3. So.n. T. - Lukas 15, 1-10
Ein Hirte hat ein Schaf verloren, eine Frau einen ihrer Groschen – wir alle im Frühjahr 2020 unsere Sicherheit. Von einem Augenblick auf den anderen stand unser Leben still.
Mehr als ein Jahr musste vergehen, bis sich die Lage wieder entspannte. Heute haben wir die Pandemie zwar noch nicht hinter uns, aber doch vieles wiedergefunden, von dem, was lange verloren war.
Aber anders als der Hirte und die Frau im Gleichnis, die sofort wussten: Eines von 100 Schafen und einer von zehn Groschen fehlt, spürten wir erst allmählich, was wir alles entbehrten. Vielen war zuvor nicht bewusst, wie sehr sich ihr Leben im öffentlichen Raum abspielt: Auf dem Weg zur Arbeit, bei kulturellen Veranstaltungen, in Vereinen, Kirchengemeinden u. v. a. m. Erst als wir alleine daheim waren, merkten wir, wie wichtig Treffen mit Kolleg*innen, Freunden und Verwandten für uns sind und wie viele persönliche Begegnungen wir beim Einkaufen, Arztbesuch, in der Kirche oder auf dem Spielplatz haben.
Schnell erlebte das gute alte Telefonieren eine neue Blüte und wir waren vom Kind bis zum älteren Menschen beruflich wie privat, online verbunden. Bald lernten auch viele Ältere die Video-Telefonie kennen und schätzen, entgegen manch früherer Bedenken.
Allerdings waren viele Firmen, ja ganze Gewerbe hart betroffen. Der Staat half und hilft mit unfassbar viel Geld, um Pleiten zu verhindern. Trotzdem überlebte manches Geschäft, manches Unternehmen den Lockdown kaum und vielen machte und macht immer noch die Existenzangst zu schaffen. Weit schlimmer als ihnen geht es armen Menschen in anderen Ländern, v. a. im Süden. Sie sind von Hunger stärker bedroht als von Covid 19.
Den meisten bei uns geht es wohl auch besser als dem Hirten und der Frau im Gleichnis. Er war vermutlich nicht der Besitzer der 100 Schafe, sondern hütete sie für Lohn, war den Besitzern Rechenschaft oder Ersatz schuldig, wenn er eines verlor oder nicht gesund heimbrachte.
Die Frau, die ihren Groschen vermisste, war vermutlich noch ärmer: Sie hatte nur zehn Münzen, die sie wohl einzeln aufbewahrte und nicht wie andere Frauen ihre Mitgift als Kette von Geldstücken für Notzeiten um den Hals. Für sie war jeder einzelne Groschen sehr wertvoll; sie musste ihn unbedingt wiederfinden. Wovon sollte sie sonst leben?
Auch wir mussten suchen. Wie sollten wir das alles verkraften, persönlich und als Gesellschaft, als Verein, als Gemeinde? Was gibt uns Halt? Woher kommt Hoffnung?
Je länger die Krise dauerte, desto klarer wurde: Weitermachen wie bisher wird kaum möglich sein. Wir müssen um- und neu denken, neue Perspektiven finden, dabei den Klimawandel, weltweite Gerechtigkeit und andere Herausforderungen nicht vergessen.
Vielen Menschen hat in dieser Zeit die Neubesinnung auf Gottes Wort geholfen. Die Hoffnung, dass Gott uns Menschen nicht aufgibt, sondern an unserer Seite geht, besonders in den schwierigen Zeiten des Lebens. Wir haben unser Leben nicht selbst in der Hand, aber wir haben in Gott unsere Kraftquelle. Wir müssen nicht in Resignation, Ohnmacht und Einsamkeit versinken. Wir können uns in der Fürbitte, im Gebet immer wieder der Gegenwart Gottes versichern und selbst andern mit Rat und Tat beistehen. So kann selbst in der Krise neue Hoffnung keimen, neue Gemeinschaft wachsen, neuer und alter Glaube sich bewähren. Welch Grund zur Freude!
Mit Freude endet auch Jesu Gleichnis. Als der Hirte sein Schaf und die Frau ihre Münze wiedergefunden hatten, behielten sie Ihr Glück nicht für sich, sondern teilten es mit Freund*innen und Nachbar*innen. Lange hatten sie gesucht, waren unbekannte Wege gegangen, hatten das Unterste zu Oberst gekehrt – mit Erfolg. Das musste gefeiert werden!
Wir sind noch unterwegs, noch auf der Suche. So schnell wird die Pandemie nicht vorbei sein. Aber viele haben Möglichkeiten entdeckt, Chancen in der Krise zu finden.
Wir Christ*innen konnten und können versuchen, anderen mit unserem Glauben Mut zu machen, unsere Hoffnung an sie weitergeben.
Das Leben geht weiter und hält für uns sowohl Freude als auch Leid bereit. Heute ist es die Freude über das Wiedergefundene- wie in den beiden Gleichnissen beschrieben. Die Freude auch über die Geburt eines Kindes, so wie bei Ihnen, liebe Eltern, die Sie Ihr Kind heute zur Taufe hierhergebracht haben. Ein neues Leben, das Ihnen zur Fürsorge anvertraut ist. Sie sollen eine Aufgabe an ihm erfüllen. Gott will Ihnen dazu seine Kraft geben. Möge Er, der Allmächtige, Sie segnen! Amen