen wir uns doch dieses Gebet der Julie Hausmann zum Gebet für unser Leben, zum Gebet auch für unser Sterben einmal.
Dass Gott meine Hände nimmt und mich führt, wo ich doch allein überhaupt nicht gehen kann, nicht einen einzigen Schritt. Dass er mich ans Ziel bringt. Auch durch die Nacht.
Gott führt uns. Gott führt auch Sie an seiner Hand. Er führt uns auf ein Ziel zu. Nicht auf den Tod zu, sondern auf das Leben. Das ewige Leben bei ihm. Das er all denen verheißen hat, die an Jesus Christus glauben.
Bitten wir ihn darum. Dann nimmt er unsere Hände und führt uns. Bis an unser seliges Ende und bis in alle Ewigkeit. Amen
Singen wir nun EG 376!